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Rotavirus-Impfung

Möglicher Schutz vor Typ-1-Diabetes

Vollständig gegen Rotaviren geimpfte Kinder haben ein um 33 Prozent niedrigeres Risiko, an Typ-1-Diabetes zu erkranken, als ungeimpfte Kinder. Das ergab eine Analyse von Versichertendaten aus den USA, die nun im Fachjournal »Scientific Reports« veröffentlicht wurde. Zu Beginn des Jahres hatte bereits ein australisches Forscherteam ähnliche Daten vorgestellt.
Christina Hohmann-Jeddi
18.06.2019  11:00 Uhr

Typ-1-Diabetes ist eine chronische Autoimmunerkrankung, bei der Autoantikörper die Insulin produzierenden Inselzellen des Pankreas angreifen. Warum genau sich das Immunsystem gegen körpereigene Zellen richtet, ist noch nicht verstanden. Einige Studien weisen darauf hin, dass Rotaviren in der Pathologie eine Rolle spielen könnten. So konnte bei Mäusen gezeigt werden, dass Rotaviren auch den Pankreas direkt infizieren, dort Apoptose auslösen und zu einer vorübergehenden Rückbildung des Organs führen, die auch milde Hyperglykämien bedingt. Zudem weisen Kinder mit Typ-1-Diabetes in Studien höhere Antikörpertiter gegen Rotaviren auf als stoffwechselgesunde.

Gegen die Brechdurchfallerreger stehen seit 2006 zwei Impfstoffe zur Verfügung: Das pentavalente RotaTeq® und das monovalente Rotarix®, die jeweils in drei beziehungsweise zwei Dosen im Säuglingsalter gegeben werden. Um zu prüfen, ob eine Beziehung zwischen Rotavirus-Infektionen und der Entwicklung von Typ-1-Diabetes besteht, untersuchte ein Team von Forschern um Dr. Mary Rogers von der University of Michigan in Ann Arbor die Versicherungsdaten von fast 1,5 Millionen Kindern, die zwischen 2001 und 2017 in den USA geboren wurden – also vor beziehungsweise nach der Einführung der Rotavirus-Impfung.

Die Stratifizierung nach Geburtsjahr zeigte, dass vollständig immunisierte Kinder, die zwischen 2006 und 2011 geboren wurden waren, ein um 33 Prozent niedrigeres Risiko hatten, Typ-1-Diabetes zu entwickeln, als ungeimpfte Kinder. Bei den Jahrgängen 2012 bis 2016 war das Risiko um 54 Prozent reduziert. Dabei war der pentavalente Impfstoff mit einem besseren Schutz assoziiert als der monovalente. Bei unvollständig geimpften Kindern, die also nicht alle vorgeschriebenen Dosen der Impfserie erhalten hatten, zeigte sich keine Risikoreduktion.

Es handelt sich epidemiologische Daten, die keinen Kausalzusammenhang belegen können, betont Rogers in einer Pressemitteilung der Universität. »Es werden mehr Zeit und Untersuchungen benötigt, um diese Ergebnisse zu bestätigen.« Bereits im Januar dieses Jahres hatten australische Wissenschaftler aber ähnliche Daten aus ihrem Land veröffentlicht. Seit 2008 sank dort die Zahl der Typ-1-Diabetes-Erkrankungen bei Unter-Vierjährigen um 14 Prozent, berichteten Dr. Kirsten Perret und ihre Kollegen vom Murdoch Children's Research Institute in Melbourne im Fachjournal »JAMA Pediatrics«. Es sei das erste Mal seit den 1980er-Jahren, dass die Inzidenz in dieser Altersgruppe gesunken sei. In Australien war im Mai 2007 die orale Impfung gegen Rotaviren für alle Säuglinge eingeführt worden. Die Impfquote liegt bei etwa 84 Prozent. Bei älteren Kindern sank die Inzidenz in diesem Zeitraum nicht signifikant.

Auch bei dieser Untersuchung handelt es sich um eine epidemiologische Studie, die keinen Kausalzusammenhang beweist, betonte Perret in einer Mitteilung. Die Tatsache, dass die Inzidenz nur bei jüngeren Kinder zurückgehe, weise aber darauf hin, dass sie einem protektiven Faktor ausgesetzt waren, den es zuvor noch nicht gab. Ob dies die Rotavirus-Impfung sei, müsse noch belegt werden. Außerdem sei noch nicht klar, ob es sich eventuell um einen vorübergehenden Effekt handelt. Dies werden nachfolgende Studien zeigen, denn noch haben die wenigsten Kinder das Alter mit der höchsten Diabetes-Neuerkrankungsrate, nämlich zwischen 11 und 13 Jahren, erreicht.

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