Mehr Bewegungsangebote gefordert |
Durch unbenoteten Schulsport sollen Kinder mehr Freude an Bewegung bekommen. Das schlagen deutsche Fachgesellschaften aktuell zur Nationalen Krebspräventionswoche vor. / Foto: Getty Images/FatCamera
Viele Menschen hierzulande bewegen sich zu wenig und haben damit ein erhöhtes Risiko für zahlreiche Krankheiten, darunter auch Krebs. Schätzungsweise 6 Prozent aller Krebsneuerkrankungen in Deutschland entstehen als Folge von Bewegungsmangel. Darauf weist das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg anlässlich der Nationalen Krebspräventionswoche vom 9. bis 15. September hin. Wer sich täglich bewegt, kann das individuelle Krebsrisiko senken.
Insbesondere das Risiko für einige häufige Krebsarten wie Brustkrebs (nach den Wechseljahren) und Darmkrebs kann durch körperliche Aktivität um 20 bis 30 Prozent reduziert werden. Auch für weitere Tumorarten, darunter Krebs der Blase und der Nieren, des Magens und der Speiseröhre, gibt es Hinweise, dass Bewegung das Erkrankungsrisiko verringern kann.
»Regelmäßige Bewegung muss kein Leistungssport sein«, sagt Professor Dr. Michael Baumann, Vorstandsvorsitzender des DKFZ. »Auch Alltagsbewegungen wie spazieren gehen oder Treppen steigen statt Aufzug fahren wirken sich positiv auf die körperliche Gesundheit aus. Studien deuten darauf hin, dass bereits sehr kurze Einheiten einen positiven Effekt auf die Gesundheit haben. Daher ist jede kurze Aktivität besser als keine Bewegung.«
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt 150 bis 300 Minuten moderate oder 75 bis 150 Minuten intensive Bewegung pro Woche. Diese Dauer erreichen jedoch nur ein Drittel der Frauen und etwa die Hälfte der Männer.
Die drei Institutionen DKFZ, Deutsche Krebshilfe und Deutsche Krebsgesellschaft fordern daher niedrigschwellige Bewegungsangebote, die es allen Menschen leichter machen, sich ausreichend zu bewegen. Beispielsweise sollen Städte und Kommunen den öffentlichen Raum bewegungsförderlich gestalten, etwa mit einem sicheren Fahrradwegenetz und beleuchteten Laufstrecken.
Besonders wichtig ist, Menschen schon im Kindesalter für körperliche Aktivität zu begeistern. »Die Freude an Bewegung ist uns eigentlich in die Wiege gelegt. Doch viele Kinder verlernen aus verschiedenen Gründen den Spaß an körperlicher Aktivität und wachsen zu Bewegungsmuffeln heran«, sagt Gerd Nettekoven, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krebshilfe. »Wir fordern daher an allen Schulen eine tägliche, unbenotete Schulsportstunde, damit Kinder mit Freude in Bewegung bleiben.«
Auch für Krebspatienten ist es von Vorteil, regelmäßige Bewegung in den Alltag zu integrieren oder gezielt Sport zu treiben. »Eine Bewegungstherapie kann Betroffenen während und nach der Krebsbehandlung dabei helfen, die Erkrankung besser zu bewältigen sowie Therapienebenwirkungen wie etwa Fatigue abzumildern«, so Professor Dr. Michael Ghadimi, Präsident der Deutschen Krebsgesellschaft. Experten empfehlen Krebsbetroffenen nach einer Eingewöhnungsphase pro Woche 150 Minuten mäßig oder 75 Minuten körperlich anstrengend aktiv zu sein.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sagt: »Bewegungsmangel ist nicht nur ein individuelles Problem, sondern ein wachsender Risikofaktor für unsere gesamte Gesellschaft. Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes sind nur einige der Herausforderungen, die uns vor Augen führen, wie wichtig regelmäßige Bewegung ist.« Der Bewegungsgipfel und die Ergebnisse des »Runden Tisches Bewegung und Gesundheit« seien vielversprechende Schritte in die richtige Richtung. »Doch es ist entscheidend, dass wir als Politik und Gesellschaft weiter an einem Strang ziehen, um präventive Maßnahmen zu fördern.«