Mit »Prescribing Pharmacists« das Gesundheitssystem entlasten |
Der Bundesverband der Pharmaziestudierenden in Deutschland hat dieses Jahr in Tübingen die Bundesverbandstagung organisiert. / © BPhD
Zur diesjährigen Bundesverbandstagung (BVT) des Bundesverbandes der Pharmaziestudierenden in Deutschland (BPhD), die vom 29. Mai bis zum 1. Juni an der Eberhard-Karls-Universität in Tübingen stattfand, hatten sich mehr als 130 Pharmaziestudierende aus ganz Deutschland versammelt. Neben zahlreichen Diskussionen im Plenum hatten die Studierenden auch die Möglichkeit, an Workshops und Soft-Skill-Trainings teilzunehmen. Laut der Pressemitteilung des BPhD sei in den Ausschüssen intensiv über die anstehenden Positionspapiere diskutiert worden.
Bei der Podiumsdiskussion mit dem Titel »Prescribing Pharmacists – Zukunft auf Rezept?« diskutierten die Bundestagsabgeordnete Paula Piechotta (Die Grünen), Björn Schittenhelm von der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg, Annegret Busch als Leiterin der Krankenhausapotheke des Universitätsklinikums Tübingen und Jenny Schönborn, Beauftragte für Gesundheitspolitik des BPhD. Die Moderation übernahm Michelle Rottmann, Beauftragte für Pressearbeit des BPhD.
Busch stellte die aus ihrer Sicht seit Langem bestehende Realität von »Prescribing Pharmacists« im klinischen Kontext dar und plädierte dafür, sich beim Übergang in die ambulante Versorgung an diesen Umsetzungen zu orientieren. Schittenhelm betonte die Relevanz des praktischen Erlernens erweiterter pharmazeutischer Kompetenzen.
Unter allen Teilnehmenden herrschte Einigkeit darüber, dass Modelle von »Prescribing Pharmacists« auch in unserem Gesundheitssystem zukunftsweisend seien. Eine Novellierung der Approbationsordnung für Apotheker sei jedoch zwingend erforderlich, auch um solche Modelle voranzutreiben. Schönborn betonte dies nachdrücklich, da der Wunsch nach Kompetenzerweiterung unter den Studierenden groß sei und sie auch bereit seien, mehr Verantwortung zu übernehmen.
In diesem Sinne beschloss die Studierendenschaft auf ihrer Bundesverbandstagung auch das Positionspapier »Prescribing Pharmacists«. Darin werden etwa gesetzlich geregelte Möglichkeiten zur Abgabe von Dauermedikation sowie bei Nichtverfügbarkeit von Arzneimitteln ein pharmakologisch-therapeutisch vergleichbarer Austausch gefordert. Darüber hinaus fordern die Studierenden unter bestimmten Umständen weiterführende Konzepte der abhängigen und unabhängigen Verschreibungen durch Apothekerinnen und Apotheker.
Auch das überarbeitete Positionspapier »Pharmazeutische Dienstleistungen« (pDL) wurde angenommen. Darin spricht sich der BPhD für den Ausbau patientenorientierter Leistungen wie Beratungssprechstunden, Adhärenzförderung und Präventionsmaßnahmen aus. Zusätzlich fordert der Verband eine intensivere Verankerung der pDL im Studium. Der BPhD betont die Notwendigkeit, bürokratische Hürden abzubauen, und unterstützt die Implementierung neuer pDL im Rahmen gesundheitspolitischer Vorhaben. In den pDL sieht der Verband eine Chance, Prävention zu stärken und den Apothekerberuf als Heilberuf weiterzuentwickeln. Um eine flächendeckende Versorgung sicherzustellen und das volle Potenzial der pDL auszuschöpfen, fordert der BPhD eine kontinuierliche Finanzierung und angemessene Vergütung bestehender sowie zukünftiger pDL.
Ebenfalls verabschiedet wurde das Positionspapier »Finanzielle Chancengleichheit im Studium«. Der BPhD fordert darin unter anderem eine bundesweite Bereitstellung von Labormaterialien durch die Universitäten, den Abbau standortspezifischer Gebühren für Prüfungszulassungen und ärztliche Atteste sowie die Abschaffung von Studiengebühren für Langzeitstudierende und Zweitstudierende.
Mit dem Positionspapier »Chance: Alternatives Prüfungsverfahren im Ersten Abschnitt der Pharmazeutischen Prüfung« bekräftigt der BPhD seine Unterstützung des alternativen Prüfungsverfahrens. Dieses Prüfungsformat soll neben den Standorten Heidelberg und Tübingen, die es bereits durchführen, auch an anderen Standorten implementiert werden.
Mit dem Antrag »Grundsätze, Ideale und Wertvorstellungen des BPhD« bekennt sich der Verband zu demokratischen, menschenwürdigen und solidarischen Leitlinien. Damit positioniert sich der BPhD auch »in unsicheren Zeiten klar gegen Diskriminierung und für eine gerechte, inklusive Gesundheitsversorgung«.
In seinem Positionspapier »Anerkennung von ausländischen Berufsqualifikationen« spricht sich der BPhD für vereinfachte und bundesweit einheitliche Verfahren zur Anerkennung pharmazeutischer Abschlüsse aus dem Ausland aus. Der Verband begrüßt die im Rahmen des Apotheken-Reformgesetzes geplanten Änderungen, die eine frühere berufliche Integration und gezielte Förderung nicht formal qualifizierter Fachkräfte ermöglichen sollen. Zudem wird der Ausbau unterstützender Infrastruktur, wie digitale Anerkennungsportale, Sprachkurse und finanzielle Fördermodelle für ausländische Auszubildende, gefordert.
Die 138. Bundesverbandstagung wurde mit der Begrüßung durch Anna Gommlich, die Präsidentin des BPhD, eröffnet. In ihrer Rede appellierte sie vor allem an die Studierenden, ihre Möglichkeit zur politischen Mitbestimmung zu nutzen, um die Zukunft ihres Studiums und Berufs mitzugestalten.
In seinem anschließenden Grußwort betonte Björn Schittenhelm, Vertreter der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg, die politische Verantwortung des pharmazeutischen Berufsnachwuchses. Er motivierte die Studierenden, sich auch über das Ende ihres Studiums hinaus für den Berufsstand zu engagieren. Frank Böckler, Studiendekan des Studiengangs Pharmazie an der Universität Tübingen, hielt den Festvortrag mit dem Titel »Die Rolle von Halogenen bei der Wiederbelebung des Wächters des Genoms«.
Im Rahmen des Zukunftsforums konnten die Studierenden mit zukünftigen Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern in Austausch treten, sich am Infostand zur Approbationsordnung für Apotheker weiterbilden und hilfreiche Tipps für das Studium sammeln.
Traditionell findet im Rahmen der Sommer-BVT auch eine Versteigerung statt, deren Erlös an das humanitäre Hilfswerk Apotheker ohne Grenzen gespendet wird. Im Rahmen der diesjährigen Versteigerung konnten mehr als 800 Euro gesammelt werden.