Mieves: Mehr Geld, aber… |
Cornelia Dölger |
11.09.2024 22:14 Uhr |
»Was nicht funktioniert, ist einfach nur über mehr Geld per Gießkanne zu reden«, so der SPD-Politiker Matthias Mieves beim AByou-Talk. / Foto: Screenshot: PZ
Ohne mehr Geld im System wird die zuverlässige Arzneimittelversorgung durch Apotheken auf Dauer wegbrechen, das werden die Apothekerinnen und Apothekeker nicht müde zu betonen. Das gilt erst recht angesichts des Referentenentwurfs zum Apotheken-Reformgesetz (ApoRG), der lediglich eine Honorarumverteilung vorsieht.
Um Geld sollte es allerdings heute Abend beim AByou-Talk mit dem SPD-Politiker Matthias Mieves nicht in der Hauptsache gehen, so betonte es der Politiker jedenfalls bereits in seinem Eingangsstatement.
Es müsse neben der Frage nach dem Fixum auch um weitere Leistungen in Apotheken gehen, die vergütet werden, so Mieves. Er erhofft sich eine strukturelle Veränderung in diesem Bereich. »Was nicht funktioniert, ist einfach nur über mehr Geld per Gießkanne zu reden. Wir brauchen flankierend eine Idee, wie sich die Apotheken weiterentwickeln können«, so Mieves. Insbesondere bei der Telepharmazie wünsche er sich Ideen aus der Apothekerschaft. Mieves geht es um Entbürokratisierung und mögliche neue Aufgabenfelder für Apotheken. Geld allein werde das nicht lösen.
In der einstündigen Online-Diskussion ging es dann aber doch länger um Geld. Mieves räumte ein, dass die Reform nur dann erfolgreich sein könne, »wenn wir auch über Geld reden und wenn auch mehr Geld ins System kommt«.
Er verteidigte die mit dem ApoRG geplante Umverteilung, also die Anhebung des Fixums bei gleichzeitiger Senkung des prozentualen Honoraranteils, als funktionierenden Mechanismus. Zumindest bleibe der Topf in Summe gleich. Das sei nicht für alle nachteilig, auch wenn das manchmal so dargestellt werde.
Zudem funktioniere der jetzige Mechanismus doch definitiv nicht; schließlich verharre das Fixum auf einem jahrealten Stand und werde nur erhöht, wenn der Wirtschaftsminister es auf den Weg bringe. Anders mit dem ApoRG: Dass die Apotheken das Honorar künftig regelmäßig aushandeln können, sei »besser als das, was in den letzten zehn Jahren passiert ist«. In der Apothekerschaft gibt es dagegen immer größere Zweifel, ob Verhandlungen mit dem GKV-Spitzenverbsnd tatsächlich eine Verbesserung wären.
Auch eine weitere zentrale Kritik der Apotherkerschaft am ApoRG konterte Mieves: Dass es mit dem Vorhaben »Apotheken ohne Apotheker« geben werde, sei aus der Politik nie gesagt worden, sondern nur aus der Apothekerschaft. Diese Formulierung sei eine Überspitzung, wenn nicht gar falsch.
Vielmehr sehe der Entwurf neben der physischen Präsenz des oder der Approbierten eine virtuelle durch Zuschaltung vor, also eine weitere Möglichkeit, sein Arbeitsumfeld zu gestalten, so der Digitalexperte.
Er höre immer nur, dass dies nicht gewollt werde, aber er persönlich habe noch keinen anderen Vorschlag gehört, wie Telepharmazie genutzt werden könne, worauf sich eine längere Debatte über die Definition von Telepharmazie entspann.
Sehr knapp musste sich der SPD-Politiker bei der abschließenden Schnellfragerunde halten. Dabei kam unter anderem heraus, dass er Meer lieber mag als Berge, Hunde lieber als Katzen, Pop lieber als Schlager, dass er Paracetamol Ibuprofen bevorzugt, ebenso E-Autos Verbrennern, Freiberuflichkeit der staatlichen Regulierung. Und bei »Mehrbesitzverbot oder Apothekenketten?« antwortete er klar: »Mehrbesitzverbot.«