Modifizierte DASH-Diät senkt Blutzucker |
Theo Dingermann |
06.08.2025 18:00 Uhr |
Die DASH4D-Diät besteht ebenfalls aus einem hohen Anteil an ballaststoffreichen Lebensmitteln wie Gemüse, Obst, Vollkornprodukten und Nüssen. Die Kohlenhydrate machten 45 Prozent der Gesamtkalorien aus (Symbolbild). / © Getty Images/GMVozd
Mit der drastischen Zunahme an Patienten, die an Typ-2-Diabetes (T2D) erkrankt sind, steigt auch die Zahl der Patienten, deren Blutzuckerwerte schlecht eingestellt sind. Nur die Hälfte der Erwachsenen mit Diabetes erreicht derzeit die empfohlenen Hämoglobin-A1c-Werte (HbA1c). Um die Situation zu verbessern, bedarf es Ernährungsinterventionen, die zur Senkung der Hyperglykämie bei T2D beitragen.
Jetzt erschien im Fachjournal »Nature Medicine« eine Arbeit mit den Ergebnissen einer kontrollierten klinischen Studie, mit der die Wirksamkeit einer für Typ-2-Diabetiker angepassten Diät nachgewiesen wurde. Grundlage war die Ernährungsform DASH (Dietary Approaches to Stop Hypertension), die für Menschen mit Bluthochdruck konzipiert wurde. Sie zeichnet sich durch eine hohe Zufuhr von Gemüse, Obst, Vollkornprodukten und fettarmen Milchprodukten aus, während der Konsum von Salz, rotem Fleisch und zuckerhaltigen Getränken reduziert wird.
Die DASH4D-Diät besteht ebenfalls aus einem hohen Anteil an ballaststoffreichen Lebensmitteln wie Gemüse, Obst, Vollkornprodukten und Nüssen. Im Vergleich zur Kontrollkost der neuen Studie enthielt sie deutlich weniger raffinierte Kohlenhydrate, gesättigte Fette und Zucker. Die Kohlenhydrate machten 45 Prozent der Gesamtkalorien aus. Das ist weniger als bei einem klassischen DASH-Konzept (55 Prozent). Ziel dieser Maßnahme ist es, die postprandiale Glucosebelastung bei T2D zu senken.
Forschende um Professor Dr. Michael Fang vom Department of Epidemiology an der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health in Baltimore überprüften in der kontrollierten Crossover-Ernährungsstudie DASH4D-CGM (NCT04286555) den Einfluss der speziell für Menschen mit Typ-2-Diabetes angepassten DASH-Diät auf die glykämische Kontrolle und Glucosevariabilität mithilfe kontinuierlicher Glucosemessungen (CGM).
Insgesamt wurden 89 Teilnehmende mit T2D randomisiert in vier isokalorische Diätphasen über jeweils fünf Wochen eingeschlossen. Verglichen wurden eine DASH4D-Diät mit einer typischen amerikanischen Vergleichsdiät, jeweils kombiniert mit hoher (3700 mg/Tag bei 2000 kcal) oder niedriger (1500 mg/Tag bei 2000 kcal) Natriumzufuhr. Die CGM-Auswertungen erfolgten jeweils in den Wochen 3 bis 4 jeder Diätphase über 14 Tage.
Als primäre Endpunkte waren der mittlere Glucosespiegel, der prozentuale Anteil der Zeit mit einem Glucosespiegel zwischen 70 und 180 mg/dl (Zeit im Zielbereich) und der Variationskoeffizient, der anhand einer 14-tägigen kontinuierlichen Glucoseüberwachung während jeder Ernährungsphase ermittelt wurde.
Die Teilnehmer waren im Mittel 67 Jahre alt und zu 67 Prozent weiblich. Der HbA1c lag im Mittel bei 7 Prozent, wobei 54 Prozent der Teilnehmer zwei oder mehr Antidiabetika einnahmen. Alle Mahlzeiten wurden in einer klinischen Studienküche zubereitet. Jede Diätphase wurde durch eine mindestens einwöchige Pause unterbrochen.
