Neuer Wirkstoff bei postpartaler Depression in Sicht |
Daniela Hüttemann |
28.07.2025 13:30 Uhr |
Erschöpfung und Müdigkeit kennen wohl alle Mütter in den ersten Wochen nach der Geburt. Kommen ausgeprägte emotionale Labilität, Ängste, Sorgen, Zweifel, Zwangsgedanken oder die Unfähigkeit, positive Gefühle für das Kind zu entwickeln hinzu, handelt es sich um eine behandlungsbedürftige postpartale Depression. / © Getty Images/FatCamera
10 bis 15 Prozent der Frauen erleiden nach der Geburt depressive Symptome, eine postpartale Depression. Sie kann über einen längeren Zeitraum anhalten und abgesehen vom Leidensdruck der Mutter auch die Mutter-Kind-Bindung negativ beeinflussen. Bislang gibt es für diese spezielle Form der Depression keine explizit zugelassene Behandlung; therapiert wird bislang je nach Schwere der Symptomatik mit Antidepressiva wie Citalopram, die nur gering in die Muttermilch übergehen.
Zuranolon (Zurzuvae® von Biogen und Sage Therapeutics) ist ein neuroaktives Steroid und wirkt als positiver allosterischer Modulator am GABAA-Rezeptor. In der zulassungsrelevanten Phase-III-Studie SKYLARK bekamen die 196 Teilnehmerinnen 50 mg Zuranolon einmal täglich oder Placebo über 14 Tage. 170 schlossen die Studie ab. Primärer Endpunkt war eine Verbesserung der depressiven Symptomatik anhand der Hamilton Rating Scale for Depression (HAM-D) an Tag 15. Unter Zuranolon verbesserten sich die Symptome um minus 15,6 Punkte, unter Placebo um minus 11,6. Der Unterschied war statistisch signifikant. Erste Verbesserungen zeigten sich im Gegensatz zu herkömmlichen Antidepressiva bereits nach drei Tagen und hielten trotz nur 14-tägiger Gabe bis Tag 45 an. Die häufigsten Nebenwirkungen waren Schläfrigkeit, Benommenheit und Sedierung. Es traten keine suizidalen Gedanken oder suizidales Verhalten auf.
Die Zulassungsempfehlung bezieht sich auf die Behandlung einer postpartalen Depression sowie auf eine 14-tägige Behandlungsdauer. Grünes Licht durch die EU-Kommission vorausgesetzt, soll Zurzuvae als Hartkapsel in den Dosierungen 20, 25 und 30 mg auf den Markt kommen. In den USA ist das Präparat bereits seit August 2023 zugelassen. Die empfohlene Dosierung beträgt 50 mg täglich. Die Kapseln sollen abends mit einer fettreichen Mahlzeit eingenommen werden. Zuranolon geht in die Muttermilch über; Effekte auf den Säugling sind bislang nicht bekannt.