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Forderungen aus Rheinland-Pfalz
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Mehr Kompetenzen und höhere Honorare 

Deutschland hat in den drei Ampeljahren 7 Prozent der Apotheken verloren. Die neue Regierung muss dringend Maßnahmen ergreifen, um den Abwärtstrend zu stoppen. Die Landesapothekerkammer und der Apothekerverband (LAV) aus Rheinland-Pfalz haben jetzt ein gemeinsames Papier mit ihren politischen Forderungen veröffentlicht. 
AutorKontaktLukas Brockfeld
Datum 04.12.2024  13:26 Uhr

Während im politischen Berlin die Vorbereitungen für die im Februar geplanten Neuwahlen laufen, geht das Apothekensterben ungebremst weiter. Die Landesapothekerkammer und der Apothekerverband aus Rheinland-Pfalz haben daher ein gemeinsames Papier mit ihren Forderungen an die Politik verfasst. 

Zunächst stellen die Kammer und der Verband klar, dass die inhabergeführte Apotheke vor Ort ein »Garant für die qualifizierte und flächendeckende Arzneimittelversorgung der Menschen in Stadt und Land« ist. Das Apothekensterben müsse  daher unbedingt gestoppt werden, damit die sichere Arzneimittelversorgung auch in  Zukunft gesichert sei.

Außerdem wird in dem Papier gefordert, die Expertise der Apothekerinnen und Apotheker stärker in die Gesundheitsversorgung der Menschen einzubeziehen. Daher wünscht man sich ein Apothekenstärkungsgesetz, das den Offizinen »innovative  Aufgaben« überträgt und so die ambulante Gesundheitsversorgung verbessert. Folgende Punkte soll das Gesetz umfassen: 

  • Apotheken sollen die erste Anlaufstelle bei einfachen Erkrankungen sein und Patientinnen und Patienten zuverlässig weiterhelfen – vor Ort und mit Telepharmazie.
  • Die Handlungsfreiheit der Apotheken soll erweitert werden, um die regionale Verfügbarkeit von Arzneimitteln sicherzustellen, zum Beispiel durch vergleichbare Tabletten und Tropfen oder Kapseln von Wirkstoffen mit ähnlicher Wirkweise.
  • Telemedizinische Betreuung, beispielsweise in Zusammenarbeit mit Fachärzten, soll durch Apothekerinnen und Apotheker professionell unterstützt werden.
  • Kinder und Jugendliche sollen zuverlässig und schnell mit Fiebersaft oder Hustenlöser versorgt werden – auch mit GKV-Erstattung auf »Apothekerrezept«.
  • Digitale Abfragen in mobilen Applikationen (zum Beispiel ApoGuide) sollen den Menschen helfen, die nächstgelegene Apotheke zu erreichen und ein vorrätiges Arzneimittel zu erhalten – zur Abholung oder per Botendienst.
  • Neue präventive pharmazeutische Leistungen und Tests in Apotheken sollen das Gesundheitsbewusstsein der Menschen stärken und eine eigenverantwortliche, gesunde Lebensführung fördern.

Außerdem fordern die Kammer und der LAV die Entbürokratisierung der ambulanten Versorgung. Mehr Entscheidungskompetenzen und neue Wege der interprofessionellen Kommunikation von Apothekerinnen und Apothekern mit anderen Heilberufen sollen zu einer neuen Professionalisierung im therapeutischen Team führen: KIM, der TI-Messenger und die elektronische Patientenakte (EPA) innerhalb der Telematik-Infrastruktur seien die richtigen Werkzeuge für ein besseres Gesundheitswesen.

Um die wirtschaftliche Schieflage der Offizinen zu beenden, werden in dem Papier außerdem eine Reihe an Sofortmaßnahmen vorgeschlagen: 

  • Skonti des Großhandels gegenüber Apotheken durch eine Anpassung der Arzneimittelpreisverordnung sollen unmittelbar gestattet werden.
  • Die seit über zehn Jahren stagnierenden Honorare sollen sofort angepasst werden. 
  • Neue pharmazeutische Leistungen sollen durch zusätzliche Vergütung gefördert werden.
  • Rechnungskürzungen durch Krankenkassen sollen einschränkt und Formalien beseitigt werden. 
  • Förderprogramme für Landapotheken und Apotheken-Gründungen sollen gestartet werden.
  • Eine Erweiterung und Finanzierung der EPA-Kompetenzen der Apothekerinnen und Apotheker.
  • Ausbau und Unterstützung von Ausbildungsorten für PTA und Studienplätze für Approbierte. 

Nach Ansicht der Landesapothekerkammer und des Apothekerverbandes werden diese Maßnahmen dazu führen, die systemrelevanten Strukturen der Apotheken zu erhalten. Außerdem würden die Offizinen in die Lage versetzt, neue von der Politik angedachte Funktionen, beispielsweise in der Prävention, zu übernehmen. 

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