Müssen Frauen häufiger aufs Klo? |
Jennifer Evans |
12.08.2025 12:00 Uhr |
Frauenblase: Ist nicht nur eine Frage der Kapazität, sondern auch von Kontrolle und Konditionierung. / © Getty Images/Peter Cade
Die Vorstellung, dass Frauen eine kleinere Blase haben, ist weitverbreitet – doch wissenschaftlich nicht haltbar. Anatomisch ähneln sich männliche und weibliche Blasen, beide fassen rund 400–600 Milliliter Urin. Das schreibt die Anatomieprofessorin Michelle Spear von der Universität Bristol auf der Wissenschaftsplattform »The Conversation«.
Unterschiede zwischen den Geschlechtern würden dagegen durch den umliegenden Raum entstehen, so Spear. Während die Blase bei Männern oberhalb der Prostata und vor dem Enddarm liege, teile sie sich bei Frauen das Becken mit Gebärmutter und Vagina. Schwangerschaft oder hormonelle Veränderungen könnten den Druck erhöhen und den Harndrang verstärken.
Auch die Stärke des Beckenbodens spielt laut der Wissenschaftlerin eine entscheidende Rolle: Er stützt die Blase und beeinflusst die Kontrolle über sie, kann aber durch Geburten, Hormonveränderungen oder im Alter an Stabilität verlieren.
Die Anatomie ist jedoch nicht alles. Der Toilettengang ist auch sozial geprägt. Viele Mädchen lernten, »auf Nummer sicher zu gehen« oder öffentliche Toiletten zu meiden, schreibt sie. Und das könne dazu führen, dass die Blase ihre volle Dehnungsfähigkeit nicht nutze, weil sie sich immer frühzeitig entleere.
Abhilfe schaffen könnten Blasentraining und Beckenbodenübungen. Denn die Blase sei ein muskulöser Ballon, der auf Flexibilität ausgelegt sei und dessen Toleranz sich vergrößern lasse.
Spears Resümee: Frauen hätten keine kleineren Blasen, aber häufig »weniger Handlungsspielraum, sowohl anatomisch als auch sozial«. Ihr Harndrang ist also selten eine Frage der Willenskraft, sondern viel mehr eine von Körperbau, Hormonen und sozialer Konditionierung.