Mounjaro-Pen blockiert bei dritter oder vierter Dosis |
Immer wieder melden Patienten, dass der Mounjaro KwikPen schon bei der dritten oder vierten Dosis blockiert. / © Adobe Stock/Ole
»Uns haben mehr als hundert Verdachtsfälle erreicht: Patientinnen und Patienten sind verunsichert, weil sie einen technischen Defekt des Pens vermuten«, berichtet Professor Dr. Martin Schulz, Vorsitzender der Arzneimittelkommission Deutscher Apotheker (AMK). Genauer gesagt waren es allein zwischen Mai und September vergangenen Jahres 149 Verdachtsfälle eines Qualitätsmangels im Sinne eines mechanischen Defekts bei dem Tirzepatid-haltigen Arzneimittel Mounjaro® KwikPen® von Lilly.
In einem Pen sind vier Dosen enthalten, die der Patient einmal wöchentlich selbst subkutan appliziert. »Apotheken beanstanden, dass der Pen bei der vierten, teilweise auch schon bei der dritten Dosis blockiert. Zusätzlich lässt sich das Dosierrad nicht mehr einstellen«, informiert die AMK.
»Offensichtlich haben Patientinnen und Patienten Probleme mit den Pens und melden diese ihrer Apotheke vor Ort«, erklärt AMK-Chef Schulz in einer ABDA-Pressemitteilung. »Vor allem das vor dem Spritzen notwendige Entlüften des Pens scheint fehleranfällig. Wird übermäßig entlüftet, kann der Pen vorzeitig arretieren – dann lässt sich keine Wirkstofflösung mehr entnehmen.«
Das AMK ließ eingesendete, beanstandete Pens durch das ZL prüfen. / © AMK/ZL
Der Hersteller führt die Probleme gegenüber der AMK auf patientenseitige Anwendungsfehler zurück. Zwar konnte das Zentrallaboratorium Deutscher Apotheker (ZL) im Auftrag der AMK anhand von Reklamations- und Vergleichsmustern kein herstellerbedingtes Qualitätsproblem feststellen. Die untersuchten Pens konnten laut AMK viermal ausgelöst werden, mit einer jeweils ähnlich verbliebenen Menge an Restvolumen (aufgrund von Überfüllung) im Pen.
Aufgrund der Häufung gleichartiger Fehlermeldungen aus den Apotheken vermutet die AMK jedoch trotzdem herstellerseitige Faktoren, die Anwendungsfehler bedingen könnten. Die AMK fordert daher, dass der pharmazeutische Unternehmer sein Präparat noch besser an die Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten anpasst und nennt folgende Punkte:
»Die Apothekenteams müssen hier viel Aufklärungsarbeit leisten, um die Arzneimitteltherapiesicherheit zu garantieren«, bemerkt Schulz. Die AMK ist nach eigenen Angaben bereits im Gespräch mit dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), um zusammen mit der Firma zeitnah risikominimierende Maßnahmen anzustoßen. Derweil empfiehlt die AMK den Apothekenteams, Patienten umfassend über die Handhabung zu informieren und auf oben genannte (Medikationsfehler-bedingende) Faktoren hinzuweisen. Zudem bittet sie um weitere Meldungen bei entsprechenden Verdachtsfällen unter www.arzneimittelkommission.de.
Schulz: »Eine sichere Arzneimitteltherapie hängt entscheidend von der richtigen Handhabung des Arzneimittels ab. Besonders bei komplexen Anwendungen, wie zum Beispiel von Pens, ist eine Beratung in der Apotheke vor Ort unverzichtbar, um Anwendungsfehler zu vermeiden.«