Modell soll Sterberisiko abschätzen |
Laura Rudolph |
11.04.2024 18:00 Uhr |
Im Jahr 2021 starben in Deutschland 227.890 Menschen an Krebs. Ob Krebs entsteht und wie er verläuft, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. US-Forschende haben nun ein Modell zur Abschätzung des Sterberisikos entwickelt. / Foto: Adobe Stock/Photographee.eu
Forschende der Albert Einstein School of Medicine in New York haben die Überlebensraten und Todesursachen von mehr als einer Million Patienten mit metastasiertem Krebs untersucht. Sie nutzten hierzu die Datenbank »National Cancer Institute’s Surveillance, Epidemiology, and End Results« (SEER), die bevölkerungsbezogene Informationen über Krebserkrankungen in den USA bereitstellt. Über seine Ergebnisse berichtete das Team um Kyle Mani kürzlich im Fachjournal »Nature«.
Demnach lebten Patienten, die ihre Diagnose zwischen 1992 und 2019 erhalten hatten, ab diesem Zeitpunkt im Median noch zehn Monate. 82,6 Prozent verstarben an ihrer fortgeschrittenen Tumorerkrankung. Bei den restlichen 17,4 Prozent waren die Todesursachen andere Erkrankungen (14,0 Prozent) oder ein zweites Malignom (3,4 Prozent). Die häufigsten zum Tode führenden Nichtkrebserkrankungen waren dabei Herzkrankheiten (32,4 Prozent), obstruktive Lungenerkrankungen (7,9 Prozent), Schlaganfall (6,1 Prozent) und Infektionen (4,1 Prozent). Im Jahr 2020 war Covid-19 die zweithäufigste nicht onkologische Erkrankung gewesen, die zum Tod geführt hatte. Bei Patienten mit Lungen-, Prostata- oder Darmkrebs zeigte sich zudem ein erhöhtes Suizidrisiko.
Basierend auf diesen Erkenntnissen und mithilfe statistischer Modelle haben die Forschenden ein Vorhersagemodell entwickelt, mit dem sich das individuelle Sterberisiko bei verschiedenen Krebsarten und -stadien abschätzen lassen soll. Diesen Rechner, der bei der Vorhersage des Ein-Jahres-Überlebens eine 75-prozentige Genauigkeit haben soll, haben sie öffentlich zugänglich gemacht.
Allerdings weist die Studie – und damit auch der Rechner – einige Limitationen auf, räumen die Forschenden ein. Beispielsweise fehlten teils Informationen zu bestimmten klinischen Variablen wie Komorbiditäten und Behandlungsdetails, die sich durchaus auf das Sterberisiko auswirken können. Zudem könnten Todesursachen falsch klassifiziert worden sein.
Dennoch könnten die Studiengerbnisse einen Beitrag dazu leisten, »die Versorgung von Patienten mit metastasiertem Krebs zu verbessern, indem sie dazu beitragen, diejenigen zu identifizieren, die ein erhöhtes Risiko für bestimmte Todesursachen haben«, schreiben die Autoren. Dies könne die Entwicklung von präventiven Strategien und Behandlungsrichtlinien beeinflussen.