Mit Instagram Präventionsarbeit leisten und Nachwuchs finden |
Alexandra Amanatidou |
28.08.2025 16:26 Uhr |
Apotheken nutzen Social Media nicht nur für Präventionsarbeit, sondern auch, um Nachwuchs zu finden. / © Imago/peopleimages.com
»Apotheken sollen ein niederschwelliges Angebot sein. Das sind wir auch auf Social Media«, sagt Susanne Schleyer am Telefon. Ihre Apotheke, die »Apotheke Stahnsdorf«, hat auf Instagram über viertausend Followerinnen und Follower. Auch auf TikTok ist die Apotheke aktiv. Die Inhaberin der brandenburgischen Apotheke versucht damit nicht nur, über Gesundheitsthemen aufzuklären und ihre Kundinnen und Kunden zu erreichen, sondern macht ihre Apotheke damit auch für Nachwuchs attraktiv.
Und sie ist nicht die Einzige. Laut einer repräsentativen Befragung im Auftrag des Digitalverbands Bitkom haben 80 Prozent der befragten Unternehmen mindestens ein Profil in einem sozialen Netzwerk. Zudem nutzen 62 Prozent diese Profile, um potenzielle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf sich aufmerksam zu machen. An der Befragung haben 604 Unternehmen in Deutschland mit mindestens 20 Beschäftigten teilgenommen.
Auch Schleyer ist der Meinung, dass sie dank Social Media und der »modernen Aufstellung« ihrer Apotheke Nachwuchs gewinnen konnte. Bei ihr werde »nicht nur Dienst nach Vorschrift« gemacht, sondern der Alltag könne kreativ gestaltet werden. Schließlich sei sie nicht die Einzige in der Apotheke, die Content erstelle, sondern auch ihre Kolleginnen und Kollegen. Doch nicht nur Apotheken, sondern auch die ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände versucht, mit einem TikTok-Account mehr Nachwuchs für Apotheken zu gewinnen.
Das ist durchaus möglich, denn laut der Bundesbeauftragten für Datenschutz und Informationsfreiheit lag die Zahl der aktiven Nutzerinnen und Nutzer der chinesischen Social-Media-Plattform TikTok in Deutschland im Jahr 2024 bei 20,9 Millionen pro Monat. Zudem berichten mehrere Marketing-Agenturen wie »Zwei Digital« oder »Kontor 4« von circa 40 Millionen monatlich aktiven Nutzerinnen und Nutzern auf Instagram und 30 Millionen auf Facebook in Deutschland.
Obwohl die Zahl der aktiven Nutzerinnen und Nutzer auf Facebook geringer ist als auf Instagram, ist das soziale Netzwerk von Mark Zuckerberg laut der Befragung von Bitkom die meistgenutzte Social-Media-Plattform von Unternehmen in Deutschland. Dort seien nämlich 48 Prozent der befragten Unternehmen mit einem eigenen Profil vertreten. Zum Vergleich: Auf Instagram seien es 35 Prozent.
Auch die »Paradies Apotheke« in Köln hat ein erfolgreiches Facebook-Profil. Inhaber Dirk Vongehr habe bereits vor 14 Jahren die Idee gehabt, Marketing für seine Apotheke zu betreiben, ohne »dabei viel Geld in die Hand« nehmen zu müssen. Da das deutschsprachige Angebot von Facebook seit 17 Jahren existiert, gehörte Vongehr zu den Ersten, die es für Marketingzwecke nutzten.
Der Grund ist ganz einfach: »Wir wollen das Gefühl vermitteln, dass diese Apotheke etwas Besonderes ist«, sagt er und fügt hinzu: »Für mich ist es wichtig, nicht Produkte, sondern Menschen in den Fokus zu stellen.« Seine über 12.000 Followerinnen und Follower auf Facebook erhalten nicht nur Präventionstipps, sondern auch Informationen zu den Öffnungszeiten und dem Notdienst der »Paradies Apotheke«. Social Media ist für ihn ein Instrument, um seine Apotheke als kompetenten Partner darzustellen.
Über Facebook habe Vongehr auch schon Anfragen für Stellen bekommen. »Sie haben eine tolle Apotheke«, »sie scheinen viel Spaß bei der Arbeit zu haben« oder »schade, dass ich nicht bei euch in Köln bin, sonst hätte ich mich bei Ihnen beworben.« Das seien einige der Nachrichten, die Vongehr über die Jahre auf Facebook erhalten habe. Junge Menschen würden sich heutzutage über Social Media über Unternehmen informieren und sie nutzen, um sich ein Bild von der Arbeitsatmosphäre zu machen.
»Für Unternehmen ist eine Präsenz in sozialen Medien geradezu zwingend. Dort erreichen sie ihre Kundinnen und Kunden, neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und Geschäftspartner«, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder und fügt hinzu: »Entscheidend ist, dass die Profile auch kontinuierlich gepflegt werden – verwaiste Social-Media-Auftritte schaden dem Image mehr, als sie nutzen.«
Diese Meinung vertritt auch Gina Hardebeck, Leiterin der Marketing- und Kommunikationsabteilung der »Bahnhof Apotheke Kempten« im bayerischen Allgäu und des dazugehörigen Naturkostladens »PurNatur«. »Man darf den Aufwand nicht unterschätzen«, sagt sie.
Die »Bahnhof Apotheke Kempten« ist allerdings keine gewöhnliche Nachbarschaftsapotheke. Insgesamt hat das Unternehmen 350 Mitarbeitende, die nicht nur in der Apotheke, sondern auch in der Herstellung der eigenen Marken tätig sind.
Das Unternehmen hat über 46.000 Followerinnen und Follower auf Instagram und knapp unter 13.000 auf Facebook. Ziel sei es, auf sich aufmerksam zu machen, mit Kundinnen und Kunden in den Austausch zu gehen und so »Vertrauen aufzubauen«.
»Ich würde davon abraten, Social-Media-Auftritte einfach mal so zu probieren. Ich würde tatsächlich raten, ein Kommunikationskonzept zu erarbeiten«, so Hardebeck. Die Kommunikationsexpertin rät Apotheken, sich zunächst folgende Fragen zu stellen: »Wen möchte ich eigentlich erreichen? Was sind meine Botschaften? Was will ich eigentlich ausdrücken?«
Eine andere Meinung vertritt Schleyer. »Einfach loslegen«, rät die Apothekerin aus Brandenburg. Doch auch sie warnt davor, den Arbeitsaufwand zu unterschätzen. »Social Media muss im Tagesgeschäft integriert werden. Es ist wie ein Fitnessstudio. Da geht man auch nicht nur einmal hin und ist dann fit.« Das Wichtigste sei aber aus ihrer Sicht, authentisch zu sein. »Die Beiträge müssen nicht perfekt sein.«
Auch Vongehr rät dazu, es »nicht krampfhaft zu versuchen«. Der Content müsse authentisch sein und die Produktion Spaß machen. »Wenn ich singen oder tanzen möchte, dann muss ich genau das machen.«