Neuer via-Vorsitzender Bühler fordert Kurswechsel |
»Die bisherigen politischen Ansätze sind halbherzig und ohne jeden spürbaren Effekt«, kritisierte Benedikt Bühler, der neu gewählte Vorsitzende des Verbands. / © via
Angesichts der sich erneut zuspitzenden Arzneimittellieferengpässe fordert der Verband innovativer Apotheken (via) einen politischen Kurswechsel. »Die bisherigen politischen Ansätze sind halbherzig und ohne jeden spürbaren Effekt«, kritisierte Benedikt Bühler, der neu gewählte Vorsitzende des Verbands.
Seit dem vergangenen Winter habe sich die Medikamentenkrise dramatisch zugespitzt, ohne dass die Bundesregierung entscheidende Maßnahmen ergriffen habe, heißt es in einer Mitteilung des Verbands. Es fehlten mehr als 1.500 essenzielle Medikamente – darunter Antibiotika, Krebsmedikamente und Kinderarzneien. »Jeden Tag sind 1,5 Millionen Menschen in Deutschland betroffen, und es passiert: nichts. Es ist skandalös, dass in einem hochentwickelten Land wie Deutschland die Versorgung mit lebenswichtigen Medikamenten nicht mehr gesichert ist«, so Bühler.
Daher gelte es nun, die Ausrichtung grundlegend zu ändern. So müsse die Arzneimittelproduktion zurück nach Europa geholt werden, dafür brauche es massive Investitionen in nationale Produktionskapazitäten. Der Fokus dürfe nicht länger auf möglichst niedrigen Preisen liegen, forderte Bühler. Vielmehr müssten Preis- und Vergütungsmodelle flexibler werden, um die Generikahersteller zu entlasten. Insbesondere bräuchte die Apotheken »echte Unterstützung«; »kosmetische Maßnahmen« reichten nicht aus.
Dabei gehe es vor allem um Akuthilfe, etwa indem »schnell und unbürokratisch« Medikamente importiert werden können. Zudem brauche es die Möglichkeit, zentrale Lagervorräte aufzubauen, sowie ein effizientes Frühwarnsystem, damit Apotheken auf drohende Engpässe reagieren könnten. »Jetzt müssen radikale Schritte folgen, bevor es zu spät ist«, so Bühler.
Bühler ist seit Ende September Vorsitzender des Verbands. Erst im Januar 2024 war er in den Vorstand aufgerückt. Bühler studierte an der Semmelweis-Universität in Budapest Pharmazie. Bekanntheit in der Branche erlangte er durch seine Petition gegen den Rx-Versandhandel, die er 2020 im Petitionsausschuss des Bundestages vorstellte.