| Christina Hohmann-Jeddi |
| 02.12.2025 17:30 Uhr |
Bei Patienten mit Diabetes ist die Regenerationsfähigkeit von Neuronen eingeschränkt. Einen zentralen Mechanismus dahinter hat ein Kölner Forschungsteam an Tiermodellen entdeckt. / © Getty Images/Kateryna Kon/Science Photo Library
Schmerzen, Taubheitsgefühle und Kribbeln in den Extremitäten – Nervenschäden sind bei Menschen mit Diabetes häufig und belastend. Sie sind auch Folge einer verminderten Regenerationsfähigkeit der peripheren Nerven bei Beschädigung. Ein Forschungsteam um Professor Dr. Dietmar Fischer, Direktor des Zentrums für Pharmakologie der Uniklinik Köln, hat nun einen zentralen Mechanismus identifiziert, der diese eingeschränkte Regeneration erklärt. Die Überproduktion des neuronalen Proteins p35 setze eine Signalkaskade in Gang, die letztlich die Regeneration von Axonen verhindert, berichtet das Team in der Fachzeitschrift »Science Translational Medicine«.
Die Forschenden konnten an Mausmodellen für Typ1- und Typ-2-Diabetes zeigen, dass in den Nervenzellen der Tiere erhöhte p35-Mengen vorliegen. Das Protein aktiviert die Cyclin-abhängige Kinase 5 (CDK5) und führt zu einer Glykogensynthasekinase-3β-(GSK3β-)abhängigen inhibitorischen Phosphorylierung des Collapsin-Response-Mediator-Proteins 2 (CRMP2). Dieser wichtige Regulator des Axonwachstums wird somit gehemmt und das Nachwachsen der Nervenfortsätze blockiert.
Das Team testete Methoden, die in diesen Mechanismus eingreifen. Wurde beispielsweise das GSK3β-Gen ausgeschaltet, normalisierte sich das Axonwachstum. Zudem stellte ein Absenken der p35-Level, die Blockade der p35-CDK5-Interaktion und die dauerhafte Aktivierung von CRMP2 die Axonregeneration wieder her. Die motorischen und sensorischen Funktionen verbesserten sich, selbst bei bestehenden Nervenschäden.
»Unsere Ergebnisse zeigen erstmals, dass die Nervenheilung bei Diabetes auf ein vergleichbares Niveau mit gesunden Tieren gebracht werden kann, wenn die übermäßige Aktivierung des Signalwegs verhindert wird«, sagt Fischer in einer Mitteilung der Universität. »Eine Regenerationsverbesserung tritt selbst dann noch ein, wenn eine diabetische Neuropathie bereits manifest ist.«
Besonders aussichtsreich sei ein von seiner Arbeitsgruppe entwickeltes und patentiertes Peptid, das direkt an der Ursache ansetzt und sich prinzipiell zur Weiterentwicklung als Medikament eignen könnte. Insgesamt sehen die Forschenden um Fischer den p35-CDK5-CRMP2-Signalweg und GSK3β als geeignete therapeutische Targets, um diabetische Neuropathien zu behandeln und ihnen eventuell vorzubeugen.