NARZ-Vorstand neu gewählt |
Daniela Hüttemann |
30.09.2025 10:45 Uhr |
»Die Kassen fangen an, wegen angeblich fehlender Chargennummer die Apotheken besonders bei Hochpreisern zu retaxieren«, berichtete Graue weiter. Er hinterfragte die Rechtsgrundlage und wie eine Verpflichtung zur regelhaften (im Gegensatz zur anlassbezogenen) Abgabe der Chargennummer in den Abrechnungsdatensatz des E-Rezepts gelangte. Das sei weder erforderlich noch verhältnismäßig und aus gutachterlicher Sicht auch datenschutzrechtlich ein großes Problem. Graue sprach hier sogar von einer »tickenden Zeitbombe«. Er rechnet mit einer Leistungsklage.
Cyberangriffe und die Störanfälligkeit beim E-Rezept sind weitere Schmerzpunkte. »Derzeit wehren unsere Sicherheitssysteme knapp 49.000 nicht autorisierte Zugriffsversuche in der Stunde ab«, verdeutlichte Beushausen. »Circa 1600 Systemwarnmeldungen gilt es hierbei stündlich zu bewerten, um die Systemstabilität zu gewährleisten und die berechtigten von den unberechtigten Zugriffsversuchen zu trennen.«
Die Herausforderungen für die Apotheken und auch die Rechenzentren bleiben vielschichtig. Die Apothekenreform gestalte sich als Marathon – ohne Ende in Sicht, so Graue. Den aktuellen Vorschlag sieht er als Wiedergänger des vorherigen Bundesgesundheitsministers an. Die Apothekerschaft habe auf Bitte der Politik zwar Vorschläge vorgelegt (»als ob man das nicht schon laufend getan hätte«). »Die ministeriellen eustachischen Röhren scheinen da doch meist verstopft gewesen zu sein.«
Die aktuellen Reformvorschläge bezeichnete Graue als »zum Sterben zu viel, zum Leben zu wenig«. »Ob die in Aussicht gestellten Trostpflästerchen ausreichen werden, den Niedergang der Apotheken aufzuhalten, wage ich zu bezweifeln.« Vor der Reform des Apothekenwesens sollte ihm zufolge die Reform der Krankenkassen stehen, an die sich aber niemand so richtig wage.