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Gonorrhö

Neues zur Antibiose und Impfung

Die Gonorrhö ist eine der häufigsten sexuell übertragbaren Infektionen (STI) weltweit. Seit Jahren steigen die Infektionszahlen. Ein bestimmtes Antibiotikum kommt heute vor allem zum Einsatz. Ein neues steht ante portas und auch eine bekannte Impfung könnte einen gewissen Schutz bieten.
Sven Siebenand
02.05.2025  15:00 Uhr

Die Gonorrhö wird umgangssprachlich auch als Tripper bezeichnet und durch den Erreger Neisseria gonorrhoeae hervorgerufen. Zu den Komplikationen der Gonorrhö gehören Entzündungen des Hodens und Nebenhodens oder der Prostata sowie Harnwegsverengungen bei Männern, Entzündungen des weiblichen Genitaltrakts, Eileiterschwangerschaft und Unfruchtbarkeit bei Frauen. Abhängig von der Sexualpraktik kann die Gonorrhö auch im Mund- oder Rachenraum sowie im Analbereich auftreten. An einer Gonorrhö kann man mehrmals erkranken.

Auf einer Online-Pressekonferenz der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft betonte Professor Dr. Norbert Brockmeyer, Präsident der Deutschen STI Gesellschaft (DSTIG), dass das Antibiotikum Ceftriaxon das einzige noch hervorragend wirksame Mittel für die Therapie darstellt – hierzulande. Der Mediziner verwies darauf, dass in manchen Ländern der Resistenzanteil schon viel höher liege als in Deutschland. In China liegt die Rate in einigen Regionen schon bei 25 Prozent, heißt es in einer begleitenden Pressemitteilung.

Neues Antibiotikum in Sicht

Brockmeyer informierte über ein neues Antibiotikum: Gepotidacin. Dabei handelt es sich um ein Triazaacenaphthylen-Antibiotikum, das bakterizid wirkt, indem es zwei verschiedene Topoisomerase-II-Enzyme (DNA-Gyrase und Topoisomerase IV) hemmt. In den USA ist das Mittel von GSK mit dem Namen Bluejepa® vor wenigen Wochen zur Behandlung unkomplizierter Harnwegsinfektionen zugelassen worden und soll in der zweiten Jahreshälfte 2025 auf dem amerikanischen Markt eingeführt werden.

In der EAGLE-1-Studie wurde Gepotidacin auch bei Gonorrhö untersucht. Der neue Wirkstoff sei Ceftriaxon plus Azithromycin bei urogenitalen N. gonorrhoeae nachweislich nicht unterlegen, heißt es in der Publikation der Ergebnisse aktuell im Fachjournal »The  Lancet«. Brockmeyer sprach von guten Ergebnissen, schüttete aber auch ein wenig Wasser in den Wein. In einer niedrigeren Dosis seien bereits erste Resistenzen beobachtet worden, zudem verursache Gepotidacin stärkere Nebenwirkungen als Ceftriaxon.

Wegen der hohen Krankheitslast der Gonorrhö und der besorgniserregenden Resistenzsituation wäre eine Impfung das Nonplusultra, heißt es in der Pressemitteilung. »Leider waren die Versuche einer Gonorrhö-Impfung bislang nicht erfolgreich«, so Brockmeyer. Umso aufmerksamer wurden Fachleute durch die Ergebnisse verschiedener Beobachtungsstudien, die auf eine Kreuzprotektion einer Meningokokken-B-Vakzine gegen Gonorrhö hinweisen. Immerhin sind Meningokokken mit den Gonokokken verwandt.

Schutz durch Bexsero in Untersuchung

In den USA werteten Forschende Daten von Gesundheitsämtern der Städte New York und Philadelphia aus. Dabei werteten sie Daten von fast 168.000 Patienten im Alter von 16 bis 23 Jahren mit STI, vor allem Chlamydien-Infektionen, aber auch Gonorrhö, aus. Verknüpft wurden Gonokokken-Infektionen mit dem jeweiligen MenB-4C-Impfstatus zum Infektionszeitpunkt.

Drei Gruppen wurden verglichen: vollständig Geimpfte (mindestens zwei Impfungen mit MenB-4C), unvollständig Geimpfte (nur eine MenB-4C-Impfung) und Ungeimpfte. Es zeigte sich, dass in den ersten sechs Monaten nach der letzten Impfung in der Gruppe der unvollständig Geimpften 26 Prozent weniger Gonokokken-Infektionen auftraten. In der Gruppe der vollständig Geimpften betrug die Reduktion sogar 40 Prozent gegenüber der ungeimpften Gruppe.

Eine zweite Untersuchung zu den New-York- und Philadelphia-Daten zeigte, dass die Auswahl des Meningokokken-B-Impfstoffs eine wichtige Rolle für den Schutz vor Gonorrhö spielt. So wurde diese Schutzwirkung nur für den proteinbasierten Vierkomponenten-Impfstoff Bexsero®, aber nicht für Trumenba® gezeigt, der aus zwei rekombinanten, lipidierten Varianten des Faktor H-bindenden Proteins (fHbp) besteht.

Die DSTIG spricht sich dafür aus, Personen mit entsprechendem Bedarf – also Menschen mit einem sehr aktiven Sexualleben, mit kondomlosen Sexualkontakten und wechselnden Partnern – eine Impfung mit dem tetravalenten 4CMenB-Impfstoff als zusätzliche Präventionsmaßnahme anzubieten. »Anhand der aktuell vorliegenden klinischen Daten kann man nicht abschließend einschätzen, ob eine breit angelegte Impfung sinnvoll ist«, merkte Brockmeyer an.

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