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ABDA-Einschätzung

Nach dem Ampel-Aus ist vor der Reform

Die Koalition ist zerbrochen, eine neue Regierung wird das Ruder übernehmen. Für die Apothekerschaft bedeutet dies, ihre Positionen und Ziele erneut zu verdeutlichen. Die Chancen für eine gestärkte Zukunft sind nicht schlecht, wenn die Politik es diesmal richtig macht, heißt es seitens der ABDA. Konkrete Vorschläge hat sie jedenfalls.
Ev Tebroke
11.11.2024  16:00 Uhr

Nach dem Aus der Ampel-Koalition stehen die Pläne für eine Stärkung der Vor-Ort-Apotheken auf Reset. Denn dass es eine Reform geben muss, ist bei allen Parteien und auch seitens der ABDA unbestritten. Wie diese aussehen soll, darüber gilt es sich nun zu einigen. Während Noch-Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) davon ausgeht, dass es für seine Apothekenreform einen zweiten Anlauf geben wird, trägt die Union diese Pläne nicht mit. Die Opposition hatte mehrfach klargemacht, dass eine Apotheke ohne Apotheker, wie Lauterbachs Strukturreform es angedacht hatte, mit ihnen nicht zu machen ist. Und über die Dringlichkeit einer Finanzspritze für den Erhalt der Vor-Ort-Apotheken herrscht ebenfalls Konsens, sowohl in der CDU/CSU als auch in der FDP und in Teilen der SPD. Über das Wie gilt es sich nun zu einigen.

Die Zeit drängt, das Apothekensterben ist ungebremst. Ende des dritten Quartals gab es nach bis dato 384 Schließungen noch 17.187 Apotheken. Bis zum Jahresende rechnet die ABDA mit bundesweit insgesamt mindestens 600 Apothekenschließungen. Vor allem Einzelapotheken machen demnach dicht, wie Claudia Korf, ABDA-Geschäftsführerin Ökonomie, beim Apothekerforum Brandenburg in Rheinsberg betonte. »Der Rückgang war noch nie so drastisch«, so Korf. Und nächstes Jahr werde es noch härter. Falls es von der Politik eine Soforthilfe gäbe, dann frühestens zur Jahresmitte, eher später. Und dann würden noch massiv mehr Apotheken aufgegeben haben.

Mehr Umsatz bedeutet nicht mehr Gewinn

Korfs Angaben zufolge liegen derzeit 64 Prozent aller Apotheken umsatzmäßig unter dem Umsatz der sogenannten Durchschnittsapotheke. Der liege derzeit bei knapp 3,5 Millionen Euro im Jahr. Zwar steige der Umsatz Jahr für Jahr, aber das heißt laut Korf nicht, dass die Apotheken davon profitieren. Für die anhaltende Umsatzsteigerung nennt sie folgende Gründe: Mehr ältere kranke Menschen ließen die Nachfrage nach Apothekenleistungen enorm steigen. Gleichzeitig gebe es immer mehr Hochpreiser; aber bei steigendem Umsatz bleibe das Packungsvolumen gleich. Zudem führten die zahlreichen Apothekenschließungen zu einer »Kannibalisierung«, denn deren Umsätze verteilten sich auf die verbliebenen Apotheken am Markt. Und im OTC-Bereich gingen mittlerweile etwa 15 bis 20 Prozent des Umsatzes in den Versand. Lediglich in Erkältungszeiten steige in den Vor-Ort-Apotheken der OTC-Umsatz.

Bei stetig sinkender Apothekenzahl werden sich diese Trends verstärken, so Korfs Prognose. Bereits 2023 hatten 10 Prozent der Betriebsstätten eine Negativ-Bilanz. Und binnen zwei Jahren ist die Zahl der Betriebstätten mit einem Betriebsergebnis von mehr als 75.000 Euro von 85 Prozent auf etwa 66 Prozent gesunken. Das Betriebsergebnis werde 2024 aufgrund von Kostensteigerungen, Tarifsteigerungen und Ähnlichem weiter unter Druck geraten.

»Wenn wir politisch Glück haben, können wir eine Soforthilfe bekommen und auch eine Honorarreform, die ein bisschen mehr die Aspekte berücksichtigt, die wir eingebracht haben,« so Korf. Die Apothekerschaft müsse sich jetzt Gedanken machen, wie Fixum und variable Vergütung zukünftig regelgebunden dynamisiert werden können. »Das kann dann gern auch eine Verhandlungslösung sein mit Schiedsstelle«, so Korf. Wie zu erfahren war, wurde die Schiedsstelle gerade erst neu besetzt. Nach dem langjährigen Vorsitzenden Rainer Hess wird ab 1. Januar 2025 Professor Bernd Schütze den Vorsitz haben, derzeit Richter am Bundessozialgericht.

Apotheken sollen in der Primärversorgung unterstützen

Wichtig sei, das unterstrich Korf deutlich, dass die Apotheken sich neue Tätigkeitsfelder erschließen. Angesichts der schlechten wirtschaftlichen Voraussetzungen würden die Verteilungskämpfe weiter bestehen bleiben. Aber die Apothekerschaft erhofft sich für ihre Forderungen nun ein besseres politisches Gehör. In ihrem Papier »Apotheke der Zukunft« habe die ABDA bereits konkrete Ideen entwickelt. Die Sicherstellung der Arzneimittelversorgung soll flankiert werden mit pharmazeutischen und telemedizinischen Dienstleistungen. Es gehe zudem um Investitionen in die Vor-Ort-Apotheken als verbliebene Ansprechpartner in regionalen Versorgungsstrukturen. So sei etwa auch die Triage ein mögliches Geschäftsfeld, wenn die Apotheke etwa in Notfällen bewertet, wer zu Arzt muss. »Es ist besser, ein System zu entlasten, als eine Eskalation von Krankheit«, so Korf.

Angedacht ist demnach, dass die Apotheken mehr in die Primärversorgung gehen. Vor dem Hintergrund des großen Hausärztemangels sieht die ABDA dies als eine konstruktive Unterstützung der Gesundheitsversorgung. So könnte die Apotheke etwa Ansprechpartner sein bei leichten Erkrankungen akuter Art wie etwa Harnwegsinfekte. Auch bei der Wiederholungsbehandlung von Chronikern könnte die Apotheke unterstützen. Zudem können die Apothekenteams Patienten Erklärhilfe bei der Digitalisierung geben.

»Veränderungen sind unausweichlich«, so Korf. »Die guten alten Zeiten sind vorbei. Wir werden uns anpassen müssen.« Abgesehen vom Kontrahierungszwang seien letztlich alle anderen Leistungen freiwillig. Jeder könne selbst entscheiden, was er oder sie in der Offizin anbieten möchte.  »Aber jede neue Leistung fällt nicht mehr unter den Aspekt des Gemeinwohls, sondern ist zu vergüten.« Wenn die Anpassung nicht gelinge, dann wäre der Sicherstellungsauftrag der Apotheke vor Ort nicht mehr zu gewährleisten. Da ist sich die ABDA sicher.

 

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