Morgens, mittags, abends, egal |
Laura Rudolph |
05.09.2022 18:00 Uhr |
Eine schottische Studie kommt zu dem Schluss: Für die Wirkung von Antihypertensiva ist der Einnahmezeitpunkt unerheblich. / Foto: Adobe Stock/Lazy_Bear
2019 sorgten Forscher aus Spanien mit der Veröffentlichung der Ergebnisse der Hygia-Studie für Furore (»European Heart Journal«, 2019, DOI: 10.1093/eurheartj/ehz754). Diese suggerierten, dass Blutdrucksenker nach einer Einnahme am Abend den nächtlichen Blutdruck stärker senken als nach morgendlicher Einnahme. Fachleute kritisierten diese Ergebnisse vielfach, unter anderem aufgrund des Studiendesigns.
Nun scheint die prospektive, randomisierte TIME-Studie aus Schottland diese umstrittene These zu widerlegen. TIME steht für Treatment In the Morning vs. Evening. Die Ergebnisse der Studie stellte die Forschungsgruppe um Professor Dr. Thomas MacDonald von der der University of Dundee kürzlich auf dem Jahreskongress der European Society of Cardiology in Barcelona vor.
Die Forschenden beobachteten 21.104 Probandinnen und Probanden aus Großbritannien (Durchschnittsalter 65 Jahre), die aufgrund von Bluthochdruck mindestens ein blutdrucksenkendes Medikament einnahmen, über einen Zeitraum von durchschnittlich fünf Jahren. 10.503 Teilnehmende nahmen dabei ihre Antihypertensiva abends ein, 10.601 morgens. Primäre Endpunkte waren Hospitalisierung wegen eines nicht tödlichen Herzinfarkts oder Schlaganfalls sowie kardiovaskuläre Todesfälle. In der Gruppe mit morgendlicher Verabreichung traten diese bei 390 Probandinnen und Probanden ein (3,7 Prozent), in der Gruppe mit abendlicher Einnahme bei 362 Personen (3,4 Prozent). Somit war kein signifikanter Unterschied zwischen den Gruppen zu verzeichnen.
»Die Studie ergab eindeutig, dass Herzinfarkt, Schlaganfall und vaskulärer Tod unabhängig von der Einnahmezeit in ähnlichem Maße auftraten. Menschen mit Bluthochdruck sollten ihre Medikamente zu einer Tageszeit einnehmen, die für sie günstig ist und unerwünschte Wirkungen minimiert«, resümiert Studienleiter MacDonald in einer Pressemitteilung seiner Universität.