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Immer mehr Jugendliche greifen zum Joint

09.08.2004  00:00 Uhr
Cannabis

Immer mehr Jugendliche greifen zum Joint

von Conny Becker, Berlin

Die Zahl der Cannabis-Konsumenten steigt, in Deutschland wie auch in allen anderen europäischen Ländern, den USA und Kanada. Während 1993 hier zu Lande 16 Prozent der 12- bis 25-Jährigen angaben, die Hanfdroge einmal ausprobiert zu haben, waren es 2001 schon 26 Prozent – Grund für eine Präventionskampagne.

„Jeder dritte Bundesbürger hat schon einmal Cannabis konsumiert”, sagte Jost Leune von der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) anlässlich der Vorstellung des aktuellen Cannabis-Reports der DHS in Berlin. Jugendliche probieren immer früher die weltweit meist konsumierte illegale Droge aus, sodass das durchschnittliche Alter beim Erstkonsum in acht Jahren von 17,5 auf 16,5 Jahre gesunken ist. Für Alkohol liegt es inzwischen bei 13, für Tabak bei 14 Jahren.

Zurzeit konsumieren rund 10 Prozent der 15- bis 16-Jährigen regelmäßig Cannabis, so Leune, der auch Geschäftsführer des Fachverbandes Drogen und Rauschmittel ist. In der europäischen ESPAD-Studie, für die das Konsumverhalten von Schülern der neunten und zehnten Jahrgangsstufe in sechs Bundesländern untersucht wurde, gaben 9 Prozent der etwa 11.000 Befragten an, die Droge mehr als 20-mal konsumiert zu haben. Dabei unterscheiden sich laut Leune Mädchen in ihrem Konsumverhalten nur noch geringfügig von Jungen und auch das Ost-West-Gefälle in Deutschland bestehe nicht mehr.

Mehr als 15.000 überwiegend junge Hanfkonsumenten haben im vergangenen Jahr die rund 1000 ambulanten Einrichtungen der Suchthilfe zur Beratung aufgesucht, sagte der stellvertretende Geschäftsführer der DHS, Dr. Raphael Gaßmann. Dies entspreche etwa einem Prozent aller 12- bis 25-jährigen Konsumenten. „Wir schätzen die Zahl der Cannabisabhängigen in Deutschland auf mehr als 50.000“, so Gaßmann. „Daher ist es höchste Zeit zu handeln.“ Und so fordert die DHS 5 Millionen Euro von Bund und Ländern für eine Präventionskampagne gegen die nach Alkohol und Tabak meistkonsumierte Droge. Eine Plakataktion soll Eltern für das Suchtverhalten ihrer Kinder sensibilisieren und Nichtkonsumenten in ihrer Haltung bestärken. Denn jede Droge ist gefährlich, auch wenn laut Gaßmann für Cannabis nur eine Form der Gesundheitsgefährdung evidenzbasiert ist: Der Missbrauch kann eine Veranlagung zu Psychosen verstärken und diese zum Ausbruch bringen.

Da Rauchen die Einstiegsdroge Nummer eins für Cannabis ist, sollten rauchfreie Schulen bundesweiter Standard sein. Darüber hinaus müsse die Hilfe der Beratungsstellen besser auf die jungen Konsumenten abgestimmt werden. Von Bestrafung halten die Suchtexperten der DHS wenig und fordern vielmehr eine Entkriminalisierung der betroffenen Jugendlichen, wobei der Cannabisbesitz als Ordnungswidrigkeit und nicht mehr als Straftat geahndet werden sollte. „Im vergangenen Jahr sind 110.000 Verfahren wegen Cannabiskonsum eingeleitet worden“, sagte Leune. Doch die Strafverfolgung hat keinen wesentlichen Einfluss auf das Konsumverhalten , wie der internationale Vergleich zeigt.

So weist Deutschland mittlerweile eine etwa gleich hohe Konsumentenzahl wie die Niederlande auf. In den USA, die Cannabiskonsum rigide verfolgen, ist diese enorm hoch. Laut einer Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aus dem Jahr 2004, in der der Cannabiskonsum bei 15-Jährigen untersucht wurde, rauchten dort 36 Prozent der Jungen und 26 Prozent der Mädchen innerhalb der letzten zwölf Monate die Hanfdroge. In Deutschland, das im europäischen Mittelfeld liegt, waren es 22 beziehungsweise 15 Prozent, in Griechenland nur 6 und 2 Prozent. Dicht hinter dem Spitzenreiter Kanada, in dem 43 Prozent der Jungen und 38 Prozent der Mädchen Joints rauchen, folgt die Schweiz mit 40 und 35 Prozent. Hier wird laut DHS derzeit eine landesweite Präventionskampagne für Schulen entwickelt.

 

Erschreckende Zahlen

Durch die Medien geistern viele erschreckende, aber nicht immer valide Zahlen. So wird aus der Lebenszeitprävalenz gern der aktuelle Konsum gemacht. Hat jeder Vierte in Deutschland schon einmal einen Joint geraucht, dann sind Schlagzeilen wie „Jeder vierte Jugendliche kifft“ zu lesen. Ebenso dramatisch werde auch der Anstieg des THC-Gehaltes der Droge auf Werte von über 30 Prozent beschrieben, sagte DHS-Experte Leune. Dies sei jedoch kein genereller Trend, sondern Ausnahmefunde. Nur 1 Prozent aller gegenwärtig sichergestellten Haschisch-Proben wiesen laut Bundeskriminalamt höhere THC-Gehalte als 18 Prozent auf. Die Mehrzahl der Proben liege in dem seit den 60er-Jahren üblichen THC-Bereich von bis zu 8 Prozent.

 

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