Milliarden-Deals beherrschen den Pharmamarkt |
Manfred Schubert-Zsilavecz |
05.02.2024 18:00 Uhr |
Mit 43 Milliarden US-Dollar ist die Übernahme von Seagen durch Pfizer die größte Übernahme des Jahres 2023. / Foto: Imago: NurPhoto
Die pharmazeutischen Großunternehmen (Big Pharma) erlebten 2023 ein Jahr des Übergangs mit veränderten Rahmenbedingungen. Sie sahen sich mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert, etwa mit schwierigen Finanzmärkten und Risikokapitalgebern, die selektiver denn je bei Investitionen vorgingen, bis hin zu verstärkten staat staatlichen Kontrollen von Fusions- und Übernahmeaktivitäten.
Der pharmazeutische Sektor erwies sich jedoch insgesamt als robust und verzeichnete Rekordzahlen, wie Patricia Giglio und Amanda Micklus in ihrem Beitrag in der Fachzeitschrift »Nature Reviews Drug Discovery« vom 16. Januar 2024 festhalten. Obwohl demnach im vergangenen Jahr insgesamt weniger Fusionen und Übernahmen stattfanden als 2022 (144 gegenüber 171), stieg der Gesamtwert um 84 Prozent auf 160 Milliarden US-Dollar (rund 148 Milliarden Euro). Zum Vergleich: Im Jahr 2022 waren es demnach noch 87 Milliarden US-Dollar (rund 80 Milliarden Euro).
Im Bereich der Antikörper-Wirkstoff-Konjugate (ADC), die zur Behandlung von Krebs eingesetzt werden, seien erhebliche Investitionen getätigt worden, schreiben die Autorinnen. Am auffälligsten war demnach die Übernahme von Seagen durch Pfizer für 43 Milliarden US-Dollar. Sie ist die größte Übernahme des Jahres 2023 (siehe Tabelle unten) und die drittgrößte in den letzten fünf Jahren, hinter der Übernahme von Celgene durch Bristol-Myers Squibb für 74 Milliarden US-Dollar und dem Kauf von Allergan durch Abbvie für 63 Milliarden US-Dollar.
Abbvie hat 2023 mit dem Kauf von Immunogen für 10,1 Milliarden US-Dollar ebenfalls eine große ADC-Übernahme getätigt. Im Laufe des Jahres wurden mehrere andere ADC-Unternehmen übernommen, darunter Synaffix (von Lonza), Apexigen (von Pyxis), Mablink (von Eli Lilly) und Emergence Therapeutics (ebenfalls von Eli Lilly).
Der Grund für den starken Anstieg des Gesamtwerts der Übernahmen im Jahr 2023 war eine viel größere Anzahl von Transaktionen in Milliardenhöhe: Im Jahr 2023 fielen 27 Fusionen und Übernahmen in diese Kategorie, im Vergleich zu 16 im Jahr 2022. Die Onkologie bleibt der stärkste Bereich nach Volumen (18 Prozent der Transaktionen) und Ausgaben (43 Prozent) in der Gruppe der milliardenschweren Fusionen und Übernahmen, vor allem wegen des Pfizer-Seagen-Deals.
Auch die Neurologie konnte mit einem Anteil von 15 Prozent (Volumen) beziehungsweise 21 Prozent (Wert) ein gutes Ergebnis erzielen. Dazu gehörten der Kauf von Karuna durch Bristol-Myers Squibb in Höhe von 14 Milliarden US-Dollar und die Übernahme von Cerevel durch Abbvie im Wert von 8,7 Milliarden US-Dollar. Beide übernommenen Unternehmen verfügen über Arzneimittelkandidaten in der späten Phase der Entwicklung für die Behandlung der Schizophrenie.