Möglicher Therapieansatz gegen hochgradige Gliome bei Kindern |
Laura Rudolph |
17.03.2025 16:20 Uhr |
Pädiatrische hochgradige Gliome haben eine schlechte Prognose. Nun haben Forschende einen neuen möglichen Therapieansatz entdeckt. / © Getty Images/Kateryna Kon/Science Photo Library
Jedes Jahr erkranken in Deutschland rund 2200 Kinder und Jugendliche an Krebs. Die häufigste Art solider Tumoren in dieser Altersgruppe sind ZNS-Tumoren wie Gliome, die sich aus Zellen des Stützgewebes im Gehirn entwickeln. Besonders aggressiv und schwer zu behandeln sind dabei die pädiatrischen hochgradigen Gliome (pHGG).
Ein Forschungsteam um Dr. Lisa Mayr vom Department of Pediatric Oncology der Harvard Medical School in Boston hat nun einen vielversprechenden Therapieansatz zur Behandlung von pHGG entdeckt. Die Wissenschaftler fanden anhand von Gewebeproben heraus, dass bei dieser Krebsart häufig der Rezeptor Platelet-Derived Growth Factor Receptor Alpha (PDGFRA) genetisch mutiert oder in erhöhter Anzahl vorhanden ist. Der Wachstumsfaktor PDGF, der an diesen Rezeptor bindet, fördert das Krebswachstum auf verschiedene Weise.
Wie Mayr und Kollegen aktuell im Fachjournal »Cancer Cell« berichten, lässt sich PDGFRA selektiv durch den Tyrosinkinaseinhibitor Avapritinib hemmen. Dieses Medikament ist bereits für Erwachsene zugelassen, unter anderem zur Behandlung von fortgeschrittenen gastrointestinalen Stromatumoren mit einer bestimmten PDGFRA-Mutation.
Circa 15 Prozent der 261 untersuchten Gewebeproben wiesen PDGFRA-Mutationen und/oder eine erhöhte Zahl an Genkopien auf. »Frühere Versuche, PDGFRA in pHGG zu blockieren, waren klinisch erfolglos, wahrscheinlich aufgrund schlechter Verträglichkeit und mangelnder Penetration in das zentrale Nervensystem« heißt es in einer Pressemitteilung der Medizinischen Universität Wien, an der der Studienleiter Professor Dr. Johannes Gojo lehrt.
Die Forschenden konnten in Labor- und Tiermodellen zeigen, dass Avapritinib gezielt und selektiv PDGFRA hemmt und die Blut-Hirn-Schranke bei Mäusen und Menschen effektiv überwindet. »Die PDGFRA-Veränderungen in hochgradigen Gliomen führen zu einer erhöhten Aggressivität und gesteigertem Wachstum, schaffen aber gleichzeitig einen Angriffspunkt für effektive Therapiestrategien«, fasste Gojo zusammen.
Erste klinische Erfahrungen der Therapie mit Avapritinib bei Kindern und jungen Erwachsenen mit überwiegend rezidivierten oder refraktären PDGFRA-veränderten hochmalignen Gliomen haben gezeigt, dass Avapritinib gut vertragen wird. In drei von sieben Fällen sprach eine Radiotherapie an. »Tumore mit speziellen PDGFRA-Veränderungen, die zuvor resistent gegenüber der Standardtherapie Bestrahlung waren, haben auf diesen neuen Therapieansatz angesprochen. Unsere Erkenntnisse lieferten die Grundlage für eine internationale klinische Phase-1/2-Studie und für weitere Kombinationsstudien zu Avapritinib bei pädiatrischen hochgradigen Gliomen mit PDGFRA-Veränderungen«, sagte Mayr abschließend.