Mehr Rückenwind für die Forschung |
Lukas Brockfeld |
12.02.2025 16:00 Uhr |
Die TMF beklagt. dass es zu viele Ergebnisse der Grundlagenforschung nie in den Versorgungsalltag schaffen. / © Getty Images/Andrew Brookes
Kurz vor der Bundestagswahl melden sich immer mehr Verbände und Organisationen mit ihren Wünschen und Ideen zu Wort. Jetzt hat auch die »Technologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung« (TMF) ein Forderungspapier vorgelegt. Der Verein besteht aus überregionalen medizinischen Forschungsnetzwerken. Sein erklärtes Ziel ist es, die organisatorischen, rechtlichen und technologischen Voraussetzungen für die medizinische Forschung zu verbessern.
Die von der TMF vorgeschlagenen Maßnahmen sollen daher die Forschung in Deutschland stärken, die Potenziale der Digitalisierung im Gesundheitswesen voll ausschöpfen und die Translation zwischen Forschung und Industrie fördern.
Als Erstes spricht sich die TMF für eine langfristige Finanzierung der Medizinforschung aus. Nur so ließen sich Talente halten und Ergebnisse in der Forschung und deren Weiterverwendung in der Industrie ermöglichen. Die »Daten-Kompetenz« des Forschungsnachwuchses müsse gestärkt werden. Daher wünscht sich die TMF eine ressortübergreifende »Konzertierte Aktion Datenkompetenz« für eine Kompetenzvermittlung in Studium und Ausbildung von Medizinerinnen und Medizinern, Pflegefachkräften und Gesundheitsfachpersonen.
Die TMF sieht große Chancen in der Nutzung von Gesundheitsdaten. Datenschutzbehörden sollten daher dem Auftrag und Verständnis nach zu »Datennutzungsbehörden« umgebaut werden. Es bräuchte handhabbare, klare und bundeseinheitliche Rahmenbedingungen für die Nutzung von Daten und Bioproben. Zur Nutzung des Potenzials medizinischer Register setzt sich die TMF für Regelungen zur vereinfachten Datenverarbeitung, Förderung von Qualitätsentwicklung und Schaffung wissenschaftsnaher Unterstützungs- und Koordinationsstrukturen ein.
Nach Ansicht der TMF schaffen es in Deutschland zu wenig Ergebnisse aus der Grundlagenforschung in die Versorgung der Patienten. Die Politik müsse die Translation der Grundlagenforschung mit Förderprogrammen gezielt verbessern. Der Technologietransfer von Universitäten und außeruniversitären Forschungsinstitutionen in die Industrie müsse gestärkt werden. Weiter sei es wichtig, die regulatorischen Vorgaben zu harmonisieren und praktikabler zu gestalten.
Für die TMF ist die Schaffung eines Europäischen Gesundheitsdatenraums (EHDS) eine große Chance für die europäische Pharmaindustrie, um im globalen Wettbewerb zu bestehen. In Deutschland müsse der Aufbau des EHDS durch wissenschaftsnahe Strukturen und Expertenorganisationen erfolgen, die mit dem Betrieb von Forschungsdateninfrastrukturen Erfahrung und Expertise besitzen.
Die TMF klagt, dass die gesetzlichen Vorgaben für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) komplex und praxisfern seien. Daher brächte es harmonisierte gesetzliche Vorgaben für KI-Systeme in Medizin und Gesundheitsforschung sowie eine gezielte Förderung zum Aufbau von KI-Laboren in Gesundheitseinrichtungen. Die Entwicklung und Evaluation beziehungsweise Überwachung von Eigenentwicklungen in Gesundheitseinrichtungen und öffentlich geförderten Verbundforschungsvorhaben müsse erleichtert werden.
In einem Fazit zeigt sich die TMF davon überzeugt, dass die Umsetzung ihrer Forderungen dazu beitragen werde, Deutschland als führenden Standort für medizinische Forschung und Entwicklung zu stärken und die Gesundheitsversorgung von Patientinnen und Patienten zu verbessern.
Alle vier Jahre wird in Deutschland ein neuer Bundestag gewählt. Wir berichten mit Blick auf die Gesundheitspolitik und die Auswirkungen für die Apotheken.