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Warnung vor hormonell aktiven Stoffen

03.06.2002  00:00 Uhr

Warnung vor hormonell aktiven Stoffen

von Brigitte Glöwing, Berlin

Insektensprays, Mottenschutz und vor allem in privaten Gärten eingesetzte Herbizide gefährden Mensch und Umwelt. Sie enthalten hormonell aktive Substanzen, die in Lebensmitteln oder über die Haut und die Atmung in den menschlichen Körper gelangen.

Im Jahr 2000 wurden in deutschen Gärten 470 Tonnen Pestizidwirkstoffe gegen Blattläuse, Schnecken und Unkraut verteilt. Selbst im Wohnraum kommen in mehr als der Hälfte aller Haushalte Gifte gegen Fliegen, Kakerlaken oder Ameisen zum Einsatz - oft ohne zu wissen, welche Gefahren für die menschliche Gesundheit damit verbunden sind.

Dies ergab eine Studie, die aktuelle Daten der Europäischen Kommission und des Bundesinstituts für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin zum Thema Pestizide zusammenfasst und beurteilt und jetzt in Berlin vom World Wide Fund For Nature (WWF) und der Verbraucher-Zentrale Nordrhein Westfalen vorgestellt wurde. "Viele Pestizide enthalten hormonell wirksame Substanzen, die schon in sehr geringen Konzentrationen Schäden im menschlichen Körper verursachen können," warnt die Autorin der Studie, Susanne Smolka.

Stoffe wie Diuron, Vinclozolin oder Pyrethroide gelangen über Lebensmittel, Haut und Atmung in den menschlichen Körper. Sie wirken wie Hormone und können zu Fruchtbarkeitsstörungen, Missbildungen der Geschlechtsorgane und zu Störungen des Immunsystems führen. Sie werden auch als Ursache für gesteigerte Raten von Brust- und Hodenkrebs diskutiert. Besonders gefährlich sind solche hormonähnlichen Substanzen für Kinder, weil in deren frühen Lebensphase viele hormongesteuerte Entwicklungen ablaufen.

Häufig arglos eingesetzt

Der Unkrautvernichter Diuron wird häufig von privaten Gärtnern arglos eingesetzt. Das Gift gelangt in Oberflächengewässer sowie ins Grundwasser und bedroht europaweit das Lebensmittel Nummer eins: Trinkwasser. Für das Umweltamt und die Europäische Kommission steht Diuron unter dringendem Verdacht, hormonell wirksam zu sein. In Tierversuchen führt es zu einer Abnahme von Spermienzahlen und fördert Gebärmutter- und Ovarialzellkrebs.

Rückstände des hormonell wirksamen Pestizids Vinclozolin lassen sich in 50 Prozent aller Obst- und Gemüseproben nachweisen. Besonders Erdbeeren und Paprikaschoten sind stark belastet. Derzeit wird auf EU-Ebene beraten, ob Vinclozolin weiterhin in der Landwirtschaft eingesetzt werden darf.

Insektensprays, Mottenschutz, Flohhalsbänder und Holzschutzmittel enthalten Wirkstoffe aus der Gruppe der Pyrethroide. Diese neurotoxischen Substanzen stehen unter dringendem Verdacht, auch hormonell wirksam zu sein. Einige Wirkstoffe aus dieser Gruppe, wie das Permethrin, sind in der Landwirtschaft bereits verboten, dürfen im Haushalt jedoch weiter eingesetzt werden. Wollteppiche werden zum Beispiel bereits vom Hersteller mit Pyrethroiden zum Schutz vor Mottenfraß und Käferbefall ausgerüstet. Besonders gefährlich für Kleinkinder, die sich krabbelnd auf den Teppichen fortbewegen und so die Substanzen aufnehmen können. In 73 Prozent aller untersuchten Haushalte konnten Pyrethroide im Hausstaub festgestellt werden.

"Es ist unverantwortlich, dass Menschen nicht vor der Belastung mit hormonell wirksamen Pestiziden geschützt werden," kritisiert die Chemieexpertin Patricia Cameron vom WWF. Gemeinsam mit den Verbraucher-Zentralen fordert der WWF deshalb, Pestizide zu verbieten, die unter dringendem Verdacht stehen, hormonell wirksam zu sein.

Verbrauchern wird empfohlen, statt Insektensprays Köderdosen zu verwenden, die Gifte werden so nicht diffus in der Umwelt verteilt. Viele Insekten können auch mit ungefährlichen Substanzen wie Kieselerde bekämpft werden. Klebrige Lockstofffallen helfen gegen Vorratsmotten, und Wollteppiche sind auch ohne Mottenschutz erhältlich. Im Garten ist Vielfalt der beste Schutz vor Schädlingen. Am richtigen Standort bleiben Pflanzen gesund und Unkraut kann auch durch Hacken, Ausstechen oder Abflammen reduziert werden. Zusätzliche Tipps und Informationen liefert ein gemeinsames Faltblatt, das beim WWF und bei den Verbraucherzentralen kostenlos erhältlich ist. Top

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