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LAK Thüringen

»Möglichkeitsräume« für Apotheken nutzen

Mit dem Ampel-Aus sind auch strukturverändernde Gesetzesvorhaben erstmal vom Tisch. An der Honorarmisere in Apotheken ändert das aber nichts. Kammerpräsident Ronald Schreiber will »Möglichkeitsräume« nutzen, um das Honorar zu erhöhen.
Christina Hohmann-Jeddi
21.11.2024  16:08 Uhr

Mit etwas Positiven konnte Ronald Schreiber, Präsident der Landesapothekerkammer Thüringen (LAKT), die Mitgliederversammlung in Erfurt am 20 November beginnen. Die von der LAKT gestartete Petition »Gesundheitsversorgung in Thüringen sichern. Apotheken retten« wurde von fast 64.000 Menschen unterschrieben. »Sie ist damit die erfolgreichste Petition im Thüringer Landtag«, berichtete Schreiber und dankte den Mitarbeitenden in Apotheken für das herausragende Engagement.

Die Petition sei aber nicht das Ende der Bemühungen, sondern erst der Anfang, betonte der LAKT-Präsident. Der neu gewählte Landtag in Thüringen sollte sich mit den Forderungen der Apothekerschaft beschäftigen und die Handlungsmöglichkeiten in Thüringen ausloten, um die Arzneimittelversorgung zu sichern.

In Thüringen befindet sich vieles in der Schwebe, wurde auf der Kammerversammlung in Erfurt deutlich. Zum einen wartet man auf die Regierungsbildung und die Inhalte des neuen Koalitionsvertrags. Auf diesen haben sich CDU, BSW und SPD nunmehr verständigt, am Freitag soll das Papier vorgestellt werden soll. »Es wird wichtig sein, dass sich die Regierung stark macht für die Apotheken«, so Schreiber.

Zum anderen hänge auch viel von den Neuwahlen auf Bundesebene ab, die aller Voraussicht nach am 23. Februar stattfinden werden. Das Scheitern der Ampelkoalition, das diese Neuwahlen erforderlich machte, habe dazu geführt, dass einige Gesetzesvorhaben, die die Apotheken betroffen hätten, erstmal vom Tisch seien, machte Schreiber deutlich. Dies seien vor allem das Apotheken-Reformgesetz (ApoRG) und das Gesetz zur Reform der Notfallversorgung, die das Apotheken- und das Notdienstsystem der Apotheken grundlegend geändert hätten.

Dass das ApoRG nicht so glatt, wie vom Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) gewünscht durch das Kabinett ging, sei auch den starken Protesten des Berufsstandes zu verdanken – von der genannten Petition, zu Demonstrationen und den unzähligen politischen Gesprächen die in den vergangenen Monaten geführt wurden. Dass die Gesetze vom Tisch sind, bedeute aber nicht, dass sie nicht noch einmal aus der Schublade geholt werden könnten, betonte Schreiber.

Honorarreform ist nötig

Doch wie geht es jetzt weiter? Obwohl die Strukturreform erst einmal nicht kommt, sind Veränderungen nötig. »Wir brauchen eine Honorarreform«, sagte der LAKT-Präsident. Seit Jahren sei das Honorar der Apotheken nicht angepasst worden, man habe sogar durch das Skontourteil und die Erhöhung des Kassenabschlags finanzielle Einbußen hinnehmen müssen. Etwa ein Drittel der Betriebe sei nach Zahlen der Treuhand stark wirtschaftlich belastet und arbeite an der Existenzschwelle. Der wirtschaftliche Druck hat auch Auswirkungen auf die Personalsituation. Apotheken könnten nicht die Gehälter zahlen, wie sie in der Industrie oder bei Krankenkassen üblich seien. Eine Honorarreform könnte die Attraktivität der öffentlichen Apotheken als Arbeitsplatz wieder erhöhen. Dabei komme man realistischerweise nicht von dem packungsbezogenen Honorar weg. Zusätzlich könnten aber Möglichkeitsräume genutzt werden, zitierte Schreiber die Treuhand.

