Multiple Sklerose wird heute schneller erkannt |
Moderne bildgebende Verfahren haben die Diagnostik der Multiplen Sklerose verbessert. Heute kann die Diagnose deutlich rascher gestellt werden als noch vor zehn Jahren. / © Getty Images/Pornpak Khunatorn
In den vergangenen Jahren hat sich die Zeit von den ersten Symptomen einer MS bis zur Diagnose spürbar verkürzt, meldet die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG). Ihrer Datenanalyse zufolge sank der benötigte Zeitraum innerhalb der letzten zehn Jahre von rund 18 Monaten etwa sechs Monate. Möglich gemacht haben dies verbesserte Diagnostikverfahren, moderne bildgebende Methoden sowie ein geschärftes Bewusstsein für MS – nicht nur bei Fach-, sondern auch bei Hausärzten.
Das ist positiv, denn eine rasche und sichere Diagnosestellung ist entscheidend, um die Erkrankung frühzeitig zu behandeln. Vor allem bei der schubförmig verlaufenden MS stehen wirksame Medikamente zur Verfügung, die neue Schübe verhindern und das Fortschreiten bremsen können.
Laut DMSG hängt die Diagnosegeschwindigkeit von verschiedenen Faktoren ab. Höheres Alter bei Krankheitsbeginn, mehrere gleichzeitig auftretende Symptome oder typische Beschwerden wie Kribbeln und Taubheitsgefühle führen im Schnitt zu einer schnelleren Diagnose. Auch ein höherer Bildungsstand wirkt sich positiv aus. Verzögerungen treten dagegen häufiger auf, wenn die Erkrankung schleichend beginnt – etwa bei der primär progredienten MS – oder wenn die ersten Anzeichen unspezifisch sind, wie Blasenprobleme, motorische Einschränkungen oder depressive Verstimmungen. Extreme Verzögerungen sind jedoch selten geworden: Nur noch 2 Prozent der Betroffenen warten länger als fünf Jahre auf eine Diagnose. 2015 lag dieser Anteil noch bei 9 Prozent.
Auch beim Therapiebeginn zeigen sich deutliche Fortschritte. Heute starten Patienten im Durchschnitt rund zwei Monate nach Diagnosestellung mit einer medikamentösen Behandlung – im internationalen Vergleich ein Spitzenwert. In den USA vergehen dafür etwa drei Monate, im Vereinigten Königreich sogar neun. In Deutschland profitierten Patientinnen und Patienten vom schnellen Zugang zu spezialisierten MS-Zentren, die nach DMSG-Qualitätskriterien arbeiten, berichtet die Gesellschaft.
Die Auswertung basiert auf Daten dieser spezialisierten Zentren und spiegelt daher nicht zwingend die gesamte Versorgungssituation wider. Dennoch gilt: Die Zeit bis zur Diagnose und zum Behandlungsbeginn hat sich für MS-Patienten in Deutschland in den vergangenen Jahren signifikant verkürzt.