Moderna-Impfstoff schützt Teenager sehr gut vor Covid-19 |
Aller Voraussicht nach können sich bald auch Kinder ab zwölf Jahren gegen Corona impfen lassen. Wann genau das sein wird, steht aber noch nicht fest. / Foto: Adobe Stock/klavdiyav
An der TeenCOVE-Studie hatten 3732 Freiwillige im Alter von 12 bis 18 Jahren in den USA teilgenommen. Zwei Drittel erhielten zwei Dosen von Modernas Covid-19-Impfstoff mRNA-1273 à 100 µg, was der Erwachsenendosis entspricht, oder Placebo. Nach Falldefinition, die auch für die Studien mit Erwachsenen verwendet wurde, traten in der Placebogruppe vier Covid-19-Erkrankungen auf gegenüber keinem einzigen Fall 14 Tage nach zweiter Dosis des Verums. Das entspricht einer Wirksamkeit von 100 Prozent in Bezug auf die Erkrankung.
Weil die Inzidenz bei Teenagern in den USA zum Zeitpunkt der TeenCOVE-Studie allgemein relativ niedrig war, wurde eine zweite Falldefinition auf Basis der Definition der Gesundheitsbehörde CDC herangezogen: ein mildes Symptom plus positiver PCR-Test. Hier lag die Schutzwirkung bereits nach der ersten Impfdosis bei 93 Prozent, teilte Moderna heute mit. Die Veröffentlichung in einem Peer-Reviewed-Journal soll noch folgen. Auch wird Wirksamkeit über die nächsten Monate wird immer wieder gemessen werden.
Die Teenager hätten den Impfstoff allgemein gut vertragen; das Nebenwirkungs- und Verträglichkeitsprofil ähnele dem bei Erwachsenen. Die Mehrheit der unerwünschten Ereignisse seien mild bis moderat ausgefallen. Am häufigsten klagten die Teilnehmer über Schmerzen an der Einstichstelle sowie nach der zweiten Dosis über Kopfschmerzen, Müdigkeit, Muskelschmerzen und Schüttelfrost. Es seien keine signifikanten Sicherheitsbedenken identifiziert worden.
»Besonders spannend ist es zu sehen, dass der Covid-19-Impfstoff Moderna eine SARS-CoV-2-Infektion verhindern kann«, sagte Stéphane Bancel, Chief Executive Officer von Moderna. »Wir werden diese Ergebnisse Anfang Juni bei der US-amerikanischen FDA und den Aufsichtsbehörden weltweit einreichen und die Zulassung beantragen.«
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) geht davon aus, dass Kindern ab zwölf Jahren bis Ende August ein Impfangebot gemacht werden kann. Voraussetzung dafür sei die Zulassung der Impfstoffe durch die europäische Arzneimittelbehörde, sagte er am Dienstag bei einem Besuch des Pharmaunternehmens Serumwerk Bernburg AG (Salzlandkreis). »Wir gehen davon aus, dass es in den nächsten Tagen, diese oder nächste Woche, eine Zulassung geben kann«, sagte er in Bezug auf Comirnaty®, den Impfstoff von Biontech und Pfizer, die die entsprechende Zulassungserweiterung ab zwölf Jahren bereits Anfang Mai bei der Europäischen Arzneimittelagentur EMA beantragt hatten.
Die Rückkehr zum Präsenzunterricht in der Schule ist nach Ansicht der Ständigen Impfkommission (STIKO) kein entscheidender Grund für die Coronaimpfung von Kindern. Im Vordergrund müsse die Frage stehen, wie hoch die Gefährdung der Kinder durch eine Infektion mit dem Coronavirus sei, sagte der STIKO-Vorsitzende Professor Dr. Thomas Mertens am Dienstag im Deutschlandfunk. Auch Privatleben oder Urlaub mit den Eltern seien sekundäre Argumente, »die für sich alleine genommen keine ausreichende Begründung liefern, um jetzt alle Kinder zu impfen«.
Die STIKO behält sich vor einer Empfehlung noch eine Prüfung vor. Mertens rechnet innerhalb der nächsten 10 bis 14 Tage mit einem Ergebnis der Beratungen. »Es kann sein, dass die STIKO den Vorstellungen der Politik nicht in allen Punkten nachkommen kann, da die Ergebnisse das unter Umständen nicht hergeben«, so Mertens.
Spahn betonte, es sei keine Impfpflicht. Es bleibe bei einer individuellen Entscheidung. »Kinder, Eltern, Ärztinnen und Ärzte entscheiden gemeinsam, ob geimpft wird oder nicht«, so Spahn. Er finde es sehr wichtig, dass es eine Diskussion gebe, auch über Nutzen und Risiken von Impfstoffen, auch bezogen auf die jeweilige Altersgruppe, sagte Spahn. Deshalb sei es eine individuelle Entscheidung.
»Covid-19 ist für jemanden, der 80 ist, ein höheres Risiko als für jemanden, der 18 ist«, sagte Spahn. Gleichzeitig gebe es auch Angaben über Langzeitwirkungen, gerade auch bei jüngeren Infizierten, in nicht geringer Zahl, sagte Spahn mit Blick auf die Folgen einer Covid-19-Erkrankung. »Ich weiß nur eins, wenn wir dieses Virus gut im Griff, unter Kontrolle, haben wollen, in Deutschland und Europa, dann werbe ich dafür, dass sich möglichst viele impfen lassen, das macht es leichter«, sagte Spahn. Er bekomme zudem viel Post von Eltern mit Kindern mit Vorerkrankungen, die sehnsüchtig auf eine Impfung warteten.
Der Gesundheitsminister warb mit Blick auf den Fortgang der Impfungen und den Sommer in Deutschland insgesamt um »etwas Geduld und Verständnis.« Wir haben echt »schwere, harte Monate hinter uns«, sagte er. Es gehe jetzt um ein paar Wochen Geduld miteinander, nicht um Monate. An Ostern seien 12 Prozent der Deutschen geimpft gewesen, heute, sieben Wochen später, seien es über 40 Prozent, die mindestens einmal geimpft worden seien. »Wenn wir einfach das Ganze noch sieben, acht Wochen weiterdenken, dann wird jeder, der geimpft werden möchte, auch in den ersten Monaten des Sommers, der ja im Juli beginnt, ein Impfangebot bekommen. Ich meine: nicht erst den Termin, sondern tatsächlich die erste Impfung haben«, sagte Spahn.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.