Hierzu zählten etwa pharmazeutische Dienstleistungen, Impfen oder auch die Authentifizierung von Patienten für die elektronische Patientenakte (ePA), die ab 2025 wohl Apotheken für eine Vergütung vornehmen werden.

Institutsneubau in Jena

Für die Personalgewinnung in Apotheken ist auch ausreichend Nachwuchs nötig. Seit Jahren setzt sich die LAKT für einen Neubau des Pharmazie-Instituts der Friedrich-Schiller-Universität in Jena und eine Erhöhung der Studienplätze dort ein. Dies war auch eine Forderung der Petition gewesen. Zum aktuellen Situation am Institut berichtete Professor Dr. Oliver Werz bei der Kammerversammlung. Derzeit seien nur vier von sechs Professuren besetzt und es gebe Probleme bei der Neubesetzung der Stellen. Ein Grund hierfür sei, dass die Zahl der Mitarbeitenden am Institut gekürzt wurde. Bereits jetzt sei die Hälfte der Mitarbeiterstellen durch Drittmittel finanziert.

Ein weiteres Hindernis bei der Neubesetzung der Professuren sei die räumliche Situation am Institut, an der sich vor 2030 auch nichts ändern werde. Erst dann könne der geplante Neubau fertiggestellt sein. Für den fehle aber immer noch der Planungsauftrag seitens der Landesregierung, berichtete Werz. Wenn dieser rasch komme, könne der Plan, den Neubau bis Ende 2029 fertigzustellen und zu beziehen, noch eingehalten werden.

Die Stellenstreichungen wirkten sich auch auf die Studierendenzahlen aus. In diesem Wintersemester haben nur 71 Studierende das Pharmaziestudium in Jena begonnen – »ein historischer Tiefststand«, so Werz.

Zwei Quoten in Thüringen diskutiert

Damit der in Thüringen ausgebildete pharmazeutische Nachwuchs nach dem Studium im Land bleibt und in ländlichen Regionen arbeitet, werden derzeit zwei Quoten diskutiert, die LAKT-Geschäftsführer Danny Neidel bei der Versammlung genauer vorstellte. Die Partner der »Brombeerkoalition« haben sich auf ein Sondierungspapier geeinigt, in dem eine Landapothekerquote (entsprechend der schon bestehenden Landarztquote) gefordert wird.

Demnach sollte das Land die Möglichkeit haben, einen gewissen Prozentsatz an Studienplätzen für Studierende vorzubehalten, die sich verpflichten, nach dem Studium für bis zu zehn Jahre in einer Apotheke in unterversorgten oder von Unterversorgung bedrohten Regionen zu arbeiten. Was unter Unterversorgung oder von Unterversorgung bedroht zu verstehen ist, sei für Apotheken nicht definiert, berichtete Neidel. Aber selbst eine Definition für Unterversorgung in einer bestimmten Region sage noch nichts darüber aus, ob eine Apotheke dort wirtschaftlich überlebensfähig wäre. Im Unterschied zu den Medizinern bestehe bei Apotheken zudem eine Niederlassungsfreiheit, die mit einer Landapothekerquote schlecht zu vereinbaren sei.

Als zweite Quote werde derzeit eine Landeskinderquote diskutiert, die regeln soll, dass für bestimmte Studiengänge ein festgelegter Anteil von Studierenden eine familiäre oder soziale Bindung zum Bundesland hat. Eine solche Quote wurde bislang bundesweit nicht eingeführt. »Für eine Einführung müsste der Staatsvertrag für die Hochschulzulassung geändert werden«, sagte Neidel. Diese Quote sei verfassungsrechtlich bedenklich, zudem sei die Definition von »Landeskindern« schwierig.

Sein Fazit: »Wer eine gesunde Apothekenlandschaft will, muss für eine auskömmliche Vergütung und die passenden Rahmenbedingungen sorgen«, sagte Neidel. »Eine wie auch immer geartete Quote wird daran nichts ändern.« Deren Auswirkungen würden zudem auch erst in etwa 20 Jahren spürbar. Nachwuchs bräuchten die Apotheken aber jetzt.

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