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Damoctocog alfa pegol

Neuer Faktor VIII mit verlängerter Wirkdauer

Für Patienten mit Hämophilie A gibt es seit Januar eine neue Therapieoption: den pegylierten Blutgerinnungsfaktor VIII Damoctocog alfa pegol. Er muss unter Umständen nur einmal pro Woche gegeben werden.
Annette Mende
06.02.2019  11:32 Uhr

Hämophilie A ist eine erbliche Störung der Blutgerinnung, von der nahezu ausschließlich Männer betroffen sind. Die Patienten neigen aufgrund eines Mangels an Faktor VIII zu spontanen Blutungen. Um das zu verhindern, werden sie üblicherweise als Substitutionstherapie mit Faktor VIII behandelt. Entsprechende Präparate müssen aufgrund der kurzen Halbwertszeit des Faktors VIII alle zwei bis drei Tage gegeben werden. Auch eine Behandlung bei Bedarf ist möglich, jedoch kommt es dann in der Regel zu mehr Blutungsepisoden.

Mit Damoctocog alfa pegol (Jivi® 250, 500, 1000, 2000 und 3000 I.E. Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung einer Injektionslösung, Bayer) steht nun ein neues Faktor-VIII-Präparat zur Verfügung. Der Wirkstoff ist ein rekombinanter Faktor VIII, dessen Abbau durch Pegylierung verzögert ist. Die Halbwertszeit ist verglichen mit nicht pegyliertem Faktor VIII um den Faktor 1,4 verlängert. Die Dosis zur Prophylaxe beträgt 45 bis 60 I.E. pro kg Körpergewicht als intravenöse Injektion alle fünf Tage. Alternativ ist auch die Gabe von 60 I.E. pro kg Körpergewicht alle sieben Tage oder von 30 bis 40 I.E. pro kg Körpergewicht zweimal wöchentlich möglich. Welches Dosisintervall optimal ist, hängt unter anderem davon ab, wie hoch die Blutungsneigung ist und ob der Patient körperlich aktiv ist oder eher nicht. Bei der Bedarfsbehandlung errechnet der behandelnde Arzt die erforderliche Dosis nach einer in der Fachinformation angegebenen Formel.

Immunreaktion auf PEG

Jivi darf nur bei vorbehandelten Patienten ab zwölf Jahren eingesetzt werden. Der Grund ist eine mögliche Immunreaktion auf das PEG, die bei jüngeren Menschen häufiger ist als bei älteren. So kam es in einer klinischen Studie mit pädiatrischen Patienten bei 10 von 44 Unter-Sechsjährigen (23 Prozent) zur Bildung neutralisierender Antikörper gegen PEG. Ab dem Alter von zwölf Jahren wurde in Studien eine solche Reaktion nur bei einem von 159 behandelten Patienten beobachtet. Die Immunreaktion auf das PEG kann auch mit einer akuten Überempfindlichkeitsreaktion einhergehen und erfolgt meistens in den ersten vier Expositionstagen. Auch die in dem Arzneimittel enthaltenen Spuren von Maus- und Hamsterproteinen können allergische Überempfindlichkeitsreaktionen auslösen. Patienten sollten daher über mögliche Anzeichen einer solchen Reaktion wie Nesselsucht, Brustenge, pfeifende Atmung und Blutdruckabfall informiert sein und die Anwendung bei deren Auftreten sofort abbrechen.

Auch gegen den Faktor VIII selbst können sich neutralisierende Antikörper, sogenannte Inhibitoren, bilden. Diese Gefahr besteht bei jeder Faktor-VIII-Substitutionstherapie, scheint aber unter Jivi nicht höher zu sein als unter anderen Präparaten: In den Studien zur Immunogenität gab es bei 159 behandelten Patienten keine neuen oder bestätigten Fälle von Inhibitoren-Bildung.

Insgesamt wurden in klinischen Studien 232 Patienten mit Jivi behandelt. Alle drei zugelassenen Dosierungsschemata kamen zum Einsatz. Die mediane annualisierte Blutungsrate betrug unter der Prophylaxe 2,09 für alle Blutungen und 0,0 für spontane Blutungen. In der Gruppe von Patienten, die nicht prophylaktisch, sondern nur bei Bedarf behandelt wurden, betrug die Blutungsrate dagegen 23,4. Die Blutungen konnten in 90,6 Prozent der Fälle mit einer oder zwei Injektionen von Jivi kontrolliert werden. Die häufigsten Nebenwirkungen waren Kopfschmerzen, Husten und Fieber.

Jivi soll im Kühlschrank bei 2 bis 8 °C und im Umkarton aufbewahrt werden. Während der Dauer der Haltbarkeit kann das Präparat einmalig für höchstens sechs Monate bei maximal 25 °C aufbewahrt werden. Das Enddatum dieser Zeitspanne soll dann auf dem Umkarton vermerkt werden und das Arzneimittel nach Ablauf dieser Frist verwendet oder entsorgt sein. Die rekonstituierte Lösung ist bei Raumtemperatur bis zu drei Stunden stabil, sollte aber aus mikrobiologischer Sicht sofort verwendet werden.

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