Neuer Alzheimer-Antikörper bremst kognitiven Abbau |
Eines der Hauptmerkmale der Alzheimer-Krankheit ist die Anhäufung amyloider Plaques zwischen Nervenzellen im Gehirn. / Foto: Getty Images/KATERYNA KON/SCIENCE PHOTO LIBRARY
Alzheimer-Demenz ist die häufigste neurodegenerative Erkrankung im Alter. Charakteristisch sind Ablagerungen von Eiweißen im Gehirn, Jahre bevor erste Symptome auftreten. Als vielversprechender Behandlungsansatz gelten daher Antikörper, die zum Abbau dieser β-Amyloid-Plaques führen. Erst kürzlich wurde mit Lecanemab (Leqembi™) in den USA ein solcher Antikörper zugelassen. Allerdings war die Entscheidung umstritten, unter anderem wegen Nebenwirkungen wie Hirnschwellungen und Blutungen. Für die EU steht die Entscheidung noch aus.
Der neue Antikörper Donanemab von Eli Lilly zielt ebenfalls auf den Abbau der schädlichen β-Amyloid-Plaques ab. Er bindet spezifisch an einen Abschnitt im aggregiertem β-Amyloid (p3–42). Hierdurch soll das in den Amyloid-Plaques befindliche N3-Pyroglutamat-modifizierte β-Amyloid gezielt aus dem Gehirn entfernt werden.
Eli Lilly stellte nun die vorläufigen Ergebnisse der Phase-III-Studie TRAILBLAZER-ALZ 2 mit 1182 Patienten mit frühen Alzheimer-Symptomen vor. Demnach sei bei nahezu der Hälfte (47 Prozent) der Teilnehmer unter Donanemab nach einem Jahr keine Verschlechterung gemäß der Multidomänen-Kognitionsskala CDR-SB zu beobachten gewesen, teilte Lilly in einer Pressemitteilung mit. In der Placebogruppe habe dies auf lediglich 29 Prozent zugetroffen.
Eine bereits bekannte Nebenwirkung von Anti-Aβ-Antikörpern sind sogenannte amyloidbedingte Bildgebungsanomalien (ARIA). Diese zeigen sich als vorübergehende Schwellungen in bestimmten Gehirnbereichen (ARIA-E) oder als Mikroblutungen (ARIA-H). In der Donanemab-Gruppe trat bei 24 Prozent eine ARIA-E auf. Eine ARIA-H entwickelten 31,4 Prozent in der Donanemab-Gruppe und 13,6 Prozent in der Placebogruppe. Die Mehrzahl der ARIA-Fälle war leicht bis mittelschwer und bildete sich bei entsprechender Behandlung zurück oder stabilisierte sich.
Eine ausführliche Darstellung der Studiendaten in einem wissenschaftlichen Fachjournal mit Peer Review wird in den kommenden Monaten erwartet. Hersteller Eli Lilly will noch in diesem Quartal die Zulassung für Donanemab bei der US-Arzneimittelbehörde FDA beantragen.
Professor Dr. Frank Jessen, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Uniklinik Köln, wertet diese Ergebnisse als »wichtige Nachricht« für die Betroffenen und auch für das Forschungsfeld. Mit Donanemab habe ein weiterer Anti-Amyloid-Antikörper nach Lecanemab Wirksamkeit in einer Phase-III-Studie gezeigt. Damit werde dieses Therapieprinzip überzeugend gestärkt und man könne von einem kausalen Behandlungsansatz gegen die Alzheimer-Krankheit ausgehen.
Ähnlich sieht es Professor Dr. Christian Haass, Leiter der Abteilung für neurodegenerative Erkrankungen an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU): »Eines sollte jetzt nun auch endlich mal klar sein: Die Amyloid-Hypothese ist keine Hypothese mehr, sondern ein Fakt!« Sicherlich sei mit Blick auf die Nebenwirkungen und eine bessere Wirksamkeit der Therapie noch vieles zu verbessern, aber die Reduzierung von Amyloid sei der richtige Ansatz, um die Krankheit zumindest zu verlangsamen.
Auch Donanemab sei leider kein Gamechanger, aber möglicherweise ein nächster Schritt in die richtige Richtung, sagte Dr. Linda Thienpont von der Alzheimer Forschung Initiative. Der Antikörper könne die Alzheimer-Krankheit weder heilen noch stoppen, aber wie Lecanemab zumindest den kognitiven Abbau verlangsamen. Dieser Effekt werde allerdings teuer erkauft.