Medizinische Hilfe, wo das System versagt |
Laura Rudolph |
19.12.2024 07:00 Uhr |
Zur Versorgung der Patienten gehören natürlich auch Medikamente. Hier kooperiert a+G mit Apotheker ohne Grenzen (AoG). AoG berät fachlich, finanziert die Medikamente des Sprechstundenbedarfs und beteiligt sich an den Kosten für die Dauermedikation chronisch Erkrankter ohne Krankenversicherung.
»Wir von Apotheker ohne Grenzen stehen für qualitativ einwandfreie Medikamente und deren Verwendung hier in der Ambulanz. Die Zusammenarbeit von Armut und Gesundheit und Apotheker ohne Grenzen dauert nun schon etwa halb so lange an, wie die demnächst 25 Jahre, die es AoG gibt«, berichtete Andrea Adrian, Apothekerin und AoG-Projektkoordinatorin im Raum Mainz. Die Ambulanz wurde vor etwa zwölf Jahren das erste Inlandsprojekt, das die humanitäre Organisation je gefördert hat. AoG finanziert nicht nur die benötigten Arzneimittel, sondern auch beispielsweise Verbandsstoffe, Schwangerschaftstests, Blutzuckerstreifen und andere notwendige Materialien.
Um die Arzneimitteltherapie effizient zu halten, hat AoG in Kooperation mit den Medizinern Listen mit essenziellen Arzneimitteln erstellt, die als Sprechstundenbedarf in der Ambulanz zur Verfügung stehen.
»Wir brauchen keine zehn verschiedenen Antibiotika oder 15 verschiedene Schmerzmittel. Wir schauen, welche Wirkstoffe am gängigsten und erfolgreichsten sind, orientiert an unseren Zielgruppen«, erklärte Adrian.
AoG beteiligt sich finanziell und mit fachlicher Beratung zu Arzneimitteln. / © AoG
Der Anteil der Arzneimittelkosten an den Gesamtausgaben sei über die Jahre immer weiter gestiegen, so Trabert. »Wir sind Apotheker ohne Grenzen sehr dankbar. Diese finanziellen Ressourcen brauchen wir, um Menschen zu versorgen, die nicht mehr in das Versicherungssystem rückführbar sind, aber eine Therapie brauchen.«
Seit 2023 gibt es zudem einen Spendenbehandlungsfonds von 80.000 Euro, der auf eine großzügige Spende an a+G und die Unterstützung der Medinetze in Koblenz und Mainz zurückzuführen ist. Medinetze sind Nichtregierungsorganisationen, die sich für die medizinische Versorgung von Menschen ohne geregelten Aufenthaltsstatus einsetzen. Vom Fonds finanziert werden notwendige Krankenhausbehandlungen oder Dauermedikationen für Nichtversicherte.
Viele Patienten müssen neben gesundheitlichen auch soziale Herausforderungen bewältigen. a+G berät sie und begleitet sie beispielsweise auch zu Ämtern. Das Ziel ist es, die Patienten wieder in das Gesundheits- und Sozialsystem einzugliedern.
Der Verein betreibt zudem die Clearingstelle Krankenversicherung Rheinland-Pfalz in Mainz; sie war die erste, die im Land vom Sozialministerium finanziert wurde. Mittlerweile gibt es in RLP weitere Clearingstellen in Koblenz, Kaiserslautern, Trier und Ludwigshafen/Worms sowie in anderen Bundesländern. Sie helfen dabei, zu prüfen, ob nicht versicherte Menschen wieder in eine Krankenversicherung aufgenommen werden können. Dies gelingt in mehr als 60 Prozent der Fälle.