Neues DMP für Heranwachsende mit Adipositas |
Wer in jungen Jahren von Adipositas betroffen ist, bleibt es häufig auch im Erwachsenenalter. Um das zu ändern, hat der Gemeinsame Bundesausschuss ein strukturiertes Behandlungsprogramm initiiert. / © Getty Images/beyond foto
»Bereits Kinder und Jugendliche können eine Adipositas im Sinne einer chronischen Erkrankung entwickeln«, informiert Karin Maag, unparteiisches Mitglied des G-BA und Vorsitzende des Unterausschusses DMP. Die zweite Folgeerhebung der repräsentativen »Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen« (KiGGS Welle 2) des Robert-Koch-Instituts (RKI) von 2014 bis 2017 hat gezeigt, dass 15,4 Prozent der Kinder und Jugendlichen übergewichtig sind. 5,9 Prozent haben demnach eine Adipositas.
Laut RKI kann Adipositas bereits in der Kindheit und Jugend zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen und bis ins Erwachsenenalter negative gesundheitliche Folgen haben. So können betroffene Heranwachsende häufiger metabolische Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen und Insulinresistenzen aufweisen als Normalgewichtige.
Um Kinder und Jugendliche mit Adipositas zu unterstützen, hat der G-BA am 22. November Anforderungen an ein strukturiertes Behandlungsprogramm, ein sogenanntes Disease-Management-Programm, beschlossen. Ziel ist laut G-BA, das Risiko zu vermindern, dass die Adipositas bis ins Erwachsenenalter fortbesteht.
Derzeit prüft das Bundesgesundheitsministerium den Beschluss des G-BA. Wird er nicht beanstandet und tritt in Kraft, können regionale Vertragspartner Verträge vereinbaren. Zeitnah werden auch die Softwarehersteller informiert, damit technische Voraussetzungen für die Dokumentation geschaffen werden können.
Das neue DMP richtet sich an Kinder ab fünf Jahren. Solange jedoch in der Region ein Schulungsprogramm für Kinder ab dem vollendeten 5. Lebensjahr nicht angeboten werden kann, ist die Einschreibung ab dem vollendeten 8. Lebensjahr möglich.
Grundlegende Voraussetzung ist die Fähigkeit und Motivation, an einer multimodalen Patientenschulung teilzunehmen. Weitere Voraussetzung ist eine Adipositas, die anhand eines Body-Mass-Indexes (BMI) über dem 97. alters- und geschlechtsspezifischen Perzentil definiert ist.
Der Fokus des Programms liegt auf der konservativen Therapie. Zentrale Maßnahme ist die Patientenschulung, die mindestens ein Modul Ernährung und ein Modul zu Bewegung enthält. Die regelmäßigen DMP-Konsultationen sollen dazu beitragen, dass die Änderungen des Lebensstils langfristig beibehalten werden. Neben der Verringerung des Übergewichts gehören langfristige Veränderungen des Ernährungs- und des Bewegungsverhaltens zu den definierten Zielen des DMP. Je nach Alter und Lebenssituation des Kindes oder Jugendlichen sollen Betreuungspersonen einbezogen werden.
Die Koordination übernehmen grundsätzlich Hausärztinnen und Hausärzte insbesondere aus dem Bereich Kinder- und Jugendmedizin. In Ausnahmefällen kann auch eine qualifizierte Einrichtung koordinieren.
Für Erwachsene mit Adipositas gibt es bereits ein Disease-Management-Programm. Es ist in diesem Jahr in Kraft getreten, wird aber noch nicht angeboten. Insgesamt gibt es strukturierte Behandlungsprogramme für zwölf Krankheiten. Seit Einführung der DMP vor über 20 Jahren nehmen aktuell mehr als sieben Millionen Menschen daran teil.