Neuer Wirkstoff für Epithelsarkome |
Carolin Lang |
06.02.2020 17:00 Uhr |
Der neue Wirkstoff hemmt eine Histon-Lysin-N-Methyltransferase. Diese Enzyme methylieren Histon-Proteine (blau), um die DNA (orange) zu Chromosomen aufgewickelt wird. / Foto: Getty Images/Juan Gaertner
Die US-Arzneimittelbehörde FDA hat den Wirkstoff Tazemetostat in einem beschleunigten Verfahren zugelassen. Hersteller Epizyme wird ihn unter dem Markennamen Tazverik® auf den Markt bringen. Das Medikament mit Orphan-Drug-Status dient der Therapie des Epithelsarkoms, einer seltenen Unterform des Weichteilsarkoms, das häufig bei jungen Erwachsenen auftritt. Die Zulassung gilt für Patienten ab 16 Jahren bei metastasierendem oder lokal fortgeschrittenem Epithelsarkom, das sich nicht für eine vollständige Resektion eignet.
Wenn das Epithelsarkom auf nur einen Bereich im Körper begrenzt ist, sei die chirurgische Entfernung, eventuell in Kombination mit Chemo- oder Strahlentherapie, das übliche Vorgehen, heißt es in einer Pressemitteilung der FDA. Allerdings habe der Tumor bei circa der Hälfte der Betroffenen schon zum Zeitpunkt der Diagnose gestreut. »Bis heute gab es keine spezifischen Behandlungsmöglichkeiten für Patienten mit Epithelsarkom. Die Zulassung von Tazverik bietet eine Behandlungsoption, die speziell auf diese Krankheit abzielt«, sagte Richard Pazdur, der unter anderem Direktor des FDA-Exzellenzzentrums für Onkologie ist.
Tazemetostat ist der erste Vertreter einer neuen Wirkstoffklasse. Der oral verfügbare Arzneistoff blockiert die Aktivität der EZH2-Methyltransferase. EZH2 steht dabei für Enhancer of Zeste Homolog 2. Als Histon-Lysin-N-Methyltransferase katalysiert das Enzym die Übertragung von Methylgruppen auf Histone. Dadurch kann eine Transkription unterdrückt oder aber aktiviert werden. Der neue Wirkstoff greift also in die epigenetische Genregulierung ein. In einem Artikel des »Journal of Clinical Oncology« wird erklärt, dass EZH2 beim Epithelkarzinom im Verdacht stehe, ein onkogener Antriebsfaktor für die Tumorzellen zu sein.
Die Zulassung basiert auf den Ergebnissen einer klinischen Studie, an der 62 Patienten mit metastasierendem oder lokal fortgeschrittenem Epithelsarkom teilgenommen haben. Die Teilnehmer haben zweimal täglich je 800 mg Tazometostat erhalten, bis zum weiteren Fortschreiten der Krankheit oder bis ein nicht akzeptables Toxizitätslevel erreicht wurde. Ziel der Studie war zu ermitteln, bei wie vielen Probanden ein vollständiges oder teilweises Zurückgehen des Tumors stattfand. Die Gesamtansprechquote betrug 15 Prozent, wobei 1,6 Prozent der Patienten vollständig und 13 Prozent teilweise angesprochen haben. Bei mehr als der Hälfte dieser Patienten hielt die Wirkung sechs Monate oder länger an.
Die FDA betont, dass die Zulassung aufgrund ausreichender Wahrscheinlichkeit eines klinischen Nutzens erteilt worden sei, um einen medizinischen Bedarf zu decken. Trotzdem seien eventuell weitere Studien zur Bestätigung des klinischen Nutzens nötig.
Die häufigsten Nebenwirkungen im Rahmen der Studie waren Schmerzen, Müdigkeit, Übelkeit, verminderter Appetit, Erbrechen und Verstopfung. Außerdem besteht mit der Einnahme von Tazverik ein erhöhtes Risiko, bestimmte sekundäre Malignome zu entwickeln. Für schwangere oder stillende Frauen wird die Einnahme nicht empfohlen. Während und sechs Monate nach der Behandlung soll wirksam verhütet werden.