Neues zur kardiovaskulären Risikoreduktion |
Theo Dingermann |
26.08.2024 09:00 Uhr |
Semaglutid senkt das Risiko für schwere Herz-Kreislauf-Ereignisse bei übergewichtigen Patienten – auch bei solchen mit Herzinsuffizienz. / Foto: Getty Images/wildpixel
Die randomisierte, placebokontrollierte Studie SELECT wurde im Jahr 2018 begonnen. Teilnehmende waren 17.604 Erwachsene mit einem Body-Mass-Index (BMI) von mindestens 27 und einer bestehenden kardiovaskuläre Erkrankung (CVD) ohne Diabetes. Die Studie ergab, dass die einmal wöchentliche subkutane Injektion von 2,4 mg Semaglutid im Vergleich zu Placebo das Risiko für schwere kardiovaskuläre Ereignisse (MACE) signifikant reduzierte. Die US-amerikanische Zulassungsbehörde FDA, nicht jedoch die Europäische Arzneimittelagentur (EMA), sprach sich daraufhin für eine Zulassungserweiterung für Semaglutid zur Prävention kardiovaskulärer Ereignisse bei Risikopatienten aus.
Noch nicht schlüssig gezeigt werden konnte, ob auch Patienten mit atherosklerotischer kardiovaskulärer Erkrankung (ASCVD) und Herzinsuffizienz von einer Therapie mit Semaglutid profitieren. Jetzt berichtet ein Autorenteam aus der Gruppe der SELECT-Studienärzte im Fachjournal »The Lancet« über die Ergebnisse einer vorab festgelegten Auswertung der Wirkung hinsichtlich ischämischer und Herzinsuffizienz-bedingter kardiovaskulärer Ergebnisse.
Für diese Auswertung relevant waren 4286 Patienten, für die bei der Aufnahme in die Studie eine Vorgeschichte von Herzinsuffizienz dokumentiert worden war. Vertreten waren sowohl Herzinsuffizienz-Patienten mit erhaltener Ejektionsfraktion (HFpEF), mit reduzierter Ejektionsfraktion (HFrEF) als auch mit nicht klassifizierter Herzinsuffizienz. Die primären Endpunkte, die ausgewertet wurden, waren MACE (nicht tödlicher Herzinfarkt oder Schlaganfall sowie kardiovaskulärer Tod), kombinierte Endpunkte der Herzinsuffizienz (Krankenhausaufenthalte oder dringende Krankenhausbesuche wegen Herzinsuffizienz), kardiovaskulärer Tod und Tod jeglicher Ursache.
Die Vorteile von Semaglutid waren bei allen Herzinsuffizienz-Subtypen konsistent und wurden nicht durch das Ausgangsalter, das Geschlecht, den BMI, den NYHA (New York Heart Association)-Status oder die Einnahme von Diuretika beeinflusst. Schwerwiegende unerwünschte Ereignisse traten in der Semaglutid-Gruppe seltener auf als in der Placebogruppe. Allerdings wiesen HFrEF-Patienten höhere absolute Ereignisraten auf als HFpEF-Patienten.
Damit kann zusammenfassend geschlossen werden, dass die Behandlung mit Semaglutid die MACE- und Herzinsuffizienz-Ergebnisse bei Patienten mit ASCVD und Adipositas unabhängig vom Herzinsuffizienz-Subtyp reduzierte. Die Studie unterstreicht das Potenzial von Semaglutid, die klinischen Ergebnisse gerade auch in dieser Hochrisikopatientenpopulation zu verbessern. Unter Einbeziehung dieser Daten dürfte eine Neubewertung der Indikationserweiterung für Semaglutid für Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Übergewicht oder Adipositas durch die EMA angezeigt sein.