Mehrheit für aktivere Rolle der Apotheken |
Lukas Brockfeld |
09.04.2025 19:10 Uhr |
Thomas Preis trat am Mittwochabend vor die Presse. / © ABDA/Screenshot
Die ABDA hat ein umfangreiches Positionspapier zur Apotheke der Zukunft veröffentlicht. In diesem schlägt die Bundesvereinigung unter anderem die eigenverantwortliche Akutversorgung mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln unter bestimmten Bedingungen sowie weitere Leistungen in der Prävention vor. Das Papier soll als Diskussionsgrundlage mit der Politik dienen.
Am Mittwochabend präsentierte ABDA-Präsident Thomas Preis das Positionspapier der Öfefntlichkeit. Er machte dabei deutlich, dass die Umsetzung der Vorschläge aus dem Positionspapier gerade aufgrund der demografischen Entwicklung notwendig sei. »Ein Tsunami rollt da auf uns zu. Der Jahrgang 1964 ist der Geburtenstärkste Jahrgang den wir jemals hatten, und der ist im vergangene Jahr 60 geworden. Menschen ab 60 gehen öfter in die Apotheke, öfter in die Arztpraxis und leider auch öfter in die Klinik. Da kommen große Herausforderungen auf uns zu«, erklärte Preis.
Neben dem Papier stellte der ABDA-Präsident auch die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage vor. Diese wurde im März von Forsa im Auftrag der ABDA durchgeführt. Die Demoskopen haben dazu 3441 Menschen ab 18 Jahren befragt.
»Viele Bürgerinnen und Bürger empfinden ihre Gesundheitsversorgung als unzureichend. Gleichzeitig ist sie ihnen aber auch sehr wichtig«, erklärte Preis und verwies darauf, dass 96 Prozent der Befragten angaben, dass ihnen die Apotheke vor Ort sehr wichtig oder wichtig sei.
Laut der Umfrage gehört der Besuch einer Apotheke für die meisten Menschen zum Alltag. So gaben 6 Prozent der Befragten an, mindestens einmal pro Woche eine Apotheke aufzusuchen, 58 Prozent tun das mindestens einmal im Monat. Gerade für ältere Menschen ist die Apotheke wichtig. So besuchen 81 Prozent der über 60 Jährigen mindestens einmal pro Monat eine Apotheke, unter den 18- bis 29-Jährigen sind es 37 Prozent.
Die Umfrage zeigt auch, wie häufig die Menschen von Lieferengpässen betroffen sind. So mussten 42 Prozent der Befragten schon einmal erleben, dass ein benötigtes Medikament nicht verfügbar war. Gleichzeitig sagten 74 Prozent der Befragten, dass die Apotheke das Lieferproblem schnell vor Ort lösen konnte.
Die von Seiten der Apothekerschaft vorgebrachte Forderung nach einer Honorarerhöhung stößt ebenfalls auf viel Unterstützung. So stimmten 60 Prozent der Befragten der Aussage »um eine sichere Arzneimittelversorgung durch wohnortnahe Apotheken, auch zu Notdienstzeiten in der Nacht / am Wochenende zu sichern, sollte das Apothekenhonorar erhöht werden«, zu.
Die prekäre finanzielle Situation vieler Apotheken führt dazu, dass immer mehr Offizinen schließen müssen. Die Folgen des Apothekensterbens spüren auch die Patientinnen und Patienten. So sagten 11 Prozent der Befragten, dass ihnen schon deutlich weitere Wege zur nächsten Apotheke entstanden seien.
Die Umfrage zeigt auch, dass die Menschen Impfungen in Apotheken vergleichsweise aufgeschlossen gegenüberstehen. Immerhin 46 Prozent der Befragten können sich vorstellen, sich in der Apotheke impfen zu lassen, weitere 4 Prozent haben es bereits getan. Unter den 18 bis 29-Jährigen sind 59 Prozent zur Impfung in der Apotheke bereit, bei den über 60-Jährigen sind es nur 35 Prozent. 33 Prozent der Befragten gaben an, dass sie sich mehr Impfungen in Apotheken wünschen.
Eine Mehrheit der Deutschen wünscht sich außerdem, dass Apotheken zusätzliche Befugnisse erhalten. 65 Prozent der Befragten halten es für sinnvoll, dass Apotheken bestimmte verschreibungspflichtige Medikamente im Notfall auch ohne Rezept abgeben dürfen. 64 Prozent können sich außerdem vorstellen, dass Tests auf bestimmte Infektionskrankheiten in Apotheken durchgeführt werden. 61 Prozent wünschen sich zusätzlich Tests auf erhöhte Cholesterin- oder Blutzuckerwerte. 81 Prozent der Befragten gaben außerdem an, dass Apotheken bestimmte Rezepte einmalig verlängern können sollen.
Nach der Umfrage stellte Thomas Preis das Positionspapier »In eine gesunde Zukunft mit der Apotheke« ausführlich vor. Der ABDA-Präsident begrüßte, dass sich Union und SPD in ihrem Koalitionsvertrag auf Maßnahmen zur Stärkung der Apotheken verständigt haben. »Das geht aber nur mit wirtschaftlich gestärkten Apotheken. Das Apothekensterben muss beendet werden. Die Maßnahmen des Koalitionsvertrags müssen jetzt schnell in Gesetze und Verordnungen gegossen werden«, betonte Preis.