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Humane Papillomviren

Mehr (Impf-)Aufklärung auch in der Schule gefordert

»Die HPV-Impfung ist keine Pflicht, aber ein Muss«: Eindringlich verweisen führende Krebsgesellschaften immer wieder auf die gefährlichen Folgen der erschreckend niedrigen HPV-Impfrate in Deutschland. Schülerinnen und Schüler sollten früh genug über das Virus aufgeklärt werden.
Christiane Berg
13.09.2021  17:00 Uhr

Humane Papillomviren (HPV) sind nicht nur für die Entstehung von Zervix-, sondern auch von Penis-, Mundhöhlen-, Anal-, Vulva- oder Vaginal-Karzinomen verantwortlich. Insgesamt sind in Deutschland jedes Jahr circa 8000 Menschen betroffen. Bereits seit 2006 gibt es eine Impfung, die vor HPV-Infektionen schützt. Sie wird für 9- bis 14-jährige Mädchen und Jungen empfohlen, aber bislang viel zu wenig in Anspruch genommen.

Im Rahmen der derzeit stattfindenden Nationale Krebspräventionswoche heben Fachgesellschaften erneut die dringende Notwendigkeit der Stärkung der HPV-Impfquote durch mehr Aufklärung hervor. Denn: Weniger als 50 Prozent der 15-jährigen Mädchen und nur ein verschwindend geringer Anteil an Jungen sei vollständig gegen HPV geimpft. »Die Tatsache, dass in Deutschland jährlich mehrere tausend Menschen an einem HPV-bedingten Krebs erkranken wäre vermeidbar, wenn wir eine Impfquote von 80 Prozent erreichen«, unterstreicht Gerd Nettekoven, Vorsitzender der Deutschen Krebshilfe in einem gemeinsamen Statement mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKLFZ) und der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG). Verstärkt müssten Eltern entsprechend informiert und Ärzte aufgefordert werden, auch unabhängig von den Kinderuntersuchungen jede Gelegenheit zur HPV-Impfung nutzen.

Ein weiterer Hebel zur Steigerung der Impfquote sei die Aufklärung in der Schule. »HPV wird selbst im Rahmen der Sexualkunde oft nicht thematisiert«, kritisiert Dr. Heike Kramer, Vorstandsvorsitzende der Ärztlichen Gesellschaft für Gesundheitsförderung (ÄGGF). »Wird in der Schule mehr diesbezügliches Wissen vermittelt, so lässt sich die Impfmotivation signifikant und nachhaltig erhöhen«, zeigt sich Kramer mit Verweis auf entsprechende Evaluationen überzeugt.

Die meisten Menschen infizieren sich irgendwann mit HPV

Es gibt mehr als 200 verschiedene HPV-Typen; zwölf davon werden von der Internationalen Krebsforschungsagentur (IARC) als krebserregend eingestuft. Die meisten sexuell aktiven Menschen infizieren sich im Laufe ihres Lebens mit HPV. Die Infektion verläuft in der Regel unbemerkt. Sie kann jedoch auch persistieren und über Krebsvorstufen zu Plattenepithelkarzinomen im Anogenitalbereich oder in der Mundhöhle und im Rachen führen, warnt Professor Dr. Sigrun Smola, Homburg an der Saar. Auch sie betont, dass sich eine effektive Krebsprävention nur durch Erhöhung der Impfquote erzielen lässt.

Die Viren dringen über Mikroverletzungen der Haut beziehungsweise Schleimhaut ein und infizieren die Epithelzellen der Basalzellschicht. Bestimmte HPV-Typen kommen außer auf den Schleimhäuten auf der Haut im Genital- und Analbereich vor. So kann es auch zu einer Übertragung durch sehr engen Körperkontakt kommen. Daher kann eine HPV-Infektion durch die Verwendung von Kondomen zwar gemindert, aber nicht sicher verhindert werden, macht das Robert-Koch-Institut (RKI) auf seiner Homepage deutlich.

Bessere Immunantwort bei frühzeitiger Impfung

In Deutschland stehen der zweivalente Impfstoff Cervarix® sowie der neunvalente Impfstoff Gardasil 9® zur Verfügung. Die Verabreichung beider Impfstoffe unterscheidet sich nicht grundsätzlich voneinander. Die Zahl der üblichen Impfdosen (2-Dosen- versus 3-Dosen-Impfschema) hängt vom Alter bei Beginn der Impfserie ab. Es gibt jedoch Unterschiede im Impfschema, wenn die Impfserie ab dem Alter von 15 Jahren begonnen wird.

Da ein Schutz gegen einen der im Impfstoff enthaltenen HPV-Typen nicht mehr erreicht werden kann, nachdem es bereits zu einer persistierenden Infektion mit diesem HPV-Typ gekommen ist, empfiehlt das RKI die Impfung idealerweise vor Aufnahme erster sexueller Kontakte, die studiengemäß zumeist ab einem Alter von 14 Jahren stattfinden. Zudem sei bekannt, dass jüngere Mädchen bessere Immunantworten als ältere Mädchen zeigen. Selbst wenn erste sexuelle Kontakte noch in weiter Ferne liegen, spreche auch diese bessere Immunantwort für eine möglichst frühzeitige Impfung.

Das RKI betont, dass ungeimpfte Mädchen oder Jungen auch nach dem ersten Sex noch gegen HPV geimpft werden können und sollten. Selbst wenn es dann schon zu einer persistierenden HPV-Infektion gekommen sein sollte, kann die Impfung noch einen Schutz vor den anderen im Impfstoff enthaltenen HPV-Typen bieten. Aber: »Je früher die Impfung nachgeholt wird, desto besser«, so das RKI.

Unabhängig von einer erfolgten HPV-Impfung sollten geimpfte Mädchen später dennoch unbedingt regelmäßig am empfohlenen Gebärmutterhals-Screening teilnehmen, da es das frühzeitige Erkennen von Dysplasien ermöglicht, die durch die restlichen, nicht von den Impfstoffen abgedeckte HPV-Typen verursacht werden können.

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