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Absolute Sicherheit gibt es nicht

15.03.1999  00:00 Uhr

- Medizin Govi-Verlag BLUTPRODUKTE

Absolute Sicherheit gibt es nicht

von Daniel Rücker, Mannheim

Auch wenn sich die Testverfahren für Blutprodukte in den vergangenen Jahren sukzessive verbessert haben, können die Präparate auch heute noch mit Viren kontaminiert sein. Allein die PCR-Technik liefere eine sichere Information, ob eine Blutspende durch Hepatitis-Viren belastet sei, sagt Dr. Johannes Löwer vom Paul-Ehrlich-Institut in Langen.

In den vergangenen Jahren habe es immer wieder einzelne Virusinfektionen gegeben, die durch Blutprodukte übertragen worden waren, berichtete Löwer auf einer von Pharamcia & Upjohn unterstützen Veranstaltung während der Jahrestagung der Gesellschaft für Thrombose- und Hämostaseforschung am 26. Februar in Mannheim. Am häufigsten seien die Hepatitiden, vor allem die Typen B und C; HIV-Infektionen seine dagegen extrem selten.

Der Grund dafür ist das diagnostische Fenster der bislang angewandten Antikörper-Screening-Methoden bei Hepatitiden. In Untersuchungen habe sich gezeigt, daß diese Tests Hepatitis-C-Infektionen erst zwei Monate später nachweisen können als die sensiblere PCR-Technik, bei der die Virus-DNA zuerst vermehrt und dann nachgewiesen wird. Eine Hepatitis-B-Infektion sei mittels PCR immer noch 25 Tage früher nachweisbar als mit herkömmlichen Analyseverfahren.

Bei gepoolten, also aus dem Blut vieler Spender hergestellten Blutprodukten, sei eine Viruskontamination recht häufig, so Löwer. So konnten 1995 in 40 Prozent aller durch Antikörperuntersuchungen als negativ getesteten Pools mittels PCR noch Hepatitis-C-Viren nachgewiesen werden. Bei einer erneuten Untersuchung 1997 waren es immer noch 32 Prozent. Nicht berücksichtigt wurde jedoch, ob die Viruszahl für eine Infektion ausreiche. Der Schluß, daß 32 Prozent aller gepoolten Blutprodukte eine Infektion auslösen könnten, sei deshalb falsch.

Das Problem sei erkannt und werde bis zum Frühjahr gelöst, kündigte Löwen an. Ab dem 1. April 1999 müssen alle Produkte mit der PCR-Technik getestet werden.

Wohl keine Gefahr durch Prionen

Bei Prionen, den Erregern der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit und des Rinderwahnsinns BSE, bringt die PCR jedoch keine Verbesserung. Der Grund ist naheliegend: Die Technik vermehrt Nukleinsäureketten, Prionen verfügen jedoch über keine Erbsubstanz, sie bestehen aus Proteinen. Wie Professor Dr. Adriano Aguzzi von der Universität Zürich sagte, ist der zur Proteinanalyse eingesetzte Western-Blot zu unempfindlich.

Eine Gefahrenquelle für Blutprodukte seien Prionen wahrscheinlich jedoch nicht. Wie Aguzzi und seine Kollegen in Tests an Mäusen nachweisen konnten, werden Prionen über das Lymph- und das Nervensystem transportiert. Im Blut konnte der Schweizer Forscher die Erreger der spongiformen Enzephalopathien nicht nachweisen. Es gebe kein Indiz dafür, daß Prionenkrankheiten durch Blut- oder Blutprodukte übertragen werden können, weder BSE noch Creutzfeldt-Jakob, so Aguzzis Fazit.

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