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Sachsen-Anhalt

Münch: »Wir brauchen jetzt eine Soforthilfe«

Die Sorge um die Zukunft der Apotheke wird mit dem »eigenwilligen Politikstil« des Bundesgesundheitsministers immer größer. Das zeigte sich bei der Versammlung der Apothekerkammer Sachsen-Anhalt (AKSA) in Magdeburg am Mittwoch.
Jennifer Evans
06.06.2024  10:30 Uhr

Die Lage der Apothekerschaft hat sich Jens-Andreas Münch zufolge seit dem vergangenen Jahr im Prinzip nicht verändert. Das bedauerte der Präsident der Apothekerkammer Sachsen-Anhalt in seinem Bericht zur berufspolitischen Situation bei der Kammerversammlung in Magdeburg. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) pflege weiterhin seinen »eigenwilligen Politikstil«, glänze lediglich durch digitale Anwesenheit und bemühe sich hinsichtlich seiner Reformpläne um »keinen ernsthaften Austausch« mit der ABDA.

Offenbar sei der Minister entgegen allen Argumenten nicht bereit, »auch nur einen Millimeter von seinen Vorstellungen abzurücken«. Nur bei der Skontofrage bestehe die vage Hoffnung eines Entgegenkommens, so Münch. In dem Zusammenhang stellte er klar, dass auch die Apothekerinnen und Apotheker an einigen Grundforderungen festhalten werden. »Und eine davon ist, dass wir nicht bereit sind, uns einfach quasi abschaffen zu lassen«, betonte der AKSA-Präsident.

Eine Entwicklung hin zu einer Apotheke mit PTA statt Apothekern wäre für den Berufsstand laut Münch ruinös. Ausgabestellen solcher Art könnten nie das volle Spektrum einer Vollapotheke leisten. Und die BtM-Abgabe sowie die pharmazeutischen Dienstleistungen (pDL) würden ohnehin schon aus rechtlichen Gründen komplett ausscheiden. Für Münch stellt sich zudem eine weitere Frage: Wollen PTA die hohe Verantwortung überhaupt übernehmen? Und wenn ja, zu welchem Preis? Damit meint er in erster Linie das Gehalt.

Missachtung des Berufsstands

Grundsätzlich ließe sich durchaus über eine Neustrukturierung der Apothekerhonorierung reden, meinte Münch. Eine Anpassung, die nur für ein paar Jahren greift, bringe jedoch wenig. »Wir brauchen jetzt eine Soforthilfe – für alle – und wir brauchen eine verbindliche Dynamisierungsregelung«, forderte er.

Der Kammerpräsident machte keinen Hehl daraus, dass er noch mehr Probleme mit Lauterbachs Arbeit hat. Unter anderem ist Münch nicht mit dem Demokratieverständnis des Ministers einverstanden. »Die einzige akzeptable Expertenmeinung ist offenbar seine eigene«, kritisierte er. Enttäuscht zeigte sich Münch von der »tiefsten Missachtung«, die Lauterbach gegenüber dem Berufsstand der Apotheker zeigt. »Ich habe den Eindruck, man sieht in uns die Tante-Emma-Läden des Gesundheitswesens – nett, aber verzichtbar.«

Trotz seines »pessimistischen Blicks auf das Jahr« will er den Berufsstand davor warnen, nun den Kopf in den Sand zu stecken. Seiner Ansicht nach wäre es »ein völlig prekärer Weg«, gerade jetzt mit einer Reduzierung jener Leistungen zu reagieren, die die Vor-Ort-Apotheke unverzichtbar machten, den Menschen im Land helfen würden und letztlich für das gesellschaftliche Image »Gold wert« seien.

Neben Rezeptur und Nacht- und Notdienst nannte er vor allem die pDL. Letztere sollten langsam an Fahrt aufnehmen, bevor es irgendwann zu spät sei, mahnte er. Der Topf habe sich seit 2022 mit rund 300 Millionen Euro gefüllt, von denen bislang nur ein Bruchteil abgerufen worden sei. »Brachliegende Gelder im Gesundheitswesen wecken sehr schnell Begehrlichkeiten von verschiedensten anderen Akteuren«, gab er zu bedenken.

Der Basis geht die Luft aus

In der anschließenden Diskussion zeigte sich: Der Basis geht die Luft aus. Grundsätzlich verstehe man zwar die diplomatischen Bemühungen der ABDA, was die Kommunikation zum Bundegesundheitsministerium angehe. Man sei aber inzwischen »müde, immer wieder regionale Politikerinnen und Politiker in die Offizin einzuladen«. Stattdessen erhoffen sich die Apothekerinnen und Apotheker in Sachsen-Anhalt, dass die Standesvertretung einen »guten Plan in der Schublade hat«, wenn Lauterbach mit seiner Reform um die Ecke kommt.

Eines war deutlich zu spüren: Ruhig halten wollen die Heilberuflerinnen und Heilberufler nicht mehr. Demnach wird schon »mit den Hufen gescharrt«. Allerdings stand auch die Frage im Raum: Wie reagiert man am besten? Münch wies darauf hin, dass man sich mit erneuten Schließtagen nur selbst bestreike und zudem den Ärger auf dem Rücken der Patienten austrage. Abgesehen davon lasse sich Lauterbach wohl kaum von geschlossenen Offizinen beeindrucken. Als Gegenvorschlag kam die Idee, doch alle heilberuflichen Disziplinen zu einem gemeinsamen Streiktag zu motivieren.

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