Pharmazeutische Zeitung online Avoxa
whatsApp instagram facebook bluesky linkedin xign
Eravacyclin

Neues Breitbandantibiotikum verfügbar

Mit Eravacyclin ist ein neues Antibiotikum mit Wirksamkeit gegen zahlreiche gramnegative und grampositive Problemkeime auf den Markt gekommen. Eingesetzt wird es bei komplizierten intraabdominellen Infektionen.
AutorKontaktKerstin A. Gräfe
Datum 09.09.2022  07:00 Uhr

Eravacyclin (Xerava® 100 mg Pulver für ein Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung, Paion) ist ein vollsynthetisches Antibiotikum, das bereits 2018 von der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA zur Behandlung von komplizierten intraabdominellen Infektionen (cIAI) bei Erwachsenen zugelassen wurde. Seit August ist es nun im Handel.

Strukturell ist Eravacyclin ein Tigecyclin-ähnliches Tetrazyklin. Im Gegensatz zu Tigecyclin befindet sich jedoch am D-Ring des Tetrazyklin-Gerüsts an Position C-7 statt einer Dimethylaminogruppe ein Fluoratom und am C-9-Atom statt einer 2-Tertiärbutylglycylamidogruppe ein Pyrrolidinoacetamid.

Wie andere Tetrazykline hemmt Eravacyclin die bakterielle Proteinsynthese, indem es an die ribosomale 30S-Untereinheit bindet. Eine gesicherte Wirksamkeit liegt gegen folgende Erreger vor: Escherichia coli, Klebsiella pneumoniae, Staphylococcus aureus, Enterococcus faecalis, Enterococcus faecium und Viridans Streptococcus spp. Nicht wirksam ist das neuartige Antibiotikum hingegen gegen Pseudomonas aeruginosa.

Eravacyclin wird als etwa 60-minütige intravenöse Infusion verabreicht. Die empfohlene Dosis beträgt 1 mg/kg Körpergewicht alle zwölf Stunden über einen Zeitraum von vier bis 14 Tagen.

Tetrazyklin-typische Nebenwirkungen

Wie bei anderen Tetrazyklinen können schwere und gelegentlich tödliche Überempfindlichkeitsreaktionen auftreten. In solchen Fällen muss die Behandlung mit Eravacyclin sofort eingestellt und entsprechende Notfallmaßnahmen eingeleitet werden. Ebenfalls Wirkstoffklassen-typisch ist das Auftreten von Clostridioides-difficile-assoziierter Diarrhö. Unter diesen Umständen sollte erwogen werden, die Eravacyclin-Behandlung zu beenden und unterstützende Maßnahmen zusammen mit einer spezifischen Therapie von Clostridioides difficile einzuleiten. Arzneimittel, die die Peristaltik hemmen, sollten nicht gegeben werden. Antibiotika-spezifisch ist zudem das Auftreten einer Pankreatitis, die in einigen Fällen unter Xerava schwerwiegend verlief. Bei Verdacht auf diese Nebenwirkung sollte die Behandlung abgebrochen werden.

Eine längere Anwendung kann ein übermäßiges Wachstum nicht sensibler Mikroorganismen einschließlich Pilzen zur Folge haben. Tritt eine solche Superinfektion auf, muss die Therapie womöglich unterbrochen und eine alternative antimikrobielle Behandlung angewendet werden.

Xerava sollte während der Zahnentwicklung (während des zweiten und dritten Trimesters der Schwangerschaft und bei Kindern unter acht Jahren) nicht angewendet werden, da es zu bleibenden gelb-grau-braunen Verfärbungen der Zähne führen kann. Prinzipiell darf Xerava während der Schwangerschaft nicht angewendet werden, es sei denn, eine Behandlung mit dem Antibiotikum ist aufgrund des klinischen Zustands der Frau erforderlich. Eine Behandlung während des Stillens wird nicht empfohlen, auch das wegen der Gefahr der Zahnverfärbung beim gestillten Säugling.

Hinsichtlich Wechselwirkungen gilt es folgendes zu beachten: Bei der gleichzeitigen Anwendung mit starken CYP3A-Induktoren sollte die Eravacyclin-Dosis um etwa 50 Prozent auf 1,5 mg/kg Körpergewicht erhöht werden. Die gleichzeitige Gabe von starken CYP3A-Inhibitoren ist klinisch nicht relevant. Jedoch sollten Patienten, die zusätzlich Faktoren aufweisen, die die Exposition erhöhen können, wie schwere Leberschäden und/oder Adipositas, auf Nebenwirkungen überwacht werden. Eravacyclin ist in vitro ein Substrat für die Transporter P-gp, OATP1B1 und OATP1B3. Eine Arzneimittelwechselwirkung in vivo kann nicht ausgeschlossen werden

Ertapenem und Meropenem nicht unterlegen

Die Zulassung basiert auf den randomisierten doppelblinden Phase-III-Studien IGNITE 1 und IGNITE 4. IGNITE 1 untersuchte die Wirksamkeit und Sicherheit von Eravacyclin im Vergleich zu Ertapenem. Dazu wurden 541 Patienten mit cIAI für Eravacyclin (1 mg/kg alle zwölf Stunden intravenös) oder Ertapenem (1g täglich intravenös) randomisiert. Primärer Endpunkt waren die klinischen Heilungsraten zum Zeitpunkt der Test-of-Cure-Konsultation in der mikrobiologischen Intent-to-treat-Population. Diesen erreichten in der Eravacyclin-Gruppe 86,8 Prozent der Patienten und in der Ertapenem-Gruppe 87,6 Prozent, was die Nichtunterlegenheit von Eravacyclin belegt. Beide Medikamente wurden gut vertragen.

IGNITE4 zog einen Vergleich zwischen Eravacyclin und Meropenem. 500 Patienten mit cIAI erhielten entweder Eravacyclin (1 mg/kg alle zwölf Stunden) oder Meropenem (1 g alle 8 Stunden intravenös für vier bis 14 Tage). Primärer Endpunkt war ebenfalls der Nachweis der statistischen Nichtunterlegenheit der klinischen Heilungsraten. Auch hier zeigte sich Xerava nicht unterlegen (90,8 versus 91,2 Prozent Heilungsrate).

Häufig beobachtete Nebenwirkungen sind Übelkeit, Erbrechen, Reaktionen an der Injektionsstelle sowie Gefäßerkrankungen wie Phlebitis und Thrombophlebitis.

Die Xerava-Durchstechflaschen sind im Kühlschrank bei 2 bis 8 °C und im Umkarton zu lagern.

Frag die KI
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
BETA
Menü
Zeit
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
Zeit
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
Senden
SENDEN
KI
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
KI
KI
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa