Mit offenen Placebos gegen PMS |
Laura Rudolph |
27.03.2025 14:00 Uhr |
Die Tage vor den Tagen sind für Frauen mit prämenstruellem Syndrom mitunter sehr unangenehm. / © Getty Images/Moyo Studio
Viele Frauen leiden in der Zeit zwischen dem Eisprung und Einsetzen der Periode unter dem prämenstruellen Syndrom (PMS). Die Symptome können in ihrer Art und Intensität von Zyklus zu Zyklus variieren und umfassen etwa Stimmungsschwankungen, Heißhunger, schmerzende und geschwollene Brüste oder Schmerzen im Rücken oder Unterleib. Bei bis zu 8 Prozent der Frauen sind die Beschwerden so ausgeprägt, dass sie den Alltag stark beeinträchtigen. Dann spricht man von einer prämenstruellen dysphorischen Störung (PMDS).
Die Ursachen von PMS und PMDS sind nicht abschließend geklärt. Es wird vermutet, dass Betroffene empfindlich auf die Hormonschwankungen in der zweiten Zyklushälfte (Lutealphase) reagieren. Die Behandlung ist unspezifisch und erfolgt symptomatisch. Zum Einsatz kommen je nach Beschwerden etwa hormonelle Präparate, Antidepressiva oder Schmerzmittel.
Wie ein Forschungsteam der Universität Basel aktuell im Fachjournal »BMJ Evidence-Based Medicine« berichtet, könnten offene Placebos eine vielversprechende Behandlungsmethode sein. In der schweizerischen Studie linderten offene Placebos die Symptome sogar stärker als übliche PMS-Therapien – aber nur bei Patientinnen, die vorher intensiv über verschiedene Eigenschaften des Placeboeffekts und seine bisherigen Erfolge in PMS-Studien aufgeklärt wurden.
Für die Studie rekrutierte das Team um Dr. Antje Frey Nascimento von der Universität Basel 150 Frauen mit PMS oder PMDS. Die Teilnehmerinnen wurden zufällig in drei Gruppen eingeteilt:
Vor Studienbeginn bewerteten die Teilnehmerinnen ihre Symptome. Der erste Zyklus innerhalb des Studienzeitraums diente ebenfalls ausschließlich der Symptomerfassung (Screening-Phase), bevor in den Zyklen 2 und 3 die jeweilige Intervention begann. Die Frauen in den Placebogruppen nahmen während der Lutealphase täglich zwei Placebo-Dragees ein. Alle Teilnehmerinnen führten während der gesamten Studie ein Symptom-Tagebuch und gaben an, wie stark ihre Beschwerden ihren Alltag beeinträchtigten (Interferenz). Die Symptomstärke wurde mit dem »German PMS Symptom Diary« gemessen, einer Skala von 0 bis 27 Punkten, wobei höhere Werte stärkere Beschwerden bedeuten.
In der OLP+-Gruppe reduzierte sich die Intensität der PMS-Symptome am stärksten. Die Frauen kamen nach der Intervention auf durchschnittlich 18 Punkte weniger auf der PMS-Skala, was einer relativen Reduktion der Symptomstärke von 79,3 Prozent entspricht. In der OLP–-Gruppe verbesserte sich der Ausgangswert um 12,9 Punkte, entsprechend 50,4 Prozent. In der TAU-Gruppe nahmen die Symptome um 6,8 Punkte (33,0 Prozent) ab – und damit am wenigsten von allen Gruppen.
Betrachtet man die Beeinträchtigung des Alltags, so nahm diese ebenfalls in der OLP+-Gruppe am stärksten ab, mit einer durchschnittlichen Reduktion von 2,7 Punkten (82,5 Prozent). Die Werte gingen in der OLP–-Gruppe um 1,7 Punkte (50,3 Prozent) und in der TAU-Gruppe um 1,6 Punkte (45,7 Prozent) zurück.
Statistische Vergleiche zeigten, dass die Behandlung in der OLP+-Gruppe signifikant bessere Ergebnisse erzielte als die in der TAU-Gruppe und der OLP–-Gruppe. Zwischen OLP– und TAU gab es dagegen keinen signifikanten Unterschied.
Zusammengefasst zeigt die Studie, dass offene Placebos, die mit einer ausführlichen Erklärung abgegeben werden, die Symptome und die Alltagsbelastung bei PMS und PMDS am stärksten reduzieren konnten. Dies liegt vermutlich daran, dass die Aufklärung der Teilnehmerinnen deren Erwartungshaltung und Überzeugung von der Scheinbehandlung beeinflusst hat. Das Verständnis für den Placeboeffekt könnte demnach einen wichtigen Einfluss auf dessen Wirksamkeit haben.