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Lenacapavir

Neues ultralang wirksames HIV-Mittel vorgestellt

Mitarbeiter des Pharmaunternehmens Gilead beschreiben im Fachmagazin »Nature« eine Neuentwicklung ihres Hauses, die die HIV-Therapie umkrempeln könnte: Lenacapavir. Der Wirkstoff muss nur zweimal im Jahr gegeben werden und hemmt HIV bereits in pikomolaren Konzentrationen.
Annette Rößler
03.07.2020  12:00 Uhr

Lenacapavir (GS-6207) adressiert ein neues Target in der HIV-Therapie: das Kapsid des HI-Virus. Dabei handelt es sich um die Proteinhülle, in die das Genom des Virus verpackt ist. Das Kapsid ist aber mehr als eine bloße Hülle; es wird auch bei mehreren Schritten der Virusreplikation gebraucht. Unter anderem kann die Zusammensetzung neu gebildeter Virionen (Assembly) ohne ein intaktes Kapsid nicht ablaufen. Anders als die viralen Enzyme Protease, Reverse Transkriptase und Integrase, die bereits als Zielstrukturen für HIV-Therapeutika genutzt werden, vermittelt das Kapsid dabei Interaktionen zwischen Proteinen.

Wie eine Gruppe um John Link von der Firma Gilead in »Nature« berichtet, bindet Lenacapavir an die Monomere, aus denen das HIV-Kapsid aufgebaut ist, und stört so dessen Funktion. In vitro zeigte der Arzneistoffkandidat Wirksamkeit gegen verschiedene Stämme von HIV, wobei er zusammen mit bereits etablierten antiretroviralen Arzneistoffen synergistisch wirkte. Das Besondere daran: Lenacapavir war bereits im pikomolaren Bereich wirksam – also in Konzentrationen von einem Billionstel Mol. Da der Wirktoff zudem kaum hepatisch eliminiert und aus dem Depot nach subkutaner Injektion nur sehr langsam freigesetzt wird, eignet er sich für eine Gabe nur einmal alle sechs Monate.

Dass nach einmaliger subkutaner Injektion tatsächlich über diesen langen Zeitraum wirksame Spiegel von Lenacapavir erreicht wurden, konnten die Autoren in einer klinischen Studie mit 40 gesunden Freiwilligen belegen. Die Injektion wurde in dieser Studie gut vertragen. In einer Phase-I-Studie mit zuvor unbehandelten HIV-Infizierten führte die Gabe von Lenacapavir innerhalb von neun Tagen zu einer Reduktion der Viruslast, aber nicht zur Viruselimination.

Nach diesen positiven Ergebnissen wird Gilead den Arzneistoffkandidaten weiter entwickeln. Die Chancen stehen nicht schlecht, dass tatsächlich am Ende das erste HIV-Therapeutikum dabei herauskommt, das nur zweimal im Jahr gegeben werden muss. Wie die verfügbaren Daten zeigen, wird aber Lenacapavir genauso wie alle anderen Anti-HIV-Wirkstoffe zwingend Kombinationspartner brauchen, um das Virus dauerhaft wirksam zu unterdrücken. Da diese in den allermeisten Fällen weiter täglich gegeben werden müssen, wird sich die Vereinfachung der Therapie, die viele Patienten ersehnen, in Grenzen halten.

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