An Grippeimpfung denken |
03.10.2005 00:00 Uhr |
Mit dem Herbst zieht auch die Erkältungs- und Grippezeit wieder ein. In den nächsten zwei Monaten ist es besonders günstig, sich gegen die Influenzainfektion impfen zu lassen, die jedes Jahr Tausende Deutsche das Leben kostet.
Auch wenn Influenza-Wellen in den vergangenen Jahren immer besser dokumentiert worden sind, eine Prognose für die »Grippesaison 2005/2006« können auch die Experten nicht geben. »Die Influenza ist recht stur«, sagte Dr. Brunhilde Schweiger vom Nationalen Referenzzentrum für Influenza am Berliner Robert-Koch-Institut (RKI) auf einer Pressekonferenz. Die vergangene Saison hat die Arbeitsgemeinschaft Influenza jedoch genau analysiert: Die Grippewelle rollte von Südwesten nach Nordosten über Deutschland hinweg und war von einer heftigen Aktivität, wobei die Zeit der höchsten Peaks vergleichsweise lange dauerte (7. bis 10. Kalenderwoche). Krankheitserreger waren verschiedene Influenza-Stämme, die zwei Influenza-A-Subtypen H1N1 und vor allem H3N2 sowie zwei Influenza-B-Linien. Während diese über Monate parallel zirkulierten, wurden nach RKI-Schätzungen 22.000 bis 32.000 Menschen influenzabedingt ins Krankenhaus eingewiesen. Vorläufigen RKI-Berechnungen zufolge kostet die Grippewelle 15.000 bis 20.000 Menschen das Leben.
Betroffen waren zu mehr als 95 Prozent Menschen, die älter als 60 Jahre waren und damit zu den Risikogruppen zählen, die sich impfen lassen sollten, ganz besonders dann, wenn sie in Alten- und Pflegeheimen wohnen. »Die Durchimpfungsrate der Über-60-Jährigen beträgt hier zu Lande aber deutlich unter 50 Prozent«, sagte Privatdozent Dr. Walter Haas von der Abteilung für Infektionsepidemiologie am RKI. Ziel sei ein Impfschutz bei 70 bis 75 Prozent dieser Altersgruppe, was in Ländern wie Holland und England bereits erreicht ist. Zwar habe eine in der aktuellen Ausgabe von »The Lancet« publizierte Untersuchung ergeben, dass die Impfung bei Über-65-Jährigen nur beschränkt wirksam war. Dies sei jedoch bereits bekannt, da die Immunantwort im Alter nicht mehr so ausgeprägt ist wie bei Jüngeren. Die Studie habe zudem gezeigt, dass die Impfung gegen Hospitalisierung schützen konnte und zu 42 Prozent vor einem tödlichen Verlauf.
Neben Personen über 60 Jahren und Bewohnern von Alten- und Pflegeheimen
sollten sich auch Erwachsene und Kinder mit bestimmten Grunderkrankungen
impfen lassen. Dazu zählen chronische Erkrankungen der Atemwege wie Asthma
und chronisch obstruktive Lungenerkrankung, chronische Herz-Kreislauf-,
Leber- und Nierenerkrankungen oder Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes
mellitus. Auch Patienten mit chronischer Anämie und angeborener oder
erworbener Immunstörung, auch infolge von medikamentösen Therapien,
empfiehlt die Ständige Impfkommission am RKI eine Impfung. Nicht zu
vergessen sind Personen mit erhöhter Gefährdung, das heißt neben
medizinischem Personal auch Personen, die in Einrichtungen mit
umfangreichem Publikumsverkehr wie Apotheken tätig sind. Für sie ist
nicht nur die Ansteckungsgefahr erhöht, sie können auch als
Infektionsquelle für ungeimpfte Risikopersonen dienen. Aber hier liege die
Durchimpfungsrate ebenfalls deutlich zu niedrig, so Haas. Zur Impfung
motivieren könnte in diesem Jahr vielleicht die ständige Diskussion um die
Vogelgrippe und eine bevorstehende Grippepandemie. Dabei sollten die
Patienten zwar wissen, dass der aktuelle von der WHO erarbeitete Impfstoff
(A/New Caledonia/20/99 (H1N1)-ähnlicher, A/California/7/2004
(H3N2)-ähnlicher, B/Shanghai/361/2002-ähnlicher Virusstamm) zwar nicht
gegen die Vogelgrippe (H5N1-Influenza-A-Virus) schützt. Doch: »Wenn wir
mehr Impfstoffe verimpfen, müssen mehr hergestellt werden und dann wächst
die Kapazität für die Impfstoffproduktion im Pandemiefall.« Wissen sollte
man auch, dass die Grippeschutzimpfung für GKV-Versicherte kostenlos ist
und keine Praxisgebühr anfällt.
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