Ministerin Scharf fordert Bund zum Handeln auf |
Cornelia Dölger |
24.10.2023 19:20 Uhr |
Die CSU-Politikerin Ulrike Scharf ist Sozialministerin in Bayern sowie derzeit amtierende Gesundheitsministerin (hier ein Archivbild). / Foto: Bayerisches Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales
»Wir brauchen ein neues Finanzierungskonzept für Apotheken«, sagte die CSU-Politikerin laut einem vorab verbreiteten Manuskript. Damit die Menschen auch in Zukunft sicher mit Arzneimitteln versorgt werden könnten, seien inhabergeführte Apotheken unerlässlich. Scharf füllt derzeit eine ministeriale Doppelrolle in Bayern aus: Sie ist Landesministerin für Familie, Arbeit und Soziales und vertritt gleichzeitig ihren Parteikollegen Klaus Holetschek an der Spitze des Gesundheitsressorts, seit dieser Vorsitzender der CSU-Fraktion im Landtag geworden ist. Holetscheks Nachfolge soll Anfang November feststehen.
Bis dahin übernimmt es die Sozialministerin, die Belange der Apotheken im Freistaat hochzuhängen – ähnlich hatte es Holetschek zuvor auch getan. Der damalige Gesundheitsminister hatte wiederholt betont, dass sich sein Ressort für die Apotheken einsetze. Etwa hatte er gegenüber der PZ ausgeführt, dass Bayern eine Studie finanziell unterstütze, die die Apothekenversorgung fördern solle. Auch zu Lieferengpässen hatte Holetschek sich mehrfach geäußert und dabei in Richtung Berliner Ampel geschossen.
In dasselbe Horn stieß in München auch Scharf. »Die wirtschaftliche Unabhängigkeit und Leistungsfähigkeit der Apotheken muss gewahrt bleiben«, forderte sie. Bayern werde sich weiter beim Bund dafür stark machen, dass Finanzierung und Vergütung der Apotheken angepasst würden. Sie unterstütze die Forderungen der Apothekerschaft, so Scharf.
Beim Einsatz gegen Lieferengpässe von wichtigen Arzneimitteln müsse Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) mehr Einsatz zeigen. Scharf warnte: »Vor allem bei Antibiotika, Antidiabetika, Arzneimitteln zur Behandlung von Krebserkrankungen und Fiebersäften für Kleinkinder ist die Lage immer noch angespannt.« Bayern handele bereits im Rahmen seiner Möglichkeiten, etwa mit Erleichterungen für Apothekerinnen und Apotheker bei selbst hergestellten Fiebersäften für Kinder oder Erleichterungen bei der Einfuhr von antibiotikahaltigen Säften für Kinder aus dem Ausland.
Den von Lauterbach geplanten »Apotheken light« erteilte die Ministerin eine Absage. Diese seien »ein völlig falscher Ansatz«, kritisierte sie. Apotheken ohne Approbierte vor Ort, ohne Rezeptur und verpflichtenden Nacht- und Notdienst führten letztlich zu einer schlechteren Versorgung der Patientinnen und Patienten.
Der anhaltende Apothekenschwund trägt dazu natürlich auch bei – auch darauf ging Scharf in ihrer Rede in München ein. Sie verwies auf die Warnung der ABDA, dass 2023 bundesweit etwa 600 Apotheken für immer schließen könnten. Davon wären vor allem Apotheken auf dem Land und in Stadtrandlagen betroffen. »Das ist zum Wohl der Bürgerinnen und Bürger nicht akzeptabel«, so Scharf. Sie fordere die Bundesregierung auf, tragfähige Vorschläge zur Sicherung der Versorgung durch inhabergeführte Apotheken vorzulegen.