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Dacomitinib

Neuer Kinasehemmer bei Lungenkrebs

Mit Dacomitinib kam im Mai ein neuer irreversibler Tyrosinkinase-Inhibitor (TKI) auf den Markt. Er könnte für Patienten mit nicht kleinzelligem Lungenkarzinom Vorteile gegenüber älteren TKI haben. In der Zulassungsstudie verlängerte der Neuling im Vergleich zu Gefitinib signifikant das progressionsfreie Überleben.
AutorKontaktAnnette Mende
Datum 18.06.2019  08:00 Uhr

Bei etwa 10 bis 15 Prozent der Patienten mit einem nicht kleinzelligen Adenokarzinom der Lunge liegen Mutationen im epidermalen Wachstumsfaktor-Rezeptor EGFR vor. In circa 80 Prozent der Fälle sind diese in den Exonen 19 und 21 lokalisiert. Kinasehemmer wie Afatinib (Giotrif®), Erlotinib (Tarceva®) und Gefitinib (Iressa®) werden schon seit mehreren Jahren erfolgreich zur Behandlung von Patienten mit entsprechenden Mutationen eingesetzt. Allerdings ist ihre Wirkdauer oft begrenzt, weil die Tumoren meist innerhalb von ein bis zwei Jahren Resistenzen entwickeln. Mit Osimertinib (Tagrisso®) gibt es bereits eine Substanz, die eine Resistenz, die auf der häufigen T790M-Mutation beruht, ­durchbrechen kann.

Dacomitinib (Vizimpro® 45 mg, 30 mg, 15 mg Filmtabletten, Pfizer) ist ein neuer Kinasehemmer mit Aktivität gegen EGFR mit Mutationen in den Exonen 19 oder 21. Er ist zugelassen als Monotherapie für die Erstlinienbehandlung von Erwachsenen mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem nicht kleinzelligem Lungenkarzinom. Eine aktivierende Mutation im EGFR soll mittels eines validierten, robusten Tests festgestellt sein.

Die empfohlene Dosis beträgt 45 mg einmal täglich. Die beiden schwächeren Tablettenstärken stehen zur Verfügung, falls Nebenwirkungen eine Dosis­reduktion erforderlich machen. Die Fachinformation enthält detaillierte Angaben darüber, wann die Dosis auf 30 mg beziehungsweise 15 mg zu reduzieren oder die Behandlung zu unterbrechen ist. Die Therapie soll so lange erfolgen, bis die Erkrankung fortschreitet oder eine unannehmbare Toxizität die Fortsetzung unmöglich macht.

Patienten sollen Vizimpro mit einem Glas Wasser jeden Tag ungefähr zur selben Zeit einnehmen. Ob sie dazu etwas essen oder nicht, ist für die Resorption unerheblich. Da Dacomitinib im sauren pH besser löslich ist als im neutralen oder alkalischen, sollte jedoch die gleichzeitige Anwendung von Protonenpumpeninhibitoren vermieden werden. Antazida oder H2-Rezeptorantagonisten sind unproblematisch, allerdings sollte Dacomitinib zwei Stunden vor oder mindestens zehn Stunden nach einem ­H2-Blocker gegeben werden.

Dacomitinib hemmt CYP2D6 und sollte deshalb nicht zusammen mit Arzneistoffen verwendet werden, die über dieses Isoenzym abgebaut werden. Ist dies absolut erforderlich, muss die Dosis des CYP2D6-Substrats angepasst werden.

Für die Zulassung ausschlaggebend waren die Ergebnisse der Phase-III-­Studie ARCHER 1050 mit 452 Patienten . Diese wurden im Verhältnis 1:1 auf eine orale Therapie mit Dacomitinib oder Gefitinib randomisiert. Primärer Endpunkt war das progressionsfreie Überleben (PFS). Als sekundärer Endpunkt wurde neben anderen Parametern das Gesamtüberleben (OS) erfasst.

Das PFS betrug unter Dacomitinib im Median 14,7 Monate und war damit signifikant länger als unter Gefitinib mit median 9,2 Monaten. Allerdings kam dieser Unterschied vor allem durch eine deutliche Überlegenheit bei asiatischen Patienten zustande, die 77 Prozent der Probanden ausmachten: In dieser Subgruppe lag das PFS im Dacomitinib-Arm bei 16,5 Monaten und im Gefitinib-Arm bei 9,3 Monaten. Bei Patienten mit anderer ethnischer Zugehörigkeit betrug das mediane PFS unter Dacomitinib 9,3 Monate und unter ­Gefitinib 9,2 Monate. Das mediane OS war unter Dacomitinib 7,3 Monate länger als unter Gefit­inib (34,1 versus 26,8 Monate). Ob dieser Unterschied statistisch signifikant ist, konnte aus formalen Gründen nicht beurteilt werden. Auf Nachfrage der PZ teilte der Hersteller mit, dass das mediane OS bei Asiaten 34,2 versus 29,1 Monate betrug und 29,5 versus 20,6 Monate bei Nicht-Asiaten (jeweils Dacomitinib versus Gefitinib).

Neun von zehn Patienten mit Durchfall

Nebenwirkungen waren in der klinischen Prüfung häufig und teilweise schwerwiegend. Am häufigsten, nämlich bei fast 90 Prozent der behandelten Patienten, kam es unter Dacomitinib zu Diarrhö. Durchfall soll laut Fachinformation sofort bei Auftreten proaktiv mit Antidiarrhoika behandelt werden – Loperamid bei Bedarf bis zur Höchstdosis – und oraler beziehungsweise intravenöser Flüssigkeitszufuhr. Ebenfalls sehr häufig waren Hauttoxizitäten wie Ausschlag, erythematöse und exfoliative Hauterkrankungen sowie Nagelerkrankungen. Patienten sollten zur Vorbeugung eine Feuchtigkeitscreme anwenden. Bei Bedarf sollen topische Antibiotika, Emollenzien, topische Steroide oder orale Antibio­tika verordnet werden. Sonnenlicht kann die Hauttoxizitäten möglicherweise auslösen oder verschlimmern. Patienten sollten daher darauf hingewiesen werden, dass sie sich nur mit langer Kleidung beziehungsweise gut eingecremt der Sonne aussetzen sollten. Unter Dacomitinib kann es zu einem Anstieg der Leberwerte kommen, weshalb der Arzt diese regelmäßig überwachen soll.

Frauen im gebärfähigen Alter sollten während der Behandlung mit Vizimpro nicht schwanger werden: Während und bis mindestens 17 Tage nach der Behandlung soll eine zuverlässige Verhütungsmethode angewendet werden. Da nicht bekannt ist, ob der Wirkstoff in die Muttermilch übergeht, soll Müttern als Vorsichtsmaßnahme während der Therapie vom Stillen abgeraten werden.

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