Stillberatung in der Apotheke |
22.09.2003 00:00 Uhr |
Stillen hat für Mutter und Kind gesundheitliche Vorteile, die aber noch immer zu wenig Beachtung finden. Wie Apotheker das Stillen fördern können, zeigte das Seminar „Stillförderung durch Apotheken“ der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen – Bundesverband e. V. (AFS) auf der Expopharm.
Durch Zusatzqualifikationen können sich Apotheker Nischen bilden und im härter werdenden Wettbewerb positionieren. Die Stillberatung ist hierfür ein dankbares Thema, erklärte Barbara Kämmerer vom AFS vergangene Woche in Köln. Apotheker haben verschiedene Möglichkeiten, sich für das Stillen zu engagieren: Sie können Stillhilfsmittel und geeignete Produkte zur Brust- und Brustwarzenpflege anbieten und über den Nutzen des Stillens sowie über stillverträgliche Medikamente informieren. Bei Problemen können sie die Patientin an Beratungsstellen verweisen.
Auf jeden Fall vorrätig haben sollten Apotheken elektrische Milchpumpen, riet Kämmerer. Diese werden benötigt, wenn Mutter und Kind getrennt sind oder das Kind krank oder zu schwach zum Saugen ist. Die Pumpen sollten einfach zu handhaben und zu regulieren sein und eine Intervallschaltung und Abpumptrichter in verschiedenen Größen besitzen. Wichtig ist auch die Möglichkeit, ein Doppelpumpset anschließen zu können. Dies ist vor allem für die Mütter von Frühgeborenen sinnvoll, da das beidseitige Abpumpen Zeit spart. Sechs- bis achtmal täglich 30 Minuten muss eine Mutter von Frühgeborenen Milch abpumpen - und dies für bis zu zwölf Wochen. „Das ist ein enormer Zeitaufwand“, sagte Kämmerer. Mit den Doppelpumpsets könnte man den Müttern zusätzlichen Stress ersparen.
Auch mit Handmilchpumpen, Muttermilchbeuteln und Stillhütchen sollten sich Apotheker auskennen. Die zum Einfrieren der Milch geeigneten Muttermilchbeutel sollten aus ökologisch unbedenklichem Material sein, das den Geschmack nicht beeinflusst. Am besten geeignet seien Beutel aus Polypropylen, erklärte die Stillberaterin. Die Beutel sollten auch ein Feld für Uhrzeit und Datum des Abpumpens aufweisen , da dies immer festgehalten werden muss. Muttermilch kann im Gefrierschrank bei -18° C für gesunde Kinder sechs Monate und für kranke Kinder drei Monate aufgehoben werden. Im Kühlschrank (-4° C) hält sich die Milch drei bis fünf Tage. Für kranke Kinder sollte sie nicht länger als 24 bis 48 Stunden aufbewahrt werden, riet Kämmerer.
Auch in der Beratung zur Medikation in der Stillzeit können sich Apotheker auszeichnen. Zu oft würde den Müttern zum Abstillen geraten, obwohl viele Medikamente kein Risiko darstellen. Rote Liste und Beipackzettel seien hier oft nicht aussagekräftig. Genauere Informationen liefert die geeignete Fachliteratur wie das Buch „Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit“ (Schäfer, C., Spielmann, H., Urban & Fischer Verlag, 2001, ISBN: 3-437-21331-8, 54,95 Euro).
Weitere Informationen finden Interessierte im Internet auf den Seiten der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen – Bundesverband e. V. unter www.afs-stillen.de. Hier bietet die AFS auch Fortbildungen und Kurse zu verschiedenen Themen sowie eine ausführliche Liste von Stillgruppen und Stillberaterinnen an.
Engagieren könnten sich Apotheker vor allem in der Weltstillwoche, die vom 29. September bis 5. Oktober stattfindet, empfahl Kämmerer. Bereits zum zwölften Mal ruft die World Alliance for Breastfeeding Action (WABA) zu einer Aktionswoche auf, um die Bedeutung des Stillen für die Gesundheit und das Wohlbefinden von Mutter und Kind bekannt zu machen. Die gesundheitlichen Vorteile blieben oft noch unbeachtet und dies obwohl sich die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erst kürzlich deutlich für das Stillen ausgesprochen hat. In einem im Mai 2002 verabschiedeten Strategiepapier empfiehlt sie allen Frauen weltweit, ihre Säuglinge bis zum sechsten Monat ausschließlich zu stillen und bei geeigneter Beikost bis zum vollendeten zweiten Lebensjahr oder darüber hinaus weiterzustillen.
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