Mehrheit gegen Lohnreduzierung im Krankheitsfall |
Melanie Höhn |
12.06.2025 16:00 Uhr |
Gesunde und zufriedene Mitarbeitende sind der Grundpfeiler für ein erfolgreiches Unternehmen. / © Imago Images/Wolfilser
Fachkräftemangel, Inflation, geopolitische Unsicherheiten: Deutschlands Wirtschaft steht vor großen Herausforderungen. Die Unternehmen sind gefragt, Lösungen zu entwickeln, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. In den letzten Monaten wurde in diesem Kontext viel darüber diskutiert, ob es sinnvoll sei, die Lohnfortzahlung der Beschäftigten im Krankheitsfall zu reduzieren, um Kosten zu senken und die Produktivität zu steigern.
Die neue Arbeitgebertrendstudie »#whatsnext 2025 – Gesund arbeiten in herausfordernden Zeiten« der Techniker Krankenkasse, des Gesundheitsberaters IFBG sowie des Personalmagazins der Haufe Group zeigt jedoch, dass die Mehrheit der 1.500 befragten Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen dagegen ist.
Rund 65 Prozent der befragten Geschäftsführenden, Personal- und Gesundheitsverantwortlichen sagen, dass die Reduktion der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall eher nicht beziehungsweise gar nicht hilfreich für die Steigerung der Produktivität sei. Nur rund 23 Prozent bezeichnen diese Maßnahme als eher beziehungsweise sehr hilfreich. 10 Prozent stehen der Idee neutral gegenüber.
»Gesunde und zufriedene Mitarbeitende sind der Grundpfeiler für ein erfolgreiches Unternehmen. Maßnahmen wie Reduktion von Lohnfortzahlungen im Krankheitsfall sind da eher kontraproduktiv«, sagte Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der TK. So würden Krankheiten eher verschleppt und Mitarbeitende noch länger ausfallen. »Stattdessen sollten Unternehmen mehr in gesundheitsförderliche Arbeitsprozesse sowie eine vertrauensvolle und wertschätzende Unternehmenskultur investieren«, so Baas weiter. Dies helfe nachweislich, die Leistungsbereitschaft der Mitarbeitenden zu erhöhen und somit auch die Produktivität zu steigern.
Schaut man sich die Daten genauer an, zeigt sich an vielen Stellen allerdings ein großer Unterschied zwischen der Perspektive von Geschäftsführung und der Personal- und Gesundheitsverantwortlichen. So sind 35,3 Prozent der Geschäftsführenden eher der Meinung, dass eine Reduktion der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall eher oder sehr hilfreich für mehr Produktivität sei als Gesundheits- und Personalverantwortliche (21,5 Prozent). Ähnlich verhält es sich mit der Abschaffung der telefonischen Krankschreibung (35,0 Prozent versus 29,1 Prozent) und überwiegender Präsenzpflicht im Unternehmen (44,7 Prozent versus 25,3 Prozent).
Hohe Zustimmung über alle Befragten hinweg, wie die Produktivität gesteigert werden könne, erhielten folgende Maßnahmen: Technikeinsatz und Automatisierung (86,6 Prozent), höhere Investitionen in gesunde Führung (86,2 Prozent), Weiterbildungen (82,6 Prozent) und Maßnahmen zu Betrieblichem Gesundheitsmanagement (79,3 Prozent), Flexibilisierung der Arbeitsmodelle (72,4 Prozent), Auszahlung von Boni (64,2 Prozent) sowie mehr Vertrauensarbeitszeit (53,0 Prozent).
»Um die Arbeitszufriedenheit der Mitarbeitenden zu stärken, gibt es keine ‚One fits all-Lösung‘. Jede Organisation ist individuell und Angebote und Maßnahmen müssen zum Unternehmen passen«, erklärte TK-Chef Baas weiter. »Die Gesundheit der Beschäftigten ist jedoch entscheidend für den Unternehmenserfolg und sollte von allen Beteiligten aktiv mitgetragen werden – besonders in wirtschaftlichen Krisenzeiten.« Ein nachhaltiges strukturelles Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) könne dabei sehr unterstützen.