Die DASH4D-Diät reduzierte signifikant den mittleren Glucosewert (–11,1 mg/dl) und erhöhte die »Time in Range« (TIR, Glucose zwischen 70–180 mg/dl) um 5,2 Prozentpunkte im Vergleich zur Kontrolldiät. Der Variationskoeffizient blieb hingegen unverändert, was die Forschenden durch eine gleichzeitige Reduktion von Mittelwert und Standardabweichung erklären.
Zusätzlich nahm die Glucose-Standardabweichung ab (–3,3 mg/dl), und die Zeitanteile mit Hyperglykämie (>180 mg/dl und >250 mg/dl) wurden signifikant reduziert (–5,9 beziehungsweise –2,7 Prozentpunkte). Die Hypoglykämierate (<70 beziehungsweise <54 mg/dl) blieb hingegen unverändert und auf niedrigem Niveau (etwa 3 beziehungsweise <1 Prozent).
Die Glucosekontrolle besserte sich bereits ab Tag 1 der CGM-Messung unter einer DASH4D-Diät und blieb über die 14-tägige Diätphase stabil. Besonders deutliche Unterschiede zugunsten der DASH4D-Diät zeigten sich in den Tagesstunden von 12:00 bis 21:00 Uhr, was auf eine günstigere postprandiale Glucoseantwort hindeutet.
Die Ergebnisse legen nahe, dass durch veränderte Makronährstoffzusammensetzung in Kombination mit einem höheren Gehalt an Kalium und ungesättigten Fettsäuren sowie durch die geringe glykämische Last synergistisch die Glucosekontrolle verbessert wird. Dies wird durch frühere Metaanalysen gestützt, die zeigen, dass Ballaststoffe, insbesondere aus Vollkornprodukten, die Insulinsensitivität erhöhen und Blutzuckerspitzen abflachen können.
Die Effekte waren über alle Subgruppen hinweg konsistent, zeigten jedoch stärkere Ausprägung bei Personen mit einem HbA1c ≥ 7 Prozent. Diese wiesen eine mittlere Reduktion des Glucosewerts von 13 bis 18 mg/dl und eine Zunahme der TIR von 7 bis 12 Prozentpunkten auf, was klinisch bedeutsam ist und potenziell einer HbA1c-Reduktion von etwa 0,8 Prozent entspricht.
Die Diäten waren gut verträglich. Es traten keine schwerwiegenden hypoglykämischen Ereignisse auf. Zwei schwere unerwünschte Ereignisse (Myokardinfarkt und Herzinsuffizienz) standen nicht im direkten Zusammenhang mit der Diät. Drei Fälle erhöhter Kaliumwerte (≥5,5 mmol/l) wurden beobachtet, allerdings ohne klinische Relevanz. Die Anwendung der Glucosesensoren war komplikationsarm. Lediglich ein Teilnehmer berichtete über Schmerz an der Injektionsstelle.
Zu den Limitationen der Studie zählt die begrenzte externe Validität aufgrund des kontrollierten Studiensettings, der Ausschluss von Patienten mit HbA1c >9 Prozent und die Verwendung eines älteren CGM-Systems (FreeStyle Libre Pro). Stärken der Studie sind das Crossover-basierte Design, die hohe Diät-Compliance (circa 96 Prozent) und die detaillierte CGM-Datenlage.
Demnach stellt die DASH4D-Diät eine wirksame, evidenzbasierte Ernährungsintervention zur Verbesserung der glykämischen Kontrolle bei Menschen mit Typ-2-Diabetes dar. Ihre schnelle Wirksamkeit, gute Verträglichkeit und praktische Umsetzbarkeit machen sie zu einem vielversprechenden Kandidaten für die Integration in klinische Leitlinien und öffentliche Ernährungsempfehlungen.