Neue Therapieoption vor Zulassung |
Sven Siebenand |
23.09.2024 15:00 Uhr |
Eierstockkrebs ist eine der häufigsten Todesursachen bei gynäkologischen Krebserkrankungen. Nach Angaben der World Ovarian Cancer Coalition wurde im Jahr 2022 bei mehr als 320.000 Frauen weltweit Eierstockkrebs diagnostiziert. / Foto: Adobe Stock/ blueringmedia
Enthalten ist Mirvetuximab Soravtansin im alle drei Wochen zu infundierenden Präparat Elahere® von der Firma Abbvie. Das EMA-Expertengremium schlägt vor, dieses als Monotherapie für die Behandlung von Folatrezeptor-alpha (FRα)-positivem, platinresistentem hochgradigem serösem epithelialem Ovarial-, Eileiter- oder primärem Peritonealkarzinom zuzulassen. Die Patientinnen sollen mit ein bis drei systemischen Behandlungsschemata vortherapiert sein. Vor Therapiestart muss mithilfe eines Tests geschaut werden, welche Frauen für die Behandlung infrage kommen.
Der Antikörperteil des Antikörper-Wirkstoff-Konjugats, Mirvetuximab bindet zielgerichtet an den FRα. Dieser ist bei einigen Ovarialkarzinomen überexprimiert. An den Antikörper ist über einen Linker der potente Tubulin-Inhibitor DM4 gebunden. Er zählt zur Klasse der Maytansinoide. Nach Bindung an FRα wird Mirvetuximab Soravtansin internalisiert, was zur intrazellulären Freisetzung von DM4 durch proteolytische Spaltung führt. Innerhalb der Zellen unterbricht der Mitosehemmer das Mikrotubuli-Netzwerk, was zu einem Stillstand des Zellzyklus und zum apoptotischen Zelltod führt.
Der Nutzen von Elahere besteht laut EMA in einem verbesserten progressionsfreien Überleben und einem verbesserten Gesamtüberleben bei Patientinnen mit FRα-positivem, platinresistentem hochgradigem serösem epithelialem Eierstock-, Eileiter- oder primärem Peritonealkrebs, die ein bis drei vorherige systemische Behandlungsschemata erhalten haben, im Vergleich zu einer Chemotherapie aus entweder Paclixatel, pegyliertem liposomalem Doxorubicin oder Topotecan.
Die häufigsten Nebenwirkungen sind verschwommenes Sehen, Übelkeit, Durchfall, Müdigkeit, Bauchschmerzen, Keratopathie, trockene Augen, Verstopfung, Erbrechen, verminderter Appetit, periphere Neuropathie, Kopfschmerzen, Asthenie, erhöhte Aspartat-Aminotransferase und Arthralgie. Wegen der möglichen okulären Toxizität sollen Patientinnen vor Therapiebeginn und danach in regelmäßigen Abständen die Augen untersuchen lassen.
Nachdem Elahere bereits im März 2024 in den USA zugelassen wurde, könnte es in der EU ebenfalls bald der Fall sein. Die EU-Kommission muss entscheiden, ob sie das EMA-Votum umsetzen will – in der Regel tut sie das.