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Gullivers Reiseberichte

Nasezwicken für mehr Gedächtnisleistung

Die Berichte des Schiffsarztes Lemuel Gulliver sind vor rund 300 Jahren erschienen. Viele seiner Reiseabenteuer sind bekannt; weniger jedoch die Rolle der Apotheker und Arzneimittel in dem berühmten Werk.  
AutorHans Förstl
Datum 17.06.2025  07:00 Uhr

Rund 300 Jahre ist es her, dass die Reiseberichte des Lemuel Gulliver (*1661) erschienen sind. Jonathan Swifts politische Satire war gewiss nicht als Kinderbuch gedacht. Aufschluss geben die bunten Abenteuer auch über die Pharmazie jener Zeit, die in ihrer praktischen Anwendung noch auf der Humoralpathologie fußte, sich aber längst in einem naturwissenschaftlichen Umbruch befand.

Bevor er in Leyden Medizin studierte, ließ sich Gulliver mehrere Jahre in London als Wundarzt ausbilden. Der in seiner Zeit noch weitgehend nutzlosen und wenig fundierten Universitätsmedizin stand der Romanheld mit seinem Autor recht skeptisch gegenüber. Das betraf unter anderem die revolutionären Neuerungen einer New Science, die sich seit 1660 ebenso experimentierfreudig wie spekulativ an der Royal Society anbahnten. Bei seinen Ausfahrten sammelte Gulliver Erfahrungen in der praktischen Pharmazie (etwa in Lilliput) sowie in der politischen und in der utopischen Pharmazie (beides in Lagado).

Während seines ersten Abenteuers, das Gulliver nach Lilliput führte, machte er schlechte Ernährung für die Schwächung und hohe Mortalität der Mannschaft an Bord verantwortlich. Wiederholt benötigte der Schiffsarzt auf See selbst Stärkungsmittel (ohne nähere Angabe zu deren Inhaltsstoffen). Ausgelaugt und kaum in Lilliput angelangt, stellte man Gulliver mit Schlafmitteln ruhig, um ihn auf einer rasch gezimmerten Lafette mit 1500 Lilliput-Pferden zur Hauptstadt zu zerren. So Gullivers eigene Angaben; möglicherweise waren sein Erschöpfungszustand und eine Verwirrtheit auch durch Überanstrengung und Skorbut verursacht.

Nasenzwicken als Motivation

Eine weitere Reise führte Gulliver an die Akademie von Lagado. Dort vertrat man die Auffassung, es bestehe eine Beziehung zwischen dem menschlichen Körper und den politischen Körperschaften. Daher galt es, die Abgeordneten in den ersten drei Sitzungstagen medizinisch genau zu beobachten, um ihre Schwächen und Gebrechen festzustellen. Am vierten Tag waren schließlich die Apotheker am Zug und verabreichten ihnen vor Sitzungsbeginn die geeigneten Arzneien. Es handelt sich um erleichternde, appetitsteigernde, reinigende, ätzende, adstringierende, mildernde, lockernde, kopfschmerz- und gelbsuchtlindernde, schleimlösende oder gehörfördernde Mittel. Zur Gedächtnis- und Motivationssteigerung politischer Entscheidungsträger standen ganz praktische physikalische Maßnahmen auf der Tagesordnung wie Nasezwicken, Ohrenziehen oder Bauchtreten.

An der Lagado-Akademie arbeiteten die Forscher außerdem an einer Methode, Lehrinhalte mit cephalischer Tinte fein auf eine dünne Waffel zu schreiben. Der Student musste das Nootropikum nüchtern einnehmen und durfte danach drei Tage lang nur Wasser und Brot zu sich nehmen, während das Elixier mit den Lerninhalten zu Kopf stieg und sich dort festsetzte. Aufgrund des üblen Waffelgeschmacks, fehlender Dosierungsrichtlinien und studentischer Non-Compliance war der Erfolg jedoch kein zuverlässiger.

Die Berichte des Schiffsarztes Gullivers erschienen vor 300 Jahren, Zeit Bilanz zu ziehen: In der praktischen Pharmazie wurden seither zweifelsfrei große Fortschritte erzielt und insgesamt ließ sich die empirische Basis pharmakologischer Interventionen deutlich verbreitern. Eine noch konsequentere politische Pharmazie erscheint bisweilen als dringendes Desiderat, scheitert jedoch häufig an mangelnder Einsicht, Eigensinn und ethischen Einwänden. Manche Hoffnungen einer utopisch-nootropischen Pharmazie bleiben weiterhin unerfüllt, was auch an der derzeitigen Unauffindbarkeit der Akademie von Lagado liegen könnte.

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