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Familiäre Alzheimer-Demenz

Neurofilamente zeigen Verlauf an

Ein neuer Bluttest kann Vorboten einer Alzheimer-Erkrankung lange vor dem Auftreten einer Demenz nachweisen. Dabei erfasst der Test nicht das Beta-Amyloid, sondern ein Neurofilament als Marker des Nervenzelluntergangs.
Brigitte M. Gensthaler
23.01.2019  15:18 Uhr

Seit langem arbeiten Forscher an der Früherkennung des Morbus Alzheimer. Im Idealfall soll das Verfahren den pathologischen Prozess Jahre vor dem Auftreten von klinischen Symptomen erkennen und den Verlauf vorhersagen können. Mit Bluttests wurden bereits beachtliche Erfolge erzielt. Die meisten weisen Beta-Amyloid-Proteine nach, die sich bei einer Alzheimer-Erkrankung im Gehirn ansammeln und auch im Blut auftreten.

Wissenschaftler am Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE), dem Hertie-Institut für klinische Hirnforschung und dem Universitätsklinikum Tübingen verfolgen einen anderen Ansatz. »Unser Bluttest misst nicht Amyloid, sondern das, was es im Gehirn anrichtet, nämlich Neurodegeneration. Anders gesagt: den Tod von Nervenzellen«, sagt Professor Dr. Mathias Jucker, Forscher am Tübinger DZNE-Standort, in einer Pressemeldung des DZNE. Jucker ist Leiter der Studie, die am Montag in der Fachzeitschrift »Nature Medicine« veröffentlicht wurde.

Die Forscher erfassten Bruchstücke eines Neurofilaments (Neurofilament light Chain, NfL), das beim Untergang von Neuronen entsteht, mithilfe eines ultrasensitiven Immunoassays. NfL ist ein Marker für diverse zerebrale Neuropathien, aber nicht spezifisch für Alzheimer. Sie analysierten Daten und Proben von 405 Personen, die im internationalen Forschungsverbund DIAN (Dominantly Inherited Alzheimer Network) erfasst sind. Das Netzwerk untersucht Familien, bei denen aufgrund genetischer Veränderungen eine Alzheimer-Erkrankung schon im mittleren Alter auftritt. Mit genetischen Analysen lässt sich recht genau vorhersagen, ob und wann ein Familienmitglied an Demenz erkranken wird.

Es kommt auf die Dynamik an

Jucker und Kollegen verfolgten die Entwicklung der Filament-Konzentration von Jahr zu Jahr und fanden heraus, dass die NfL-Konzentrationen im Liquor und im Blut miteinander korrelieren – was eine Voraussetzung für einen Bluttest ist – und in präsymptomatischen Stadien ansteigen. Bis zu 16 Jahre vor dem errechneten Eintreten von Demenzsymptomen gab es im Blut auffällige Veränderungen. »Es ist nicht der absolute Wert der Filament-Konzentration, sondern deren zeitliche Entwicklung, die wirklich aussagekräftig ist und Vorhersagen über den weiteren Krankheitsverlauf erlaubt«, betont Jucker.

Die Veränderung der NfL-Konzentration (NfL-Dynamik) spiegelte den neuronalen Abbau sehr exakt wider und war sowohl prädiktiv für die Rate des Hirnabbaus als auch für die kognitiven Veränderungen, die mit etablierten Testverfahren bei den Teilnehmern erhoben wurden, betonen die Wissenschaftler in ihrem Paper. Dagegen war die Korrelation mit toxischen Amyloid-Ablagerungen oder dem Glucose-Metabolismus weniger ausgeprägt.

Wer nun hofft, dass eine Alzheimer-Demenz bald Jahre im Voraus zu erkennen sei, wird enttäuscht. Da die NfL-Bildung nicht spezifisch für Alzheimer ist, sondern »nur« eine Neurodegeneration anzeigt, eignet sich der Test nur bedingt zur Diagnose von Alzheimer. Da er aber den Krankheitsverlauf genau anzeigt, sieht Jucker darin »ein ausgezeichnetes Werkzeug« für die Therapieforschung.

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