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Kein Privatproblem

Mehr Maßnahmen gegen Einsamkeit geplant

Die zunehmende Einsamkeit mit ihren sozialen und gesundheitlichen Folgen war ein lange vernachlässigtes Problem. Andere Länder sind hier schon weiter. Jetzt fand erstmals auch hier eine Konferenz gegen Einsamkeit statt. Was Politik und jeder einzelne tun kann. Dazu findet vom 17. bis 24. Juni auch die bundesweite Aktionswoche «Gemeinsam aus der Einsamkeit» statt.
dpa
PZ
07.06.2024  12:00 Uhr

Zwar lässt sich Einsamkeit nicht einfach so mit Gesetzen bekämpfen. Doch auch die Politik hat erkannt, dass sie gegen die weit verbreitete Einsamkeit bei Menschen jeden Alters etwas tun muss. Ob Influencer-Kampagnen oder «Minister für Einsamkeit»: In mehreren Ländern steht der Kampf gegen die Einsamkeit schon lange weiter oben auf der politischen Agenda als in Deutschland.

Hierzulande bestehen 41 Prozent der Haushalte aus nur einer Person. Damit leben 16,7 Millionen Menschen allein und haben ein besonders hohes Risiko zu vereinsamen – auch wenn alleine zu Leben nicht zwingend heißen muss, einsam zu sein und es anders herum auch zu Vereinsamung in Gemeinschaften kommen kann.

Ein umfassendes Bild hatte das kürzlich von Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) vorgestellte sogenannte Einsamkeitsbarometer geliefert. Alleinerziehende, ältere Menschen und Migranten trifft demzufolge häufiger als andere das Gefühl von Einsamkeit. Einsamkeit betreffe in Deutschland mehrere Millionen Menschen, hatte Paus gesagt.

Die Politik solle sich von der Komplexität des Themas nicht erschlagen lassen, heißt es jetzt in einem Impulspapier mit internationalen Beispielen, das am Donnerstag auf einer Einsamkeitskonferenz in der Düsseldorfer Staatskanzlei vorgestellt wurde. Wichtig sei es, ins Tun zu kommen, zu lernen und besser zu werden. Erarbeitet wurden die Vorschläge von der Bertelsmann Stiftung und der Liz Mohn Stiftung in Kooperation mit der NRW-Landesregierung.

Anderen mit kleinen Gesten begegnen

Die NRW-Landesregierung will Ende des Jahres einen Aktionsplan gegen Einsamkeit präsentieren. Vom 17. bis 23. Juni soll auch die bundesweite Aktionswoche «Gemeinsam aus der Einsamkeit» Aufmerksamkeit für das Thema schaffen.

NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) rief die Menschen dazu auf, auch mit kleinen Taten im Alltag Einsamkeit von Mitmenschen zu bekämpfen. «Ich kann kein Gesetz gegen Einsamkeit machen, und dann ist Einsamkeit weg», sagte er bei der Konferenz. Manchmal könnten aber «die kleinen Sachen» helfen. So könne etwa eine Postkarte für jemanden, der lange nichts von einem gehört habe, eine Riesenfreude sein. Der Regierungschef verteidigte auch seinen früheren Vorschlag, in der Adventszeit Plätzchen vor die Tür von einsamen Nachbarn zu stellen.

Wüst hatte sich zu Beginn seiner Amtszeit den Kampf gegen Einsamkeit auf die Fahne geschrieben. Seitdem bekomme er dazu Zuschriften und Briefe von jungen und alten Menschen oder auch von Eltern, die über die Einsamkeit ihrer Kinder schrieben. «Und das geht dann wirklich ans Herz.» 

Nationale Strategien und «Einsamkeitsminister»

Die Niederlande und Großbritannien haben als erste Länder bereits vor der Corona-Pandemie nationale Strategien gegen Einsamkeit eingeführt. Japan, Australien, Neuseeland und Deutschland folgten. Das Thema Einsamkeit sollte nach Ansicht der Autoren des Impulspapiers auch strukturell verankert werden, um politische Personal- und Regierungswechsel zu überdauern. «Die politische Landschaft verändert sich, aber das Problem bleibt bestehen.» So seien in Großbritannien und Japan Einsamkeitsminister ernannt worden.

Am weitesten fortgeschritten im Kampf gegen Einsamkeit sei Großbritannien. Anfang dieses Jahres beschloss die britische Regierung eine Social-Media-Kampagne. Mithilfe bekannter Influencer sollen junge Menschen dazu motiviert werden, auf Einsamkeit in ihrem Umfeld zu achten und in soziale Beziehungen zu investieren. Großbritannien stellt zudem umgerechnet 650 Millionen Euro für außerschulische Freizeitangebote bereit, damit alle 11- bis 18-Jährigen Zugang zu Aktivitäten außerhalb ihrer Familie und ihrer Bildungseinrichtung haben. In Finnland werden einsame Kinder und Jugendliche in Schulen identifiziert und die Reduzierung der Einsamkeit zur Aufgabe der gesamten Schule gemacht.

In Japan warf die hohe Suizidrate bei Kindern und Jugendlichen ein Schlaglicht auf das Problem Einsamkeit. Die im Jahr 2020 gegründete Organisation «Anata no Ibasho» mit rund 1000 ehrenamtlichen Beraterinnen und Beratern bietet nun einen digitalen Beratungsraum, in dem junge Menschen sich rund um die Uhr telefonisch oder per Chat Hilfe suchen können. Die Nachfrage nach dem Dienst ist enorm.

Die Niederlande riefen 2014 als erster Staat ein nationales Programm gegen Einsamkeit ins Leben. Frühe Anzeichen sollen etwa durch Nachbarschaftsteams, Kampagnen und Hilfetelefone erkannt werden. Alle Kommunen verpflichten sich, eine lokale Einsamkeitsstrategie aufzusetzen. Das Projekt «Join Us» befähigt junge Menschen, sich ein eigenes soziales Netzwerk aufzubauen und zu erkennen, dass sie nicht allein sind mit ihren Einsamkeitsgefühlen.

Internet ersetzt keine Freunde

Einsamkeit erhöht der Forschung zufolge das Risiko psychischer Erkrankungen wie Depressionen und Angststörungen sowie – durch Bewegungsmangel und schlechtes Essverhalten – auch das Risiko körperlicher Krankheiten. Zudem reduziert Einsamkeit die soziale Teilhabe und erhöht die Tendenz zu politisch-extremistischen Vorstellungen sowie den Glauben an politische Verschwörungserzählungen.

«Es handelt sich wirklich um ein schmerzhaftes, unangenehmes Gefühl», sagt die renommierte Einsamkeitsforscherin Maike Luhmann. Einsamkeit sei eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung und betreffe viele Menschen – viele aber auch nicht. «Wir müssen aufpassen, dass wir es nicht überpathologisieren.»

Brigitte Mohn vom Vorstand der Bertelsmann Stiftung hatte einen Rat, um Kinder und Jugendliche aus der Einsamkeit zu befreien. «Wir müssen sie im digitalen Raum abholen», sagte sie. «Wir wissen nur noch nicht wie.» Das Internet aber werde nie ersetzen können, «dass echte Freunde da sind, wenn es mal kritisch wird».

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