| Jennifer Evans |
| 25.09.2023 10:30 Uhr |
Zu wenig im Fokus: Nach Ansicht zweier Apotheker aus Nordrhein können Hochpreiser zum Problem für Apotheken werden. / Foto: imago images / Westend61
Häufen sich in einem Monat die Anzahl der Hochpreiser (HP), droht die Versorgung ein Minusgeschäft mit hohen Risiken zu werden. Gegebenenfalls müsse sich ein Betrieb in dem Fall sogar bis in den Überziehungsrahmen bewegen, wenn nicht gleich genügend Kapital auf dem Konto vorhanden sei. Davor warnen jetzt zwei Apotheker aus Nordrhein in einem Brandbrief, den sie nach eigenen Angaben an ABDA, Kammer und Verband geschickt haben.
Besonders problematisch wird es laut den Verfassern, wenn die Rezepte für die Hochpreiser am Monatsanfang eintreffen. Die Präparate müssten dann direkt eingekauft oder die Kosten mit sehr kurzem Zahlungsziel ohne Skonto beglichen werden. Hinzu kämen Bankgebühren und Zinsen im Kontokurrentbereich sowie Beratungskosten von Steuerberatern inklusive Bilanzen, Kammerbeiträgen und Rechenzentrumsgebühren. Diese Kosten machten circa 2 Prozent des Gesamtumsatzes aus. Somit schmelze die Lagerpauschale von 3 Prozent auf 1 Prozent.
Die Situation verschärfe sich zusätzlich, wenn Rechnungskunden erst nach Überweisung ihrer privaten Krankenversicherung zahlten. Aber auch bei den GKV-Rezepten sieht es demnach nicht besser aus: Die Erstattung erfolge in der Regel vier bis sechs Wochen nach Einreichung im Rechenzentrum, heißt es. Außerdem bleibe das Retax-Risiko bestehen. Nach Angaben der Verfasser liegt der monatliche Hochpreiser-Anteil in einer Offizin bei 35 bis 40 Prozent.
Probleme lauern demnach ebenfalls, wenn es um Abtretungen an private Versicherer geht. Oft werde ein Eigenanteil nicht an die Apotheke überwiesen oder der Patient habe seine Beiträge nicht bezahlt. Manchmal sei er sogar verstorben oder die Summe fälschlicherweise auf dem Konto des Versicherten gelandet.
Das Fazit der beiden Apotheker aus Nordrhein: Hochpreiser seien »geradezu geschäftsschädigend«. Retaxationen im Bereich der Hochpreiser könnten eine Apotheke sehr schnell in die Insolvenz oder an den Rand der Liquidität bringen. Daher fordern sie: »Es muss also schon alleine für die HP-Abrechnungen an sich eine ganz andere Vergütung stattfinden, damit wir überhaupt weiter liefern können und vor allem muss diese Misere getrennt verhandelt und besprochen werden.«