Mehrheit der Apothekenkunden offen für digitale Packungsbeilagen |
Eine Studie zeigt, dass die Mehrheit der Apothekenkundinnen und -kunden in Dänemark offen für digitale Packungsbeilagen ist. / © Getty Images/Isabel Pavia
Zwischen März und April 2024 hat die Universität Kopenhagen in Zusammenarbeit mit dem dänischen Apothekerverband und Lif, dem Verband der pharmazeutischen Industrie, insgesamt 545 Personen in Apotheken und einer Krankenhausapotheke zu digitalen Packungsbeilagen befragt.
Laut der Umfrage halten 64 Prozent der Befragten es für eine »gute« oder »sehr gute Idee«, die gedruckte Papierbeilage durch eine elektronische Version zu ersetzen. 20 Prozent halten es hingegen für eine »schlechte« oder »sehr schlechte Idee«. Dies betrifft vor allem Kundinnen und Kunden, die über 65 Jahre alt sind.
Sollte die gedruckte Packungsbeilage abgeschafft werden, möchten 39 Prozent der Befragten die Informationen weiterhin in Papierform erhalten. Von diesen wiederum geben 65 Prozent an, dass sie diese vom Apothekenpersonal ausgehändigt bekommen möchten. Jeweils 19 Prozent würden entweder einen Selbstbedienungsdrucker in der Apotheke nutzen oder den Beipackzettel zu Hause selbst ausdrucken.
Hinsichtlich der Altersstruktur waren knapp ein Fünftel der Befragten zwischen 18 und 30 Jahren alt, ein weiteres Fünftel zwischen 31 und 50 Jahren. 17 Prozent waren zwischen 51 und 60 Jahre alt. Über zwei Fünftel (43 %) waren 61 Jahre oder älter.
Die Ergebnisse zeigen außerdem, dass viele ihren Wunsch nach elektronischen Beipackzetteln mit Nachhaltigkeit und Umweltschutz begründen, obwohl diese Aspekte in der Befragung nicht gezielt thematisiert wurden.
»Es überrascht mich, dass Nachhaltigkeit so stark im Fokus stand. Wir hatten in der Umfrage nicht darauf hingewiesen, dass Nachhaltigkeit ein Thema sein könnte, aber dennoch zeigten die meisten Freitextantworten, dass die Kunden den Wechsel zu elektronischen Beipackzetteln wünschten, da dies Papier spare und besser für die Umwelt sei«, sagt Trine Graabæk, externe Dozentin an der Universität Kopenhagen.
Aus der Studie geht zudem hervor, dass 90 Prozent der Apothekenkundinnen und -kunden ein Mobiltelefon oder ein anderes Gerät besitzen, mit dem sie QR-Codes scannen können. Diese könnten für die elektronische Packungsbeilage verwendet werden. Außerdem zeigte sich, dass nur 14 Prozent der Befragten die Packungsbeilagen »immer lesen«, während 29 Prozent sie »nie lesen«. Am häufigsten werden Informationen zu Nebenwirkungen gelesen, gefolgt von Abschnitten zu Anwendung, Vorsichtsmaßnahmen und Wirkung.
»Viele sehen die Verwendung von Papierbeipackzetteln als Verschwendung an«, sagt Jakob Bjerg Larsen, der politische Leiter für klinische Studien und Arzneimittelproduktion von Lif.
Auch der dänische Apothekenverband stehe elektronischen Beipackzetteln positiv gegenüber. Dan Rosenberg Asmussen, der stellvertretende Direktor des dänischen Apothekerverbands, fügt hinzu: »Gleichzeitig ist es wichtig zu beachten, dass angesichts der relativ großen Zahl insbesondere älterer Kunden, die weiterhin eine gedruckte Packungsbeilage wünschen, sorgfältig überlegt werden muss, wie dies gelöst werden kann, ohne dass es zu einer administrativen Belastung für die Apotheken wird.«
Hintergrund der Untersuchung ist ein Vorschlag der Europäischen Kommission im Rahmen der Überarbeitung der EU-Arzneimittelgesetzgebung. Künftig könnten die Mitgliedstaaten selbst entscheiden, ob Packungsbeilagen in digitaler oder gedruckter Form verpflichtend bereitgestellt werden müssen.
Die Pläne für digitale Packungsbeilagen stoßen in Deutschland auf Skepsis. So sprach sich der ABDA-Präsident Thomas Preis gegenüber den Zeitungen der Funke Mediengruppe für einen Erhalt des Papiers aus.