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Kleider mit Haken und Ösen

08.03.1999  00:00 Uhr

- Medizin Govi-Verlag TEXTILALLERGIEN

Kleider mit Haken und Ösen

PZ   Kleidungsbedingte Dermatosen haben in der Vergangenheit immer wieder für Aufsehen gesorgt. Ein Beispiel: die sogenannte Leggins-Dermatitis, die zum Teil zu schweren Kontaktekzemen an den Beinen führte. Lokal applizierte Corticoide lindern meist schnell die Symptome.

Grundsätzlich muß zwischen einer Kontaktdermatitis durch direkte Irritation und dem allergischen Kontaktekzem unterschieden werden. Während das irritative, nicht lichtabhängige Ekzem hauptsächlich durch mechanische Reize von Textilfasern oder harten Bestandteilen in den Kleidungsstücken, zum Beispiel Etiketten, hervorgerufen wird, lösen immunologische Reaktionen ein allergisches Kontaktekzem aus. Zu den auslösenden Allergenen zählen Farb- und Veredeldungsstoffe.

Laut Textilhilfsmittelkatalog werden rund 800 verschiedene Chemikalien bei der Herstellung von Textilien eingesetzt. Nach Angaben der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, Osnabrück, bleiben circa 10 Prozent der verwendeten Substanzen auf den Textilien zurück. Bei den hautschädigenden Farbstoffen handelt es sich hauptsächlich um Dispersionsfarben, meist bestimmte Töne wie Dispersionsblau, Dispersionsorange, Dispersionsgelb und Dispersionsrot.

Unter den Hilfsstoffen können vor allem Formaldehyd-haltige Kunstharze und bestimmte Färbebeschleuniger Kontaktallergien auslösen. Aber auch nickelhaltige Accessoires wie Metallknöpfe, Reißverschlüsse sowie Haken und Ösen von Miederwaren führen oft zu allergischen Reaktionen.

Entscheidend dafür, ob Substanzen in die Epidermis eindringen ist die Beschaffenheit der Haut. In Abhängigkeit von Alter, Hautareal und Okklusion bestehen erhebliche Penetrationsunterschiede. Schweißbildung verstärkt das Eindringen zusätzlich.

Für eine eindeutige Diagnose ist die Lokalisation der Läsionen ausschlaggebend. Die Hautreaktionen treten meist an Körperstellen auf, die intensiv mit dem Kleidungsstück in Berührung kommen. Dazu zählen insbesondere Hals (Hemdkragen), Axiliarfalten, Bundbereich, Vorder- und Innenseiten der Oberschenkel sowie Kniekehlen. Durch enganliegende Ärmel können die Symptome auch an den Handgelenken oder in den Armbeugen auftreten. 

Da es sich bei der Kontaktallergie um eine Immunreaktion handelt, treten die Symptome frühestens nach einigen Stunden, mitunter erst nach Tagen auf. Deshalb fällt es mitunter schwer, die Allergie einem bestimmten Kleidungsstück eindeutig zuzuordnen. "Um die Beschwerden möglichst rasch zu lindern, wird in der dermatologischen Praxis zunächst symptomatisch behandelt", so Dr. Birgit Kunze, Dermatologin aus Hamburg. "Erst im zweiten Schritt werden mit Hilfe von Tests die Ursachen erforscht." Wichtig: Sekundäre Infektionen müssen vermieden werden. Aus diesem Grund könne der rechtzeitige und frühe Einsatz von niedrigkonzentrierten Hydrocortison-Topika sehr sinnvoll sein, meint Kunze. Sie gewährleisteten eine relativ schnelle und kurzfristige Behandlung des akuten Zustands. In einer Beobachtungsstudie an 1136 Patienten, davon 490 mit allergischen oder irritativen Kontaktekzemen, registrierten die Mediziner nach lokaler Applikation einer 0,25prozentigen Hydrocortison-Creme bei über 38 Prozent eine deutliche Besserung des Hautzustandes. Bei 46,4 Prozent der Probanden konnten die Ärzte nach Therapieende weder Kratzspuren, Krusten- und Schuppenbildung noch Knötchen, Bläschen oder Hautinfiltrationen diagnostizieren*.

Topisch applizierte Hydrocortison-Präparate greifen wie alle Corticosteroide am Entzündungsort in den Phospholipidstoffwechsel ein. Auf diese Weise verhindern sie die Bildung Freisetzung entzündlicher Mediatoren. Der Juckreiz wird gelindert, Schwellungen und Rötungen nehmen ab, die Entzündung bildet sich zurück. Der therapeutische Erfolg zeigt sich meist schon nach kurzzeitiger Anwendung.

"Eine entscheidende Rolle hinsichtlich der Wirksamkeit spielt die galenische Zubereitung des Präparats", so Kunze. Als optimale Grundlage habe sich eine Mischform aus Creme und Hydrogel erwiesen (Soventol® Hydrocortison Creme und andere). Dieses sogenannte Cremogel setzt das lipophile Hydrocortison in einem größeren Ausmaß frei als konventionelle Grundlagen.

Literatur: Schaller, P., Luszpinski, P., Dt. Derm. 45 (1997) 953 – 957.

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